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Dietrich Thurau wendet sich 1988 bei seinem Abschiedsrennen in Frankfurt/Main um.
09.11.2004 10:40
Unterschiedliche Charaktere: Thurau und Hinault werden 50

Berlin (dpa) - Dietrich Thurau mag noch immer Ferrari, Bernard Hinault hat in seinem jetzigen Leben eher mit Treckern zu tun. Die Gemeinsamkeiten der beiden erfolgreichen Ex-Profis erschöpfen sich im selben Geburtsjahr und identischen Karriere-Stationen.

Ansonsten sind die Geburtstagskinder Thurau, der seinen 50. am 9. November feiert, und der fünf Tage jüngere Hinault grundverschieden. Der auf dem Rad so elegant wie Miguel Indurain wirkende «Didi» galt zu aktiven Zeiten eher als Strahle- und Lebemann, der mit seinem Talent mit Blick auf das ganz große Geld allzu leichtfertig umging. Hinault war eher der dickköpfige Ehrgeizling, der in Merckx-Manier fast alles gewann. Mit den Füßen blieb der Bretone aber stets am Boden.

1977 fuhr Thurau, nach seiner Laufbahn mit wechselnden Erfolgen in der Immobilienbranche tätig, 15 Tage im Gelben Trikot und gab mit überbordender Tour-Begeisterung in Deutschland einen Vorgeschmack auf Jan Ullrich. Hinault, der Charolais-Rinder züchtet und dazu 100 Tage im Jahr Gäste der Société du Tour de France betreut, war sportlich viel erfolgreicher. Er gewann von 1978 bis 1985 fünf Mal die Tour de France und scheiterte beim sechsten Versuch an Übermut und seinem Team-Kollegen Greg LeMond (USA). Zwei Mal siegte er beim Giro d'Italia, war 1980 Weltmeister und gewann fast jeden Klassiker. Seit 19 Jahren wartet Frankreich bei der Tour auf seinen Nachfolger.

«Ich habe alles getan, um glücklich zu sein. Ich habe eine Frau, Kinder, mit denen ich mich verstehe, bin gesund, habe Arbeit und manchmal kann ich mich auch ein wenig amüsieren», sagte Hinault im Interview mit der Zeitschrift «Tour». Thurau blieb dem Radsport anders verbunden als Hinault. Sein hoch talentierter Sohn Björn (16), mit dem er schon vor Jahren nicht vor Hochgebirgs-Touren auf dem Rad zurückschreckte, soll unbedingt Profi werden. Nach dem bevorstehenden Umzug der Familie Thurau nach Zürich soll der Filius ein Sportinternat besuchen.

In Frankreich wurde der blonde Frankfurter als «Pedaleur de Charme» sehr verehrt, 1987 nach einem tätlichen Angriff auf einen Renn-Kommissär aber von der Tour trotzdem suspendiert. Das war sein letzter Auftritt beim spektakulärsten Rennen der Welt. «Meine größten sportlichen Erfolge waren der Olympiasieg im Bahnvierer in Montreal unter Gustav Kilian, die Klassiker-Siege in Lüttich und Zürich sowie die Tour'77. Mein größter Fehler war der Weggang vom Team Raleigh und Peter Post. In den 80er Jahren hatte ich private Schwierigkeiten und ein schlechtes Umfeld», sagte Thurau.

Danach hat er im November noch einen unangenehmen Termin. Thurau muss sich vor Gericht verantworten, weil er eine Frau bei einem Radrennen seines Sohnes geschlagen haben soll. «In meinem Leben ist viel gegen mich entschieden worden. Vielleicht hat der Richter diesmal Einsicht. Ich habe die Frau nicht geschlagen», sagte Thurau, der heute schon fast altersmilde wirkt: «Mit meinen jetzigen Erfahrungen würde ich vieles anders machen. Aber es läuft nun mal nicht alles geradeaus - sonst wäre es vielleicht auch langweilig gewesen.» Und noch ein Mal will er unbedingt festgehalten wissen: «Ich habe 1977 den WM-Titel nicht an Francesco Moser verkauft.»


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