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Jolanda Neff will in Rio sowohl im MTB als auch im Straßenrennen teilnehmen. Foto: Erhard Goller
15.12.2015 15:03
Führende der MTB-Weltrangliste Jolanda Neff plant in Rio Doppelstart

Zürich (rad-net) - Cross-Country-Weltcupsiegerin Jolanda Neff plant einen Doppelstart bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Wie die Schweizerin vom Stöckli Pro Team bei einem Medien-Termin auf dem Säntis bekannt gab, will sie in Brasilien sowohl im Straßen-Rennen als auch in der Mountainbike-Konkurrenz an den Start gehen.

Was sich schon angedeutet hat, bestätigte Jolanda Neff am Montag: «Ich sage ja zum Doppelstart.» Dann klärt die Weltranglisten-Erste im Cross-Country darüber auf, wie es zu dieser Entscheidung kam. Vor einem Jahr waren die Schweizer in Rio um die Bedingungen vor Ort abzuklären. Dabei hat Jolanda Neff auch den Kurs des Straßenrennens besichtigt und ein schweres Profil mit vielen Anstiegen entdeckt. «Fast ein Bergrennen. Erst die Besichtigung hat den Stein ins Rollen gebracht», sagt sie.

Ein (kleines) Fragezeichen steht allerdings noch hinter diesem Doppelstart. In der Nationenweltrangliste liegt die Schweiz aktuell auf Rang 23 und hätte damit kein Anrecht auf einen Startplatz. Platz 22 müsste es sein, dann dürften zwei Eidgenossinnen am Straßenrennen in Brasilien teilnehmen.

Ein Einzelstart-Recht für Jolanda Neff könnte sich aus ihrem Weltranglisten-Platz unter den besten 100 ergeben. Sie ist 46. Doch das kommt nur unter den Bedingungen zum Tragen, dass die maximale Teilnehmerinnen-Zahl 62 durch die Quoten-Plätze noch nicht erreicht ist.

Die komplexe Situation referiert Jolanda Neff ganz versiert. Und die WM-Neunte auf der Straße erklärt auch, wie sie der Schweiz zu den entsprechenden Quoten-Plätzen und sich zum zweifachen Olympia-Start verhelfen will.

Der März 2016 wird dem Straßen-Projekt gewidmet. Dort will sie bei insgesamt sechs Rennen (u. a. Strade Bianchi, Trofeo Binda und Gent-Wevelgem) genügend Punkte sammeln. Danach ist vor Rio kein weiteres Straßenrennen mehr geplant. «Ob ich vorher noch mal ein Straßenrennen fahre, ist noch offen. Aber die wichtigen Stationen sind erst mal die WM in Nove Mesto und Lenzerheide», betont die Weltranglisten-Erste und lässt auch keinen Zweifel daran, dass MTB ihre Disziplin Nummer eins bleibt. «Das bleibt unbestritten und unverändert mein Fokus. Wenn ich da Einbußen hinnehmen müsste, hätte ich es nie gemacht.»

Die Straßenrennen bestreitet sie für das italienische Team Servetto Footon. Von besseren Teams hätte es «zwei, drei Anfragen» gegeben, erläutert Jolanda Neff. Aber darum wäre es ihr nicht gegangen. «Servetto erlaubt mir ein Kommen und Gehen wie ich will, sie bieten alles und ich habe keine zusätzlichen Verpflichtungen. Außerdem kann ich mein Stöckli-Bike fahren», erklärt sie ihre Wahl. Dass man dort nur italienisch spricht, wäre ein kleines Hindernis. Die möglicherweise fehlende Team-Unterstützung bei größeren Rennen sei da auch kein Problem, weil: «In Rio werde ich die ja auch nicht haben.»

Einen Kompromiss muss sie im Blick auf die MTB-Saison eingehen. Das Weltcup-Rennen am 7. August in Mont Sainte Anne, das sie 2015 gewinnen konnte, muss sie auslassen. Am selben Tag findet das olympische Straßenrennen statt.

Die Ambitionen auf die Wiederholung des Gesamtweltcup-Sieges gibt Jolanda Neff deshalb aber noch nicht auf. «Der Weltcup hat nächstes Jahr sicher nicht den Stellenwert wie 2015, aber es ist sicher auch möglich zu gewinnen, wenn man ein Rennen auslässt. Ich werde mein Bestes geben», kündigt die junge Dame aus dem Kanton St. Gallen an.

Im olympischen MTB-Rennen gehört sie auf jeden Fall zu den Gold-Anwärterinnen, nach jetzigem Stand. Prognosen wagt sie aber noch nicht. «Da warten wir erst mal die Saison ab», ist sie vorsichtig. Dass sie aber auch im Straßenrennen nicht für einen 20. Platz an den Start geht, darüber lässt sich keinen Zweifel. «Sicher nicht, nein.»

Der Auftakt mit zwei Wochen Trainingslager in Barcelona (mit den Schweizer Damen) sei gelungen, eine Basis bereits gelegt, sagt Neff. Jetzt stehen erst einmal ein paar Cross-Rennen in der Schweiz auf dem Programm, dann folgt im Januar ein Trainingslager auf Gran Canaria mit Swiss Cycling und im Februar ein Stöckli-Trainingscamp in Südafrika. «Ich freue mich auf ein Jahr, in dem ich viel lernen kann. Es wird sicher ein unvergessliches Jahr, hoffentlich im positiven Sinne», blickt Jolanda Neff voraus.

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