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Jochen Käß wurde Neunter bei der Marathon-WM in Laissac. Foto: Erhard Goller
26.06.2016 19:31
Marathon-WM-Titel für Neff und Ferreira

Lassaic (rad-net) - Der Portugiese Tiago Ferreira hat im französischen Laissac nach 90 Kilometern in 4:01:57 Stunden den Titel des MTB Marathon-Weltmeisters geholt. Jochen Käß und Markus Kaufmann landen auf den Plätzen acht und zehn. Die Schweizerin Jolanda Neff holte sich den Damen-Titel.

Bei den Herren entstand auf den ersten 30 Kilometern eine fünfköpfige Spitzengruppe, zu der auch Olympiasieger Jaroslav Kulhavy gehörte. Der Tscheche konnte in der Anfangsphase sogar einen kurzen Defekt-Stopp kompensieren. Doch bei Kilometer 60 verließ er das Rennen mit einem Vorderrad-Plattfuß. So blieben noch vier Fahrer an der Spitze, 3:30 Minuten vor einer größeren Verfolgergruppe, zu der auch Titelverteidiger Lakata und die beiden Deutschen gehörten.

Alban Lakata war das Anfangstempo bewusst nicht mitgegangen. Dadurch hatte er im letzten Drittel Reserven. Unter seinem Tempodiktat riss die Verfolger-Gruppe auseinander, während vorne Hector Paez und Tiago Ferreira attackierten und Kristian Hynek zurückließen. Zuvor war schon Howard Grotts aus der Führungsgruppe zurückgefallen.

Dann wurde es turbulent. In einer Abfahrt stürzte Paez und sein Lenker brach. So war Ferreira alleine in Führung, musste aber auch einmal zu Boden. Der Portugiese konnte aber dennoch seine Spitzenposition verteidigen und holte sich zum ersten Mal den Weltmeister-Titel. «Ich kann das gar nicht glauben. Auf einmal war ich alleine vorne und bin nervös geworden», erklärte Ferreira.

Hinter ihm wünschte sich Alban Lakata, dass das Rennen «fünf Minuten länger» gewesen wäre. Sein Kalkül war fast, aber nur fast aufgegangen. «Mein Plan war nicht zu überdrehen. In der Mitte des Rennens habe ich vielleicht zu wenig Gas gegeben, so dass der Rückstand etwas zu groß geworden ist. Schade, aber Silber passt auch. Nächstes Jahr gibt es wieder eine WM.»

Sein Teamgenosse Kristian Hynek wurde glücklicher Dritter, mit «gemischten Gefühlen», wie er sagte. Weil er dreieinhalb Stunden lang um Gold gekämpft hätte, aber durch Paez Pech noch zu Bronze gekommen war.

Jochen Käß bedauerte, dass er nicht versucht hatte, Lakatas Hinterrad zu halten. «Ich habe es mich nicht getraut, weil ich Respekt hatte vor dem letzten Anstieg. Hinterher hat sich rausgestellt, dass es doch noch gut gegangen wäre. Achter ist nicht schlecht, aber es hätte vielleicht keine Medaille, aber trotzdem besser sein können», so Käß.

Markus Kaufmann kam am Start in keine gute Position und musste Körner in eine Aufholjagd investieren. «Als Alban dann Druck gemacht hat, da habe ich das gespürt. Mein Ziel Top Ten habe ich gerade so erreicht, aber mit einem besseren Start wäre sicher noch mehr drin gewesen. Ich bin mit der Strecke erstaunlich gut zurecht gekommen», so Kaufmann.

Unter etwas kuriosen Umständen gewann Jolanada Neff die 70-Kilometer-Distanz der Damen mit 2:34 Minuten Vorsprung auf die Britin Sally Bigham (Topeak-Ergon) und 5:33 Minuten vor Sabrina Enaux aus Frankreich. Beste Deutsche wurde Stefanie Dohrn (Essen) auf Rang 22 (+33:37).

Es wirkte befremdlich als Jolanda Neff auf der Zielgeraden der Ziel-Linie entgegen fuhr. Die Arme blieben am Lenker, kein Zeichen von Jubel. Sie machte den Eindruck einer Geschlagenen. Den Konfetti-Regen, der sich über sie ergoss als sie die Ziellinie überquert, ignorierte sie. Sekunden später löst sich das Rätsel auf: Neff hatte sich fast vier Stunden lang als Verfolgerin von Annika Langvad (Specialized Racing) gesehen. Dabei war sie über drei Stunden lang in Front.

Die mitfavorisierte Dänin hat bereits am ersten Anstieg angegriffen und einen Vorsprung herausgeholt. Doch dann nahm sie eine falsche Abzweigung und verlor ihren Vorteil.

Derweil hatte sich Jolanda Neff von den restlichen Konkurrentinnen abgesetzt, ohne zu bemerken, dass Langvad nicht mehr vorne war. Die dreifache Marathon-Weltmeisterin konnte sich wieder bis an die zweite Position nach vorne fahren, erlitt dann aber einen Defekt. Das getauschte Hinterrad machte in der Folge Probleme, so dass sie aussichtslos zurückfiel. «Sehr schade, ich hatte super Beine heute. Danach habe ich es nur noch als Training genommen», so Langvad.

Jolanda Neff fuhr «so schnell es ging», wie sie später im Ziel erzählen sollte. «Ich bin gefahren so schnell ich konnte und habe sie doch nie eingeholt.» Das konnte sie schon mit einem Lachen berichten. Zuvor konnte sie es im Zielraum gar nicht fassen, dass man sie zur Weltmeisterin kürte. «Nein, unglaublich. Das muss ich erst mal begreifen», schüttelte sie den Kopf und zeigte sich sehr bewegt. «Ich dachte immer, ich bin Zweite, vier Stunden lang. Ich kann es gar nicht glauben. Aber wenn die das sagen, muss es wohl stimmen», sagte sie, halb schluchzend, halb lachend.

Stefanie Dohrn (Pschick Racing) verpasste ihr selbst gestecktes Ziel Top 20 um 2:35 Minuten, war aber dennoch nicht unzufrieden, da sie erst im zweiten Jahr MTB-Rennen fährt. «Ich muss noch Erfahrungen sammeln», meinte Dohrn. Sie versuchte das Defekt-Malheur von der EM zu vermeiden und fuhr in den Trails ohne Risiko «auf Nummer Sicher». Die erste und die letzte Stunde sei gut gegangen, dazwischen habe sie sich mit Rückenschmerzen gequält. «Ich bin auf jeden Fall zufrieden», bilanzierte Dohrn.

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