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Im Zeitfahren auf der 11. Etappe war Tony Martin nicht zu schlagen. Foto: Yoan Valat
11.07.2013 17:58
Deutsche Radprofis sahnen bei der Jubiläums-Tour ab

Tours (dpa) - Die Franzosen feiern die 100. Auflage ihrer Tour, für die meisten Highlights sorgen aber die Radprofis aus Deutschland. Während die Grande Nation immer noch auf einen Etappensieg eines einheimischen Fahrers wartet, feiern die Deutschen einen Tageserfolg nach dem anderen.

Marcel Kittels Etappensieg am Donnerstag war schon der fünfte Tageserfolg eines deutschen Fahrers. Zuvor hatte der deutsche Shootingstar schon zwei Etappen gewonnen, dazu kommen die Siege von Tony Martin im Zeitfahren und von André Greipel im Sprint. Die Radsport-Welt staunt, dass die Erfolge der Seriensieger im öffentlich-rechtlichen Heim-TV nicht live zu sehen sind.

«Ich hoffe, dass diese Erfolge den Radsport in Deutschland pushen», sagte Martin nach seinem Sieg im Kampf gegen die Uhr. Der Erfolg vor der pittoresken Kulisse des Klosterstädtchens Saint Mont-Michel war bereits der 30. Zeitfahrsieg seiner Karriere und ein besonders schneller. Sein Durchschnittstempo von 54,271 Stundenkilometer war die viertschnellste Zeit in einem Einzelzeitfahren der Tourgeschichte. «Es ging mir aber nicht um meine Leistung, sondern nur um das Resultat», sagte der Zeitfahr-Weltmeister, der sich nach seinem Sturz zum Tourauftakt trotz zahlreicher Verletzungen bis zu diesem Tag durchgequält hatte.

Fünf Etappensiege stellt die bislang zweitbeste deutsche Bilanz bei der Frankreich-Rundfahrt dar. Besser waren die deutschen Radprofis bisher nur 1977, als Didi Thurau fünf Etappen gewann und Klaus-Peter Thaler einen Tagessieg dazusteuerte. Und einen deutschen Hattrick, wie durch Kittels Siege am Dienstag und Donnerstag sowie Martins Erfolg am Mittwoch, hatte es noch nie gegeben. Die deutsche Erfolgsgeschichte beim Jubiläum löste auch teamübergreifend Freude aus. «Ich bin auch stolz auf die Erfolge meiner deutschen Kollegen», sagte Martin mit Blick auf die beiden deutschen Top-Sprinter Greipel und Kittel, der für einen Tag sogar in Gelb fahren durfte.

ARD und ZDF sind seit der Tour 2012 nicht mehr live dabei - und dabei soll es auch bleiben. «Es gibt derzeit keine Pläne, zu einer Live-Berichterstattung über die Tour zurückzukehren», sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz der Nachrichtenagentur dpa. Deutsche Radsportfans, die die Siege ihrer Landsleute live miterleben wollen, müssen auf Eurosport ausweichen. Die Öffentlich-Rechtlichen hatten sich wegen des massiven Dopingproblems im Radsport aus der Live-Berichterstattung zurückgezogen. Die Skandale hatten auch die Einschaltquoten in den Keller gehen lassen.

«Ich hoffe, dass unsere Leistungen dazu beitragen, dass die Fans, die unserem Sport den Rücken zugedreht haben, zurückkehren», ergänzte Martin. Die Etappensieger Martin, Kittel und Greipel sprechen sich auch deshalb explizit gegen Doping aus. Das ist neben den Erfolgen Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Der älteste Tourteilnehmer Jens Voigt hofft auf eine Rückkehr von ARD und ZDF «in zwei bis drei Jahren».

Vor allem den Gastgebern fehlt das Verständnis, warum die Erfolge der Radprofis aus dem Nachbarland dort nicht gebührend gefeiert werden. Denn von solch einer Bilanz können die Franzosen bei ihrer großen Jubiläumsfeier nur träumen. Ein Etappensieg sprang noch nicht heraus. Der große Hoffnungsträger für die Gesamtwertung, Thibaut Pinot, liegt als 48. abgeschlagen im Hintertreffen. Der beste französische Sprinter, Nacer Bouhanni, ist nicht mehr dabei. Dass in Pierre Rolland immerhin ein einheimischer Profi das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers trägt, ist nur ein schwacher Trost. Der letzte Toursieger aus Frankreich war 1985 Bernhard Hinault.

Allerdings darf sich auch der Radsport hierzulande nicht in Sicherheit wiegen. Martin, Kittel und Co. fahren alle in ausländischen Teams, weil es seit 2010 (Milram) keinen erstklassigen deutschen Rennstall mehr gibt. Zudem sind sie ein Produkt des Booms, den der Toursieg von Jan Ullrich 1997 ausgelöst hatte. Die Dopingskandale der vergangenen Jahre haben die Nachwuchsarbeit jedoch erschwert. «In fünf Jahren gibt es ein großes Loch», fürchtet Gerald Ciolek. Der Sieger von Mailand-San Remo kann zur deutschen Erfolgsbilanz bei der Tour nichts beitragen. Sein zweitklassiges Team MTN-Qhubeka erhielt keine Einladung nach Frankreich.


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