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Tony Martin feierte seinen erneuten Zeitfahr-WM-Titel mit der Familie. Foto: Jerry Lampen
20.09.2012 12:04
Martin feiert Zeitfahr-WM-Gold mit Torte und Oma

Valkenburg (dpa) - Erst stabile Seitenlage, dann Familienfest am Abend im Hotel: Als Tony Martin die erste Erschöpfung nach der erfolgreichen Titelverteidigung im WM-Einzelzeitfahren überstanden hatte, feierte er mit seinen Angehörigen den versöhnlichen Saisonabschluss.

Im Mannschaftshotel «Bergblick» warteten die Eltern, der Bruder, die Oma und eine gebackene Torte. Ein Stockwerk höher feierten die Funktionäre nicht nur mit Apfelschorle. Als sich der geschaffte Martin nach seinem zweiten WM-Titel im Einzelzeitfahren wieder vom Asphalt aufgerappelt hatte, begann der Gratulationsmarathon, der bis in die späten Abendstunden dauerte.

«Dass wir in der Familie alle zusammen sind, ist sehr selten», sagte der alte und neue Weltmeister. Gold in Valkenburg hatte den 27-jährigen Wahlschweizer endgültig ausgesöhnt mit der von «vielen Aufs und Abs» gekennzeichneten Rad-Saison. «Das war das Happy End», resümierte Martin-Manager Jörg Werner.

«Am Ende war ich tot. Das war das härteste Zeitfahren meiner Karriere», sagte Martin nach seinem Parforceritt durch die Limburger Hügellandschaft über 46,3 Kilometer. «Ein ganz hartes Stechen», sah auch Teamchef Jan Schaffrath, der im Begleitwagen saß und am Ende fast noch um den Sieg bangen musste. Doch Martin stand endlich wieder das Glück zur Seite. «Nach all dem Pech gab es nur einen Weg, die Saison zu retten: Das war der Titel», sagte der Omega-Quickstep-Profi, der die WM-Woche in den Niederlanden mit dem Titelgewinn beim erstmals ausgefahrenen Mannschaftszeitfahren vielversprechend begonnen hatte.

Unter Aufbietung aller Kräfte hatte Martin den fünf Jahre jüngeren US-Profi Taylor Phinney, den Spross einer Radsport-Familie, mit 5,37 Sekunden Vorsprung in Schach gehalten. «Tony hat die Fähigkeit, sich selbst die Lichter auszuknipsen. Das ist eine enorme Qualität, wenn du im Kampf gegen dich selbst bis zum Letzten alles geben kannst. Im Ziel war er einfach platt», beschrieb Werner im Rückblick die Sekunden nach der erfolgreichen Titelverteidigung. Auf dem Weg dorthin hatte Martin den frisch gekürten Vuelta-Sieger und Mitfavoriten Alberto Contador nach 31 Kilometern wie einen Nachwuchsfahrer stehen lassen. Der Spanier war zwei Minuten vor Martin gestartet.

Den krönenden WM-Abschluss wird Martin im Fernsehen verfolgen. Das Straßenrennen der Elite am Sonntag findet ohne ihn statt. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und seine Galionsfigur waren schon vor den Titelkämpfen übereingekommen, dass Martin nur die Zeitfahren bestreitet. «Tony wollte keinem der sieben BDR-Starter den Platz wegnehmen. Alle sind zufrieden damit», meinte Werner.

Jetzt stehen noch zwei Wettkampftermine in Martins Kalender: am 3. Oktober der Münsterland-Giro und vom 10. bis 14. Oktober die Peking-Rundfahrt, bei der er als Titelverteidiger antritt. Danach soll sich entscheiden, ob sich der Olympia-Zweite doch noch einer Handoperation unterziehen muss. Röntgenaufnahmen hätten laut Werner zuletzt verschiedene Ergebnisse gezeigt und den Verdacht nahegelegt, dass sich das beim Tour-Sturz gebrochene Kahnbein der linken Hand verschoben haben könnte. «Das werden wir endgültig nach Peking klären. Hoffentlich kommen wir um den Eingriff herum», sagte Werner. Aber auch im Fall einer OP könnte Martin laut Werner relativ schnell wieder auf der Rolle trainieren und im Dezember wie geplant ins Trainingslager starten.


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