Hannover (dpa) - Die Sorge um die Zukunft des Radsports machte Erik Zabel schnelle Beine. Der Publikumsliebling aus dem Milram-Team feierte bei der «Nacht von Hannover» seinen 202. Erfolg als Profi.
Auf den schweren Berg-Etappen der Tour de France erreichte Zabel, der nach eigenen Worten nur «mit Wasser und Brot» fährt, regelmäßig mit 30 oder 40 Minuten Rückstand das Ziel. Auf dem Flachkurs rund um die Markthalle in Hannover hängte der Sprintspezialist dagegen seine ärgsten Verfolger Andreas Klöden, Alexander Winokurow und Gilberto Simoni auf den letzten Metern ziemlich locker ab und trug sich zum dritten Mal nach 1997 und 2002 in die Siegerliste ein.
«Die Frage ist, wie treu sind die Fans. Diesmal ist der Funke rübergesprungen. Es war fantastisch», bedankte sich Zabel für die lautstarke Unterstützung der Zuschauer. Die waren in der Nacht zwar längst nicht so zahlreich wie in den vergangenen Jahren erschienen, als allein Jan Ullrich fünf Mal gewann. Die Begeisterung war aber zumindest in der Schlussphase ähnlich groß. In einer Zeit, in der die Stars der Szene reihenweise im Doping-Sumpf zu versinken drohen, wirkt ein Mann wie der gebürtige Berliner Zabel gleichzeitig als Sympathie- und Hoffnungsträger.
Dabei ist der 36 Jahre alte Profi keineswegs betriebsblind. «Die Zeit der Schonfrist ist vorbei. Wir Radfahrer müssen uns wieder verpflichtet fühlen», sagte Zabel. Bereits vor dem Start sprach er von fragwürdigen Trainingskontrollen, von Wachstumshormonen und Blutdoping sowie von Fahrern, die sich nur die Rosinen rauspicken würden. «So kann es nicht weitergehen, es muss viel passieren», sagte Deutschlands Sportler des Jahres 2001.
Auch der Tour-Dritte Andreas Klöden verfolgt die aktuelle Entwicklung mit Sorge. «Meine Stimmung ist die ganze Woche gedämpft», gestand der T-Mobile-Kapitän. Im Gegensatz zu seinen früheren Teamkollegen Zabel und Winokurow fuhr er nach der mitternächtlichen Rundenhatz nicht weiter zum Pro Tour-Rennen in Hamburg. «Ich fühle mich müde. Außerdem ist der Kurs in Hamburg nicht so auf meinen Leib geschnitten», begründete Klöden seine Absage für die Cyclassics.
Nach offiziellen Angaben verfolgten 60 000 Zuschauer das Rennen in Hannover. In den Vorjahren sollen es sogar 80 000 Fans gewesen sein. So viele Zuschauer können allerdings gar nicht an dem nur 620 Meter langen Rundkurs untergebracht werden. Diesmal gab es auch keine Drängeleien hinter den Absperrgittern. Organisator Reinhard Kramer war froh, dass nach den Absagen von Jan Ullrich und Jörg Jaksche die Verhandlungen mit Tour-Sieger Floyd Landis rechtzeitig abgebrochen werden konnten. «Er wäre fast gekommen», berichtete Kramer und gestand auf Nachfrage: «Doping-Kontrollen gibt es bei uns nicht.»