Rom (dpa) - Nach Abschluss der Doping-Ermittlungen vom Giro d'Italia 2001 hat der italienische Staatsanwalt Luigi Boccolini Anklage gegen den Telekom-Arzt Lothar Heinrich und 50 weitere Personen erhoben. Darüber berichtete die «Gazzetta dello Sport».
Der Mediziner aus Freiburg sei in vier Punkten, darunter Sportbetrug und Verabreichung verbotener Substanzen, angeklagt worden und hat jetzt 20 Tage Zeit, sich zu äußern.
«Wir haben davon noch nichts gehört und noch nichts Schriftliches in der Hand. Also können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie wir darauf reagieren», erklärte Telekom-Sprecher Olaf Ludwig auf dpa-Anfrage. Heinrich, dem im ungünstigsten Fall eine Haftstrafe von drei Jahren drohen kann, befand sich zum gleichen Zeitpunkt auf dem Rückflug vom Trainingslager auf Lanzarote.
Neben Heinrich wurden drei weitere Mediziner, vier Funktionäre, neun Mechaniker und Masseure sowie 34 Rad-Profis angeklagt. Der Prozess beginnt im Oktober. Unter den Fahrern, die gegen verschiedene Bestimmungen verstoßen haben, befinden sich Marco Pantani, Dario Frigo und die ehemaligen Telekom-Profis Alberto Elli und Giovanni Lombardi (alle Italien). Heinrich muss den Besitz von Coffein und Kortison erklären.
Die Ermittlungen gegen Jan Ullrich, der bei der spektakulären Polizei-Razzia am 6./7. Juni 2001 während des laufenden Giro in San Remo ebenfalls untersucht worden war, waren im vergangenen Jahr eingestellt worden. Der Tour-Sieger von 1997 konnte nachweisen, dass er Kortison-Präparate gegen eine Asthma-Erkrankung verschrieben bekam. Heinrich hatte den Besitz von Coffein-Tabletten damals mit Eigenbedarf nach einem Jetlag begründet.