Kopenhagen (dpa) Mit Gold für die Teamsprinter und Bronze im Keirin für den Cottbuser Maximilian Levy haben die Sprinter die Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) bei den Bahn- Weltmeisterschaften in Kopenhagen gerettet.
Am Ergebnis des Vorjahres - zweimal Gold, einmal Bronze - sind die deutschen WM-Starter aber vorbeigefahren. Größtes Sorgenkind bleibt zur Halbzeit des Olympia-Zyklus das frühere Flaggschiff Bahnvierer. BDR-Vize und WM- Delegationsleiter Udo Sprenger möchte in Zukunft auf junge Fahrer setzen: «Ich empfehle dem Bundestrainer, in Zukunft auf Robert Bartko für den Vierer zu verzichten. Das heißt nicht, das er auch nicht mehr im Omnium oder Madison eingesetzt werden soll», so der Wiesbadener.
Auch im Ausdauerbereich der Frauen ist trotz des Trainerwechsels im vergangenen Jahr unter dem Leipziger Thomas Liese kein sichtbarer Fortschritt zu erkennen. «Wir müssen den Umbruch herbeiführen. Schlechter kann es nicht werden», erklärte Sprenger.
«Die Goldmedaille zeigt, dass wir zu den Olympischen Spiele 2012 auf dem richtigen Weg sind», betonte Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel. Im Einzel-Sprint verpasste der Geraer Robert Förstemann Bronze im kleinen Finale gegen den Franzosen gegen Kevin Sireau. «Wir haben mit der methodischen Umgestaltung des Krafttrainings erste Fortschritte erzielt. Daran müssen wir konsequent weiterarbeiten», sagte Uibel. Im Sprint der Frauen machte der fünfte Platz der Erfurterin Kristina Vogel ebenfalls Mut. Die 19-Jährige, die noch im Mai 2009 nach einem Verkehrsunfall zwei Tage im Koma lag, sorgte für das beste Ergebnis seit acht Jahren. Damals holte die Cottbuserin Katrin Meinke Bronze.
Der Bahnvierer tritt dagegen nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2008 auch unter Andreas Petermann auf der Stelle. Platz zehn war das schlechteste Ergebnis nach der Wiedervereinigung. Die Weltspitze ist um mehr als zehn Sekunden enteilt. Die Integration der Straßen-Profis Roger Kluge (Cottbus/Team Milram) und Patrick Gretsch (Erfurt/HTC Columbia) brachte nicht die erhoffte Wirkung. «Bei der WM-Analyse Mitte April ist der Bundestrainer aufgefordert, glaubhaft aufzuzeigen, wie er Fortschritte einleiten will», sagte Sprenger.
Der Umbruch soll noch konsequenter fortgeführt werden. Junge Fahrer wie der Cottbuser Stefan Schäfer (24), sein Teamkollege Nikias Arndt (18) oder der Biberacher Jakob Steigmiller (20) könnten im kommenden Weltcup-Winter weitere Chancen bekommen. Trotzdem ist Doppel-Olympiasieger Bartko aus Potsdam, inzwischen 34 Jahre alt, noch nicht abgeschrieben. «Es wäre falsch, jetzt über einzelne Fahrer zu urteilen», sagte Petermann. Er glaubt weiter an eine Rückkehr des Vierers in die Weltspitze schon 2012: «Wir nehmen nicht Abstand von unserem Ziel, in London um eine Olympia-Medaille zu fahren.»
Ernüchternd fiel auch die Bilanz von Frauen-Trainer Liese aus, der seit Anfang 2009 als Nachfolger von Jochen Dornbusch das Regiment im Ausdauerbereich führt. Das als Medaillenanwärter gehandelte Verfolgerinnen-Trio erreichte den siebten Platz ebenso wie Charlotte Becker aus Waltrop im 2012 olympischen Omnium. Ansonsten fuhren die deutschen Frauen weit hinterher.