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Die deutsche Freestyle-Delegation in Chengdu. Foto: BDR
09.11.2017 12:41
WM in Chengdu: BMX Freestyler rüsten sich schon jetzt für Olympia

Chengdu (rad-net) - In dieser Woche feiern die Urban Cycling Worldchampionships ihre Premiere. Eine Disziplin, in der in Chengdu (China) auch um die Medaillen gefahren werden, ist BMX Freestyle Park, das 2020 auch bei den Olympischen Spielen in Tokio im Programm sein wird.

Was ist BMX Freestyle Park?
Gewagte Sprünge und Drehungen auf dem Rampenparcours, spielerisch leicht aussehend, dabei von höchster Perfektion und doch bisher ohne festes Regelwerk - abgesehen davon, dass die Übungen alle in eine Minute gepackt werden: Das ist die neue Olympische Sportart BMX Freestyle Park, in der am kommenden Sonntag, den 12. November, um WM-Medaillen gefightet wird. Früher hat dies nur einige wenige Insider interessiert, durch die Zugehörigkeit in den erlauchten Kreis der Olympischen Disziplinen ist die Aufmerksamkeit gestiegen.

Das, was diese Sportart ausmacht, trägt sie schon in ihrem Namen: Freestyle. Sportler, die das ausüben, fahren meistens locker in Jeans un T-Shirt gekleidet, ein Helm schützt immerhin ihren Kopf, ansonsten gibt es nur einen Knie- und Ellenbogenschutz. Eine gewachsene Trainerstruktur gab es lange nicht. Für den BDR wird künftig Tobias Wicke die BMX-Freestyler betreuen und am Können der Athleten feilen. Geübt wird an den Tricks täglich drei bis fünf Stunden. Noch bis vor einigen Jahren besaßen die Sportler auch keine Lizenzen, gehörten in den seltensten Fällen Vereinen an, kannten kein festes Regelwerk. Das hat sich geändert. Wer sich auf internationalem Terrain bewegt, der ist nun auch über seinen nationalen Verband lizensiert.

Es ist eine junge Sportart, existiert seit 20 Jahren in verschiedenen Ländern und wird von Fahrern aus den USA und Australien dominiert. Aber Europa zieht nach. Seit 2014 gibt es Weltcups, die Szene wächst. Strukturen und Regeln entstehen. Das ist notwendig, wenn man künftig vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und damit vom Bund gefördert wird und ein Olympiaticket lösen will.

BMX Freestyle Park in Deutschland
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat dafür Jens Werner als BMX-Freestyle-Koordiantor an seiner Seite. «Die Sportler wollen eigentlich keine Zwänge, keine Regeln, sie sind Individualisten. Ich versuche da zu vermitteln», sagt Werner, der die Zusammenarbeit mit dem Verband sehr positiv bewertet. «Man geht sehr auf unsere Bedürfnisse ein, lässt uns viel Freiraum.» Der Berliner ist seit vielen Jahren für die Anlage im Berliner Mellowpark verantwortlich, wo fast alle deutschen Freestyler regelmäßig trainieren. Seit 2000 wird in Berlin Freestyle betrieben und viele Events haben in der Vergangenheit das Publikum angelockt. Künftig werden es noch mehr sein.

Für die bevorstehende Weltmeisterschaft in China hat der BDR sechs Sportlerinnen und Sportler ausgewählt. In der Frauen-Klasse geht die erst 17-Jährige Lara Lessmann an den Start, die als größtes Talent in der deutschen Freestyle-Szene gilt. Es gibt keinen separaten Contest für Juniorinnen, sie starten gemeinsam mit den Frauen, aber es gibt später eine Extra-Wertung. Gleiches gilt im männlichen Bereich für Evan Brandes, der wie Lessmann erst 17 Jahre alt ist.

WM: «In erster Linie Erfahrungen sammeln»
Lessmann konnte in diesem Jahr bereits einen Weltcup für sich entscheiden. «Wichtig ist in erster Linie, bei den Weltmeisterschaften Erfahrungen zu sammeln», sagt Werner, aber ganz ohne Druck geht es dann doch nicht: «Die WM gilt gleichzeitig als einzige Qualifikation für die Youth Olympics im kommenden Jahr in Buenos Aires», weiß Werner. Und dort geht es dann bereits um erste Punkte für die Olympia-Qualifikation.

Bei den Männern schätzt Werner den Berliner Paul Thölen als derzeit stärksten BMX-Freestyler ein. Beim letzten Weltcup der Saison, der eine Woche vor der WM auf dem Parcours von Chengdu abgehalten wurde, erreichte Thölen das Halbfinale und überzeugte die Judges mit «besonders stylischem BMX-Fahren». Bei den Frauen konnten die beiden deutschen Teilnehmerinnen das Finale erreichen. Dort erzielte Rebecca Berg mit vielen technischen Tricks am Ende Platz acht. Lara Lessmann überzeugte bei ihrem zweiten Weltcup erneut mit kreativen und anspruchsvollen Tricks, die sie als einzige Frau in der Welt beherrscht und wurde damit Zweite hinter der Weltcup Gesamtsiegerin Hannah Roberts aus den USA.

Nun gilt die Konzentration voll und ganz der bevorstehenden Weltmeisterschaft, bei der die deutschen Sportlerinnen und Sportler ihre besten Tricks abrufen wollen. Coach Tobias Wicke sagt: «Dann haben wir das Potential international mitzuhalten und als deutsches Team einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.»

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