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In offizieller Mission in Peking: Anja Möckel vom SV Lok Zwickau. Foto: privat
31.03.2008 09:25
„Themen offen ansprechen“ - Kunstradsportlerin Anja Möckel mit Sport-Delegation in Peking

Peking (rad-net) - „Ein volles Programm und eine krasse Erfahrung“, Anja Möckel ist beeindruckt. Die Kunstradfahrerin ist als einzige Nachwuchssportlerin des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) derzeit Teil einer offiziellen Delegation der Deutschen Sportjugend (dsj), die im Rahmen einer einwöchigen Reise die Volksrepublik China vor den Olympischen Spielen besucht. „Es ist erstmal alles ganz anders als gedacht“, berichtet Möckel gegenüber rad-net aus der chinesischen Hauptstadt. Anders heißt dabei auch offener. „Wir haben viel mehr Kontakt, sind viel weniger abgeschottet, als ich mir das vorgestellt hatte“, so Möckel. Insbesondere die Lage in Tibet ist auf der Reise trotzdem ein heikles Thema.

Erst nach einigen Tagen habe sie sich getraut, das Thema einmal anzusprechen, erzählt die 23-Jährige. Die Reaktion ihres chinesischen Gegenübers an der Hotelbar sei eher unsicher gewesen. „Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte“, erzählt Möckel. „Letztlich hat er nur gesagt, dass halt jedes Land seine Probleme hat und es immer gute und schlechte Menschen gibt.“ Ursprünglich waren die Teilnehmer der insgesamt 100-köpfigen Delegation dazu angehalten, das Tibet-Thema eher nicht anzusprechen und in Anwesenheit der Dolmetscher auch intern nicht zu diskutieren. „Beim Besuch in der Deutschen Botschaft in Peking haben sie uns dann aber gesagt, das Thema ruhig offen anzusprechen“, sagt die Studentin für BWL und Sport an der Universität Chemnitz.

Offizielles Ziel der Reise, die von der Sportjugend gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland (IJAB) organisiert wird und auf eine Einladung des chinesischen Ministerpräsidenten an Bundeskanzlerin Angela Merkel zurückgeht, ist Verständnis für die chinesische Kultur und ein Einblick in das chinesische Sportsystem. „Außerdem sind wir Botschafter für Jugend und Sport in Deutschland“, erzählt Möckel. Dabei wartet ein angespanntes Programm auf die Delegation. „Wir sind von morgens bis abends unterwegs.“

Besonderen Eindruck haben neben der chinesischen Mauer und dem Olympia-Stadion auch der Besuch einer Mittelschule hinterlassen, bei dem die Delegation das gemeinsame Sportprogramm von über 2000 Schülern miterlebt hat. „Eine krasse Erfahrung“, so Möckel. Ins Olympiastadion hinein kam die 23-Jährige leider nicht. „Wir sind immer in vier Gruppen aufgeteilt. Und den Zutritt hat nur die Minister-Gruppe bekommen, die offiziellste Gruppe sozusagen. Das war die Gruppe mit dem Staatssekretär Gerd Hoofe.“

Trotzdem genießt Möckel die Reise nach China und hat sich vorgenommen, „so viel wie möglich mitzunehmen. Ich war noch nie so weit weg, noch nie in Asien oder in China, und wenn ich auf den Preis auf meinem Flugticket schaue, werde ich wohl auch so bald nicht wieder hier hinkommen“, sagt Möckel, die zuerst gar nicht für die Teilnahme an der Reise vorgesehen war. „Zuerst stand ich gar nicht auf der Liste, aber dann bin ich noch nachgerückt“, berichtet die Kunstradsportlerin, die seit Ende ihrer eigenen sportlichen Karriere 2003 als Trainerin beim SV Lok Zwickau und beim TSV Einheit Süd im Nachwuchsbereich arbeitet und sich außerdem als Jugendleiterin des Sächsischen Radfahrerbundes in die Verbandsarbeit einbringt.

Und wie stellt sich die Tibet-Frage in der chinesischen Hauptstadt dar? „Es wird viel auf die Tibeter abgewälzt“, berichtete Möckel aus Peking. „Die Toten, an allem sollen die Tibeter die Schuld haben. Aber man hat auch das Gefühl, die Menschen hier sind unsicher, was da gelaufen ist und was nicht.“ Trotzdem hält die Studentin nichts von einem Olympia-Boykott: „Ich denke, das ist keine Sache, die man auf dem Rücken der Sportler austragen sollte. Die haben sich vier Jahre darauf vorbereitet, das ist nicht der richtige Weg. Das muss auf höherer Stufe geklärt werden. Bei Politik und Wirtschaft. Da müssen die betroffenen Personengruppen an einen Tisch, damit man dort zu einer friedlichen Einigung kommt“, fordert sie.

Bevor die Delegation nach knapp einer Woche in China heute den Heimflug antritt, gibt es noch einen halben Tag Freizeit in Peking, um noch in Ruhe eigene Eindrücke zu sammeln. „Und wir wollen noch ein bisschen einkaufen“, sagt Möckel. „Dafür war bisher einfach keine Zeit.“


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