Rom (dpa) - Der des Dopings verdächtigte Radprofi Ivan Basso hat es selbst in der Hand, möglichst glimpflich aus der Fuentes-Affäre herauszukommen.
Sollte der letzte Giro-Gewinner mit der Justiz und den Sportbehörden bei der Aufklärung zusammenarbeiten, wurde dem 29- Jährigen Nachsicht bei der Strafbemessung in Aussicht gestellt. Das bestätigte die Staatsanwältin Maria Cristina Rota, die in Bergamo eine Anklage gegen Basso wegen Sportbetruges vorbereitet, am Wochenende der dpa und der ARD. Basso war am 2. Mai zunächst ohne Ergebnis erneut von der Disziplinarkammer des NOK Italiens vernommen worden. Sein amerikanisches Team Discovery Channel hatte den Fahrer, der weiter alle Vorwürfe bestreitet, in der vergangenen Woche entlassen.
Die Italiener sind optimistisch. Sollte Basso Doping nachgewiesen und er gesperrt werden, könnte er trotzdem unter Umständen im nächsten Jahr wieder fahren. Wenn Basso mit den Anklägern zusammenarbeitet, kann er auf einen Straferlass bis zur Hälfte der angedrohten zwei Jahre Sperre rechnen. Auch seine Inaktivität nach der Tour de France-Suspendierung im Vorjahr könnte angerechnet werden. Darüber berichtete die ARD-Sportschau am Sonntag unter Berufung auf verschiedene Quellen in Italien.
Der Anti-Doping-Ausschuss des italienischen NOK (CONI) hatte die Ermittlungen gegen den mutmaßlich in das Fuentes-Dopingnetzwerk verwickelten Basso wieder aufgenommen, nachdem neue belastende Unterlagen aufgetaucht waren. Blutproben aus sieben bei Fuentes gefundenen Blutbeuteln mit den Bezeichnungen «Birillo» (auf diesen Namen soll Bassos Hund hören) und «Nr. 2» liegen im biochemischen Institut von Interpol in Rom. Diese Klientenkürzel in den Fuentes- Aufzeichnungen ordnet die Guardia Civil Basso zu. Einen DNA-Abgleich dieses Blutes mit von ihm bei Dopingkontrollen im Herbst 2006 genommenen Blut autorisierte der Radprofi bislang nicht.
CONI-Chefermittler Ettore Torri, ein pensionierter römischer Staatsanwalt, zeigte sich jedoch überzeugt, auch ohne den DNA-Test genügend Material zur Eröffnung eines Verfahrens zu besitzen. Bassos Telefonnummer in der Agenda von Fuentes sowie ein Fax des Frauenarztes an einen mutmaßlichen Mitarbeiter im Dopingnetzwerk, auf dem Bassos Name auftaucht, weisen weiterhin auf eine Verbindung hin. Basso hatte bisher jeden Kontakt bestritten. Zu den Codenamen existieren Abrechnungen über Dopingdienstleistungen und Dosierungs-Anweisungen.
Beobachter gehen davon aus, dass die Schwere der Anschuldigungen Basso zu einer Kooperation bringen könnte. Es gilt als wahrscheinlich, dass Torri die Einleitung eines Sportverfahrens fordert. Über eine Sperre entscheiden in erster und zweiter Instanz Richter der Disziplinarkommission des Radsport-Verbandes Italiens, bevor letztinstanzlich ein Richter des CONI urteilt.
Eine Zusammenarbeit mit den Sportbehörden würde Basso auch bei der Strafjustiz als mildernder Umstand angerechnet werden, sagte Staatsanwältin Rota. Ihm droht eine Bewährungsstrafe von vier Monaten bis zwei Jahren. Auf seine sportliche Karriere hat dieses Verfahren wahrscheinlich wenig Einfluss. Mindestens fünf Jahre dauert ein Strafverfahren in Italien.
Als erster Interessent an einem geständigen Basso hat sich laut «tuttobiciweb» bereits das Continental Team von Amore & Vita McDonalds gemeldet. Teamchef Ivano Fanini bot in Absprache mit seinen Sponsoren Basso einen Platz in seinen Reihen an, wenn er mit dem CONI kooperiert.