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19.05.2008 19:12
Mountainbiker distanzieren sich von Fumic-Brüdern

Stuttgart (dpa/rad-net) - Angeführt von der Europameisterin und Olympia-Dritten Sabine Spitz haben sich Mitglieder der Mountainbike-Nationalmannschaft öffentlich von der kritischen Haltung ihrer Kollegen Lado und Manuel Fumic zum Anti-Doping-Kontrollsystem in ihrer Sportart distanziert.

«Wir wehren uns entschieden dagegen mit dem Vorgehen von Lado und Manuel Fumic in Verbindung gebracht zu werden», hieß es in der vom Management von Sabine Spitz verbreiteten und von insgesamt 37 Sportlern und Teammanagern unterzeichneten Erklärung. Das Kontrollsystem der Anti-Doping-Agenturen WADA und NADA habe zwar Schwächen, sei aber sinnvoll und bedeute keine «totale Überwachung».

Lado Fumic hatte Bedenken gegen einige Auflagen der NADA im Anti- Doping-Kampf geäußert und diese vor allem mit der Beeinträchtigung seiner Persönlichkeitsrechte begründet. Das Brüderpaar aus dem schwäbischen Kirchheim/Teck befindet sich derzeit in einem Rechtsstreit mit der Sportgerichtsbarkeit des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) um eine dreimonatige Sperre wegen Verstoßes gegen die Meldepflicht.

Die Fumic-Brüder waren am 11. April vom BDR-Sportgericht verwarnt und mit der Sperre belegt worden. Dagegen hatten sie Revision eingelegt. Das Verbandsgericht muss in zweiter Instanz entscheiden, ob eine Sperre rechtens ist. Bis zur abschließenden Entscheidung des Verbandsgerichts dürfen die Brüder an Rennen teilnehmen, um sich sportlich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

 

Der offene Brief im Wortlaut:

St. Wendel im Mai 2008

An die Presse
Sehr geehrten Damen und Herren,
in den vergangenen Wochen und Monaten wurde in verschiedenen Medien mehrfach über die kritische Haltung von Lado und Manuel Fumic gegenüber Einzelheiten des Anti-Doping-Kontrollsystems berichtet. Gegen eine kritische Haltung und entsprechende Äußerungen ist nichts einzuwenden, jeder hat ein Recht darauf auch wenn diese in der Sache ggf. zweifelhaft sind.

Leider konnte dabei aber der Eindruck entstehen, dass die Mehrheit der deutschen Cross-Country-Biker die Haltung der Fumic-Brüder teilt oder zumindest toleriert. Überdies wurden auch Szenarien beschrieben, die sich mit den Vorschriften und Regularien des Anti-Doping-Systems nicht begründen lassen.

Dem wollen wir hier mit einer Erklärung gegenüber treten.

1. Das Kontrollsystem der WADA/NADA besitzt ggf. durchaus Schwächen, die es zu verbessern gilt. Gleichzeitig aber betrachten wir dieses System als sinnvollen Weg, dem Radsport die angegriffene Glaubwürdigkeit zurück zu geben und den Mountainbikesport als saubere Sportart zu präsentieren.

2. Wir sind als Sportler bereit uns mit aller Macht im Anti-Dopingkampf einzusetzen und akzeptieren weit reichende Maßnahmen, auch wenn wir
selbst für deren Notwendigkeit keine Verantwortung tragen. Wir tun das, weil wir der Überzeugung sind, dass sich nur so die Chancengleichheit verbessern lässt, Gesundheitsaspekten Rechnung getragen werden und der Vorbildfunktion des Leistungssports für Kinder und Jugendliche entsprochen wird.

3. Wir sind uns darüber im Klaren, dass das Ausfüllen der Whereabout-Formulare, respektive das Updaten im Internet, eine aufwändige Tätigkeit ist. Eine unangemessene Verletzung unserer Persönlichkeitsrechte können wir hier aber nicht erkennen. Schon gar nicht fühlen wir uns dabei behandelt wie Schwerverbrecher.

4. Eine Situation auf der Toilette einer Gaststätte, wie sie Lado Fumic in einem Interview beschrieben hat, ist im Rahmen der bestehenden Regularien ohne weiteres zu verhindern und damit als Argument nicht von Belang. So kann darin auch keine Verletzung der Menschenwürde erkannt werden.

5. Wir werden nicht gezwungen unseren Aufenthaltsort drei Monate im Voraus anzugeben. Im Zweifelsfall ist es Möglich ein Whereabout-Formular unausgefüllt zurück schicken. Dann geht man davon aus, dass man in diesem Zeitraum zuhause ist. Wenn dem nicht so ist, kann man das kurzfristig im internetbasierten ADAMS-System nachtragen, im Notfall inzwischen sogar per SMS.

6. Wir empfinden das Kontrollsystem nicht als „totale Überwachung“. Das System ermöglicht es intelligente Kontrollen durchzuführen. Das erhöht die Chance Betrüger zu entlarven und damit uns saubere Sportler besser zu schützen.

7. Wir sind in der Lage unsere Meinung kund zu tun und scheuen keine öffentliche Diskussion. Deshalb verwahren wir uns gegen den teilweise vermittelten Eindruck, dass wir uns der Haltung von Lado und Manuel Fumic heimlich anschließen und nur nicht den Mut hätten, in ähnlicher Weise öffentlich aufzutreten.

8. Die Haltung und die Äußerungen der Fumic-Brüder haben schon jetzt negative Konsequenzen für uns Mountainbiker was die Wahrnehmung der Öffentlichkeit angeht. Wir wehren uns entschieden dagegen mit dem Vorgehen von Lado und Manuel Fumic in Verbindung gebracht zu werden und uns in der Öffentlichkeit, gegenüber Sponsoren oder gegenüber Verbänden für deren Vorgehen rechtfertigen zu müssen.

Mit freundlichen Grüßen,
die unterzeichnenden Sportlerinnen, Sportler und Teamverantwortlichen

Sabine Spitz, Wolfram Kurschat, Claudia Seidel, Hanna Klein, Felix Euteneuer, Andy Eyring, Mona Eiberweiser, Julia Haase, Markus Schulte-Lünzum, Markus Bauer, Katharina Haase, Andi Weinhold, Patrik Faller, Jochen Käß, Steffen Thum, Simon Gegenheimer, Wilko Rochow, Markus Knott, Tobias Ullmann, Peter Rijs Andersen, Robert Dorn, Florian Vogel, Andi Seeli, Till Marx, Jürg Graf, Patrik Gallati, Tim Böhme, Torsten Marx, Stefan Röschl, Moritz Milatz, Thomas Frischknecht, Nino Schurter, Florian Eschenbach, Ralf Schäuble, Nina Wrobel, Anja Gradl, Adelheid Morath



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