Mailand (dpa) - Das Rosa Trikot in Italien soll ihm über die Rote Karte aus Frankreich hinweghelfen. Alberto Contador, dessen Astana-Team von der kommenden Tour de France wegen seiner Doping-Vergangenheit ausgesperrt ist, hat sich bei seinem Giro-Debüt schadlos gehalten.
Sein Gesamtsieg bei der zweitwichtigsten Länder- Rundfahrt bestätigte seinen Ruf als augenblicklich wohl bester Etappenfahrer der Welt. Daran wird sich auch der kommende Toursieger messen lassen müssen. Allerdings ist Contadors tatsächliche Wertschätzung stark eingeschränkt, weil er vorhandene Indizien, in die Machenschaften des Doping-Kartells Fuentes verwickelt gewesen zu sein, immer noch nicht glaubhaft entkräften konnte.
Dessen ungeachtet jubelte der 25-jährige Madrilene und mit ihm seine Mannschaft, die von dem Belgier Johan Bruyneel geführt wird, der hinter sieben Toursiegen Lance Armstrongs und dem letztjährigen Contador-Erfolg in Frankreich steht. «Albertos Sieg hier, ist das beste, was dem Team passieren konnte», jubelte Contadors Team-Kollege Levi Leipheimer (USA), der sich in Italien genau wie Andreas Klöden von eigenen Ambitionen verabschieden musste, weil die Form im Hochgebirge nicht reichte, um ganz nach vorne zu fahren. «Alberto ist das größte Talent, das wir im Radsport zur Zeit haben», schwärmte sein sportlicher Leiter Sean Yates.
Contadors Höhenflug überraschte einmal mehr. Angeblich hatte er die Nachricht von der kurzfristigen Giro-Einladung des Astana-Teams, das ursprünglich von Rundfahrt-Chef Angelo Zomegnan ausgeladen war, dann aber doch den Zuschlag erhielt, am Urlaubsstrand erhalten. Gerade einmal eine Woche blieb dem Toursieger von 2007, sich mit dem italienischen Abenteuer anzufreunden. Es war dann offensichtlich Liebe auf den ersten Blick. «Es ist ein kaum beschreibliches Gefühl, wenn ich die Leute am Straßenrand meinen Namen schreien höre. Der Giro ist eine große Rundfahrt und sicher mit den höheren Schwierigkeitsgraden als die diesjährige Tour», sagte Contador. «Die 18 letzten Tage vor dem Giro ist er lediglich 600 Kilometer im Training gefahren», beschrieb Bruyneel die Vorbereitung des Premierensiegers.
In den italienischen Dolomiten war Contador nicht so dominierend wie ein Jahr zuvor in Frankreich, wo er zusammen mit dem Dänen Michael Rasmussen in der Überlegenheit wie von einem anderen Stern wirkte. Aber der «Urlauber» steigerte seine Leistungen beim Giro kontinuierlich, holte sich das Rosa Trikot auf der Marmolada nach der 15. Etappe und verteidigte es zuletzt in einem Sekundenspiel, ohne einen einzigen Etappensieg einzufahren. Jetzt konzentriert sich der zweite spanische Giro-Sieger nach Miguel Indurain 1993 auf Peking und die Vuelta im September. Im Juli hat Contador frei.