New York (dpa) - Ambitioniert, angriffslustig und schon jetzt aufgeschlossen gegenüber allen kommenden Doping-Kontrollen: Radprofi Lance Armstrong machte die erste offizielle Pressekonferenz nach Bekanntgabe seiner Comeback-Pläne in New York zur Werbeveranstaltung in eigener Sache.
«Ich kann keinen achten Tour-de-France-Sieg versprechen, aber ich garantiere, dass ich dafür kämpfen werde, das Krebs weltweit in das Bewusstsein der Menschen gerückt wird», sagte der 37 Jahre alte Amerikaner vor mehr als 100 Medienvertretern aus der ganzen Welt. Armstrong, der 1996 an Hodenkrebs erkrankt war, wird 2009 für das Astana-Team fahren und kehrt somit zu Johan Bruyneel zurück, unter dessen Leitung er von 1999 bis 2005 sieben Mal nacheinander die Tour de France gewonnen hatte.
«Ich habe mit anderen Teams gesprochen, aber als Freund und langjähriger Partner von Johan konnte ich mir nicht vorstellen, gegen ihn zu fahren», so Armstrong. Auf der halbstündigen Pressekonferenz gab er sich äußerst auskunftsfreudig und scheute auch das Thema Doping nicht, mit dem er in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung gebracht wurde. «Ich stehe jedem für Tests zur Verfügung, jeder kann meine Werte im Internet nachlesen», betonte Armstrong.
Armstrong will künftig mit dem Doping-Experten Don Catlin zusammenarbeiten. Catlin war bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und den Winterspielen 2002 in Salt Lake City Chef des Dopingtest-Labors. 2003 entwickelte Catlin ein Testverfahren, mit dem das im kalifornischen Balco-Labor produzierte Designer-Steroid THG nachgewiesen werden konnte.
«Mir ist klar, dass Doping-Fragen aufkommen werden. Mir ist hingegen nicht klar, wie gut ich nächstes Jahr sein werde. Für den Fall, dass ich gut bin, habe ich Don gebeten, mit mir zusammenzuarbeiten und alles zu überblicken, um so alle Zweifel an meiner Leistung auszuräumen», sagte Armstrong.
Sein Comeback beginnt am 18. Januar bei der Tour Down Under in Australien und endet aller Voraussicht nach mit der Schlussetappe der Tour de France am 26. Juli auf dem Champs-Elysees in Paris. Allerdings, so Armstrong, könne er sich eventuell auch noch ein weiteres Jahr vorstellen.
Einen Konflikt mit Astana-Kapitän Alberto Contador sieht er nicht. «Ich denke, es gibt Platz für uns beide. Alberto ist der Beste der Welt und das respektiere ich. Und ich weiß derzeit gar nicht, ob ich so schnell fahren kann wie er», meinte Armstrong. Contador hatte nach seinem Vuelta-Sieg, mit dem er das historische Triple von Toursieg 2007 und Giro-Triumph im Juni schaffte, betont: «Ich habe es mir verdient, bei Astana Kapitän zu sein, ohne dafür jetzt zu kämpfen. Mit Armstrong könnte es Probleme geben. Ich habe noch einen guten Vertrag bis 2010, aber es gibt schon viele Anfragen verschiedener Teams.»
Vorfreude auf die künftigen Duelle mit Armstrong herrscht hingegen beim Cottbuser Tony Martin. «Ich freue mich auf die Gelegenheit, noch mal mit Armstrong in Rennen zusammen zu fahren. Ich kannte ihn ja nur vom Fernsehen. Ich denke, er will beweisen, dass er auch unter sauberen Bedingungen gewinnen kann», sagte der 23-Jährige vom Columbia-Team. Radsport-Kritiker und Doping-Kronzeuge Jörg Jaksche hat mit dem Thema Armstrong unterdessen abgeschlossen: «Ob er wieder fährt oder nicht, ist mir schnuppe. Ich werde darüber nicht richten. Aber vielleicht sollte man versuchen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu schauen.»