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Victor Hugo Pena freut sich auf dem Podium nach der 6. Etappe.
12.07.2003 12:13
Pena und Botero halten Kolumbien wach

Lyon (dpa) - Selbst das Gelbe Trikot schützt vor niederen Arbeiten nicht. Als sich Victor Hugo Pena kurz vor Lyon am Mannschaftswagen bei 35 Grad mit Wasserflaschen für sich und seine Kollegen eindeckte, hielten das Fernsehen und mehrere Fotografen die ungewöhnliche Szene fest. Doch ansonsten wird der kolumbianische Rad-Profi, der bei der 90. Tour de France als Spitzenreiter Richtung Alpen aufbrach, sogar von seinem Chef Lance Armstrong geschützt.

Das dürfte zwar in den Bergen nicht mehr der Fall sein, wo Armstrong angreifen wird. Doch Pena tröstet sich: «Ich kann immer erzählen: Ich habe das Gelbe Trikot der Tour de France gehabt. Das kann mir keiner mehr nehmen.» Nach dem Sieg von US Postal im Mannschaftszeitfahren hatte Pena mit einer Sekunde vor seinem Teamgefährten Armstrong die Führung übernommen und durfte zu seinem 29. Geburtstag am 10. Juli in Gelb antreten.

«Es ist das schönste Geschenk meines Lebens, selbst in meinen verrücktesten Träumen hätte ich mir das nie vorstellen können.» Alle Fahrer, darunter auch Jan Ullrich, hätten ihm gratuliert. «Das zeigt, das man seinen Wert hat, auch wenn man im Schatten eines sehr großen Chefs arbeitet. Ich ahne jetzt in etwa, was Lance für einen Trubel durchmachen muss.» Als Pena während der vergangenen Tage von Armstrong vor dem Wind geschützt wurde, erinnerte er seinen Boss daran, dass ihm das als Helfer doch nicht zustehe. Armstrong antwortete nur: «Das ist das Gesetz der Tour» und fuhr weiter voraus. Das Glücksgefühl der vergangenen Tage will Pena aufsaugen, damit er es möglichst lange genießen kann.

Daheim ist der erste Kolumbianer in Gelb sowieso schon ein Nationalheld. Präsident Alvaro Uribe Velez beglückwünschte ihn telefonisch. Die Radioreporter aus der Heimat überschlagen sich fast, während sie über Handy lautstark jedes Detail der Etappen schildern, die in dem krisengeschüttelten südamerikanischen Land am frühen Morgen beginnen. Nachts um zwei Uhr laufen Live-Interviews mit Pena im Radio. Seine Mutter zündet daheim in der Hauptstadt Bogota jeden Tag Kerzen an und betet, damit ihr Sohn nicht stürzt.

Vor 20 Jahren sorgten die Kolumbianer bei der Tour erstmals für Aufsehen. Penas großes Vorbild Lucho Herrera gewann drei Etappen in Frankreich und siegte unter anderem 1989 in L'Alpe d'Huez, wo die Königsetappe der 90. Tour endet. 1983 trat bei der Tour zum ersten Mal eine rein kolumbianische Formation, Columbia-Varta, an. Zur Tragik des Landes gehört, dass Herrera später zwei Mal entführt wurde.

Der Kletterer gehört auch zu den Vorbildern von Santiago Botero vom Team Telekom. Botero erklärt, warum die Erfolge daheim solche Euphorie auslösen. «Historisch gesehen fühlt sich der Kolumbianer bedrängt, schwächer und unterlegen», sagte Botero, der Armstrong im Vorjahr beim ersten Einzelzeitfahren der Tour besiegt hatte. Sein Weltmeister-Titel in dieser Disziplin sei für die Fans, ihren Nationalstolz und das Image Kolumbiens aber viel wichtiger gewesen.


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