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Jan Ullrich tritt bei der Tour de France in die Pedale.
21.07.2005 13:41
T-Mobile-Team geht schweren Zeiten entgegen

Mende (dpa) - Die Zukunft sieht alles andere als rosig aus für die Radsportabteilung von T-Mobile. Jan Ullrich tritt auf der Stelle, Erik Zabels große Zeit ist vorbei, Alexander Winokurow geht und Andreas Klöden ist kaum ein Garant für konstante Topleistungen.

Olaf Ludwig tritt ein schweres Erbe an, wenn der Ex-Profi und Weltcup-Gewinner aus Gera am Ende der Saison die Geschäfte des altgedienten Walter Godefroot auf dem Manager-Posten übernimmt. So gut es ging, hat Ludwig das Feld für 2006 vorläufig bestellt. Aber ob der zweifache Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers (Australien) und der Deutschland-Tour-Gewinner Patrik Sinkewitz (Fulda) die Lücken schließen können oder gar den höchsten Ansprüchen des mit rund 12 Millionen Euro gesponserten Teams genügen können, ist zweifelhaft. «Wenn unsere Topfahrer gesund bleiben, spielen wir bei der Tour auch im kommenden Jahr eine führende Rolle», sagt Ludwig.

Zur Zeit ist sein Geschick vor allem am Verhandlungstisch gefragt. Winokurow musste er ziehen lassen, weil der 31-jährige Kasache als Team-Kapitän auf einen Toursieg zusteuern will. Trotz oder wegen der Freundschaft zu Ullrich waren ihm bei T-Mobile diesbezüglich die Hände gebunden. Außerdem soll sich Klöden, der wegen seiner Handverletzung bereits nach Hause geflogen ist, bei der Dauphiné Libéré offen gegen eine Unterstützung des derzeitigen Tour-Siebten ausgesprochen haben.

«Jan ist in einem deutschen Team die Nummer eins, vor den Augen seines Publikums und der Presse - das ist klar. In einer kasachischen Mannschaft wäre das mit mir genauso. Ich will ein Team finden, das hundertprozentig hinter mir steht», sagte der Olympia-Zweite von Sydney und Tour-Dritte von 2003, der vermutlich nicht der einzige prominente Abgänger aus dem T-Mobile-Team sein wird. Matthias Kessler (Nürnberg) wird nachhaltig mit Gerolsteiner in Verbindung gebracht und Zabel werden neuerdings starke Neigungen nachgesagt, bei Phonak in der Schweiz zu unterschreiben.

«Bis Montag soll ich mich entschieden haben», sagte der für die Tour ausgemusterte Vize-Weltmeister, der als Gast-Kommentator bei der ARD im Einsatz ist. «Weder Zabel noch Kessler haben bisher ihre Verträge unterzeichnet. Nach der Tour haben wir eine Klärung», sagte Ludwig. Er kündigte zwar noch weitere Neuzugänge an, musste aber gleichzeitig einschränken: «Ein großer Siegfahrer ist nicht auf dem Markt.» Zumindest hat er offensichtlich verpasst, zumindest bei Fabian Cancellara (Schweiz) oder Juan-Antonio Flecha (Spanien) auf dem Transfermarkt zuzuschlagen.

Ullrich-Berater Rudy Pevenage drückte sich vorsichtig aus: «Rogers und Sinkewitz sind sicher gute Verstärkungen, aber für das kommende Tour-Team um Jan müsste nachgerüstet werden.» Denn auch der Belgier weiß: Die nächste Tour wird auch ohne den zurückgetretenen Lance Armstrong brandgefährlich, besonders für Ullrich, der im kommenden Jahr in den letzten Zügen seiner Karriere liegt. Der zweite Tourerfolg nach 1997 wird für den T-Mobile-Kapitän sicher kein Selbstgänger.

Viele werden einen Sieg des «Jahrhundert-Talents» aus Rostock vielleicht fast zwangsläufig erwarten, aber die hoffnungsvollen Newcomer Ivan Basso (Italien), Jaroslaw Popowitsch (Ukraine), Alejandro Valverde (Spanien) oder der diesmal noch fehlende Damiano Cunego (Italien) vertreten längst die nächste Generation des Radsports. Da dürfte es für T-Mobile und Ullrich schwer werden, Anschluss zu halten.


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