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Der Belgier Walter Godefroot liest 2005 bei der Tour in der Sportzeitung L'Equipe.
05.06.2007 12:14
«Naiver» Godefroot: Teamchef und Ullrich-Kritiker

Berlin (dpa) - Der Weltkonzern Telekom und der Flame Walter Godefroot haben sich 1992 gesucht und gefunden. Godefroot wechselte vom kleinen Team Weinmann zum «besten Sponsor, den man sich wünschen konnte».

Der Kommunikations-Riese aus Bonn war ein Jahr vorher in den Profi-Radsport eingestiegen, der für relativ geringen finanziellen Einsatz große Werbewirksamkeit versprach.

Der heute 63-Jährige, als Aktiver 1967 und 1974 bei Doping-Kontrollen drei Mal positiv, blieb bis 2005 und übergab dann die Geschäfte an Olaf Ludwig. Godefroots erster Millionen (Mark)-Einkauf stand als Manager nur ein Jahr an der Spitze des Telekom-Nachfolge-Teams T-Mobile und wurde beim «Großreinemachen» nach der Tour de France 2006 zusammen mit Jan Ullrich, Teamchef Mario Kummer, weiteren Fahrern und Team-Mitarbeitern aussortiert. Zuletzt war er bei T-Mobile Herr über einen Jahresetat von rund zwölf Millionen Euro.

Der erfolgreiche Sprinter (Siege bei Paris-Roubaix und zehn Tour-Etappen) war auch als Teamchef erste Wahl. Unter Godefroot vollzog sich 1996 der Wandel vom schwer in Gang kommenden Neuling im Profi- Zirkus zum absoluten Top-Team. Bjarne Riis gewann 1996 auf Anhieb und nach Vorhersage die Tour, ein Jahr später strahlte der Stern des ersten deutschen Toursiegers Ullrich.

Gerüchte gab es immer, aber erst die Geständnis-Welle der Telekom- Profis von damals machte klar: All diese außergewöhnlichen fast ausnahmslos euphorisch und kritikfrei gefeierten Erfolge - 1997 stellte Telekom den Toursieger, mit Erik Zabel den Träger des Grünen Trikots und war beste Mannschaft der Tour-Teamwertung - basierten womöglich auf Lug und Trug. Er habe nie Doping finanziert oder organisiert, aber im Rückblick gesehen, sei er «naiv» gewesen, sagte Godefroot.

Nach einem erfüllten und ertragreichen Radsportler-Leben wollte sich Godefroot 2006 zur Ruhe setzen. Doch da ereilte ihn der Hilferuf seines Ex-Fahrers Alexander Winokurow, der aus den Resten des Liberty-Seguros-Teams die neue Astana-Equipe formte. Der fließend französisch parlierende Godefroot, in Gent Besitzer eines florierenden Fahrradgeschäfts, das inzwischen sein Sohn leitet, half gerne und warf sich als «Berater» noch ein Mal ins Zeug. Er sorgte dafür, dass Astana mit Andreas Klöden, Matthias Kessler, Kummer, Mechanikern und Betreuern zur T-Mobile-Dependance und zum großen Favoriten-Team für die am 7. Juli beginnende 94. Tour wurde.

In Ullrichs Hochzeit bei Telekom und T-Mobile war Godefroot der einzige weit und breit, der öffentlich Widerspruch an der «Ikone» riskierte. Der etwas kühle Belgier, der stets Abstand zu seinen Fahrern hielt, warf dem gehätschelten Star unprofessionelle Lebensführung vor. Dafür kassierte Godefroot aus der Ecke der Ullrich-Claqueure viel Kritik, die ihn darin bestärkte, nach der Saison 2005 bei T-Mobile aufzuhören.


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