Roubaix (dpa) - Tom Boonen - Wer sonst. Die Frage nach dem Topfavoriten der 104. Austragung von Paris-Roubaix ist geklärt: Der 25-jährige Weltmeister, im Vorjahr Doppelsieger bei der Flandern-Rundfahrt und auf der Radrennbahn in Roubaix, strebt sein zweites Double an.
Den ersten Schritt dafür leistete er am vergangenen Wochenende mit seinem Triumph in Meerbeke. Trotzdem bleibt die Frage nach dem Sieger weitgehend offen: Kein anderer Frühjahrs-Klassiker gleicht wegen der hohen Sturzgefahr und anderer Risiken so sehr auch einer Lotterie. 200 Startern steht ein martialischer Kampf über 259 Kilometer bevor - ein Fünftel der Strecke führt über die gefürchteten Kopfsteinpflaster-Passagen. «La dure des dures», das Härteste vom Harten, nennt Renn-Direktor Jean-Marie Leblanc die Fahrt durch das Kohle-Revier Nordfrankreichs.
Aus deutscher Sicht gibt es vier Kandidaten aus drei Teams, die sich leichte Hoffnungen machen können. Steffen Wesemann, 2002 schon ein Mal Zweiter, geht trotz einer gerade erst überstandenen Virus-Erkrankung an den Start. «Die Krankheit zwang ihn zu zwei Rennabsagen und er musste Antibiotika nehmen. Wir hoffen aber, dass er vorne mitfahren kann», sagte T-Mobile-Manager Olaf Ludwig, der das besondere Flair oft genug hautnah erlebte. 1992 wurde er Zweiter hinter dem Franzosen Duclos-Lassalle, dem es als bisher letztem gelang, seinen Sieg im Folgejahr zu wiederholen. Davon träumt auch ProTour-Spitzenreiter Boonen, der sich in seinem Quick-Step-Team auf die im Moment stärkste Formation stützen kann. Discovery Channel mit dem Vorjahres-Zweiten George Hincapie (USA) und Leif Hoste (Belgien) ist ähnlich stark aufgestellt.
Neben dem 35-jährigen Wesemann («Ein Sieg dort ist mein Traum.») hofft auch der gleichaltrige Erik Zabel auf seinen ersten Saisonsieg. Der gebürtige Berliner und frühere Team-Kollege von Wesemann, 2000 Dritter in Roubaix, muss diesmal in der Milram-Mannschaft keine Rücksicht auf Alessandro Petacchi nehmen. Der Italiener verzichtete auf einen Start. Bei Gerolsteiner, Spitzenreiter in der ProTour- Teamwertung, rechnen sich der Bonner David Kopp und der in Australien aufgewachsene Cottbuser Heinrich Haussler etwas aus. Kopp wurde am Mittwoch bei Gent-Wevelgem sensationell Zweiter, Haussler fuhr im Vorjahr bei seinem Debüt auf einen viel beachteten 25. Rang.
Viele Stars meiden die «Hölle des Nordens» grundsätzlich, wie zum Beispiel Jan Ullrich oder Ivan Basso, andere trainieren den gesamten Winter extra dafür. «Mich verband immer eine Art Hassliebe mit diesem Rennen. Wenn ich wehmütig werde, dann vielleicht ein bisschen am Sonntag», sagte Rolf Aldag vom Team T-Mobile, der seine Karriere zum Jahresbeginn beim Berliner Sechstagerennen beendete.