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Der ehemalige Mountainbiker Ryder Hesjedal lehrt der Asphalt-Konkurrenz das Fürchten. Foto: Luigi Benati
24.05.2012 11:52
Favoritenschreck Hesjedal vor Giro-Sieg

Cortina d'Ampezzo (dpa) - Die Angst geht um im Spitzenfeld des Giro d'Italia. Die Angst vor dem zähen Kanadier Ryder Hesjedal.

Er ist ehemaliger Mountainbiker, und hat bis auf einen siebten Platz bei der Tour de France 2010, einen zweiten Rang beim Amstel Gold Race im gleichen Jahr sowie einen Etappensieg bei der Vuelta 2009 nicht viel an Ergebnissen auf der Straße vorzuweisen. Beim Giro entpuppt sich der 1,88 Meter große Fahrer als Favoritenschreck. «Man wird ihn einfach nicht los», lautet die Klage der Rodriguez, Basso und Scarponi.

Joaquim Rodriguez, der aktuelle Mann im Rosa Trikot, bezeichnete Hesjedal als «heißen Favoriten». Mit den gegenwärtigen Zeitabständen sei es «unmöglich für mich, Basso oder Scarponi, ihn nach dem Zeitfahren am Sonntag in Mailand zu schlagen», meinte der Spanier. Diese Einschätzung deckt sich mit der seines Teamchefs. Katusha-Manager Hans-Michael Holczer sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Wir freuen uns über jeden Tag in Rosa. Aber nach Lage der Dinge wird dieses Trikot in Mailand nicht Rodriguez, sondern Hesjedal tragen».

Auch Ivan Basso, zweifacher Giro-Sieger und Top-Favorit dieser Ausgabe, ist überrascht und verängstigt zugleich. «Habt ihr gesehen, wie leicht er aufschloss, als ich beschleunigte?», fragte er Journalisten am Ende der ersten Dolomitenetappe in Cortina. Und Titelverteidiger Michele Scarponi gestand: «Heute hatte ich genug zu tun, um selbst im Rennen zu bleiben und konnte nichts dazu beitragen, eine Lücke auf Hesjedal zu reißen.»

Hesjedal, der 2004 im Lance-Armstrong-Team US Postal seine Straßenkarriere begann, weiß, dass er in einer optimalen Position ist, um als erster Kanadier den Giro zu gewinnen. Seit Dezember arbeitet er darauf hin, ein starker Klassementfahrer zu werden und aus seiner bisherigen Helferrolle herauszutreten. Der 31-Jährige ist optimistisch, dass er sich in den superschweren Dolomitenetappen am Freitag und Samstag nicht abhängen lassen wird. «Jeder, der mich etwas länger beobachtet hat, weiß, dass ich bei langen Rundfahrten von Tag zu Tag besser werde», meinte er. Das klang wie eine Drohung.

Es sind aber nicht allzu viele Menschen, die Hesjedal beobachtet haben. Noch jetzt liegt er unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Mehrheit. Während sich Trauben von Autogrammjägern und Fernsehkameras um Rodriguez, Basso und Scarponi bilden, kann der Mann aus dem US-Team Barracuda-Garmin mit der Nr. 95 mutterseelenallein zum Einschreiben radeln. Daran änderte sich selbst dann nichts, als der Kanadier für vier Tage das Rosa Trikot überstreifte. Viel mehr als statistischen Wert als erster Kanadier in Rosa gestand ihm die «Gazzetta dello Sport» bisher nicht zu.


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