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Jan Ullrich (r) und Andreas Klöden (m) fahren auf der 8. Etappe nebeneinander.
09.07.2005 18:01
Armstrong mit Schwierigkeiten - Klöden Zweiter

Gérardmer (dpa) - Mit den ersten ernsthaften Attacken hat das T-Mobile-Team den Thron von Lance Armstrong wackeln lassen. Auf der 8. Etappe der Tour de France mit dem Col de la Schlucht als ersten Berg der zweiten Kategorie kam es zum direkten Schlagabtausch der Top-Favoriten.

Punktsieger dabei: Eindeutig die Bonner, von denen Andreas Klöden nur um Millimeter seinen ersten Etappensieg verpasste und sich dem Niederländer Peter Weening geschlagen geben musste. Fabian Wegmann verlor unterdessen nach nur 24 Stunden sein Bergtrikot, das er sich in Karlsruhe hatte überstreifen dürfen.

Im Schlussspurt schlug Weening den Wahlschweizer Klöden im Foto-Finish. «Ich bin froh, dass meine Beine gut sind. Da kann ich es verschmerzen, dass ich heute um einen oder zwei Millimeter zurücklag», sagte Klöden. «Andreas ist super gefahren. Unsere Taktik war es, zu attackieren. Ich sollte dabei auf Armstrong aufpassen», sagte Jan Ullrich, der im Ziel in Gérardmer auf den sechsten Platz fuhr. Seine Kampfansage an den Rekordsieger aus Texas: «Das war die erste Bergetappe - die Tour fängt an, Spaß zu machen.»

Armstrong ließ leichte Schwächen erkennen, als Klöden zwei Kilometer vor dem 1139 Meter hohen Gipfel des Schlussanstiegs attackierte. Zudem hatte er in der entscheidenden Rennphase keinen seiner ansonsten so zuverlässigen Helfer bei sich. Der Texaner konnte dennoch sein Gelbes Trikot auf der mit 231,5 Kilometer zweitlängsten Etappe, die in Pforzheim gestartet wurde, verteidigen, auch wenn er auf die beiden Schnellsten 27 Sekunden verlor.

«Wir haben zwar noch das Gelbe Trikot, aber ein paar Beulen nehmen wir schon mit ins Hotel. An Tagen wie diesen leide ich wie ein Hund», gab der Top-Favorit hinterher zu. Er kündigte zudem eine ernsthafte Aussprache mit seinen Teamkollegen an: «Darüber müssen wir heute abend reden.» Denn die Verfolger kommen näher. Auf den zweiten Rang rückte mit einer Minute Rückstand Jens Voigt (Berlin) vor, der sich beim ersten Zwischensprint vier Bonussekunden gesichert hatte.

Als T-Mobile dem Kapitän des Discovery Channel-Teams auf den Zahn fühlte, schien Armstrong ins Straucheln zu geraten. Er konnte Klöden nicht folgen und konzentrierte sich im letzten Anstieg des Tages anfangs nur auf das Hinterrad von Ullrich, der Klöden zum Angriff 17 Kilometer vor dem Ziel animiert hatte. Der Sensationszweite des Vorjahres, der ein unbefriedigendes Frühjahr hinter sich hat, holte schnell den allein an der Spitze fahrenden Weening ein. Zusammen rasten die beiden Richtung Ziel. In ihrem Rücken hatte sich eine große Verfolgergruppe mit allen Favoriten gebildet.

Das T-Mobile-Team hat nach dem 24-stündigen Deutschland-Auftritt die Ärmel endlich hochgekrempelt. Vorher hatten einige deutsche Tour- Teilnehmer das Heimspiel in Baden genutzt, um sich unter dem Jubel der Menschenmassen am Straßenrand in Szene zu setzen. Das Bonner Team beteiligte sich nicht am Schaulaufen und konzentrierte sich auf das turbulente Finale. «Wir haben gezeigt, dass auch das hoch gelobte Discovery-Team verletzlich ist. Ich freue mich, dass Andreas von unten wieder hochgekommen ist», sagte Team-Manager Olaf Ludwig.

Gerolsteiner-Fahrer Wegmann, der sich am Vortag als insgesamt vierter Deutscher in der Tour-Geschichte das Bergtrikot geholt hatte, musste Tribut für seine Anstrengungen zahlen und gab die Führung in der Bergwertung gleich wieder an Mikael Rasmussen ab. Der Däne gewann alle vier Bergwertungen auf den ersten 45 Kilometern.

Der Berliner CSC-Fahrer Voigt nutzte die Bühne in seinem Heimatland und setzte seine lang angekündigte Attacke in die Tat um. Zwar sprang in einer vierköpfigen Ausreißergruppe nicht der ersehnte Etappensieg heraus, aber die vier Sekunden Zeit-Gutschrift am ersten Zwischensprint in Sasbach bedeuteten im Ziel in Gérardmer den zweiten Platz.


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