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Jan Ullrich und das T-Mobile-Team bei einer Trainingseinheit in Cambrai.
01.07.2004 18:37
Bei der Tour de France werden Rekorde erwartet

Lüttich (dpa) - Rekorde liegen in der Luft, wenn am 3. Juli um 16.00 Uhr die 91. Tour de France in Lüttich gestartet wird.

Lance Armstrong will sich am 25. Juli auf den Pariser Champs Elysees nach insgesamt 3429 km als erster Sechsfach-Sieger in der 101-jährigen Tour-Geschichte feiern lassen - und dann trotz gegenteiliger Beteuerungen vermutlich zurücktreten. Sein vermeintlich härtester Widersacher Jan Ullrich, der Armstrong schon drei Mal unterlag, will auf jeden Fall vermeiden, mit Joop Zoetemelk gleichzuziehen. Der Niederländer hält mit sechs zweiten Plätzen die Bestmarke der Kategorie «knapp daneben». Der Olympiasieger ist ihm mit einem Sieg (1997) und fünf zweiten Platzen hart auf den Fersen. Richard Virenque, Hauptdartsteller der Skandal-Tour 1998 und Spät-Geständiger in Sachen Doping, will als Erster zum siebenten Mal das Berg-Trikot.

«Jan ist so stark wie 1997», sagte Ullrichs persönlicher Betreuer Rudy Pevenage, der der Tour zwar nicht im Mannschafts-Wagen, aber als «ARD-Experte» wenigstens im TV-Begleitmobil folgen darf. Auch er tippt auf ein erneutes Duell. Doch diesmal scheinen die Chancen größer denn je, dass daraus leicht ein Mehrkampf werden könnte. Die Konkurrenz - die Spanier Iban Mayo (Euskatel), Roberto Heras (Liberty Seguros) und Oscar Sevilla (Phonak) sowie Tyler Hamilton (USA/Phonak) und Ivan Basso (Italien/CSC) - hat aufgeholt.

Die beiden Tour-Patrone, im Vorjahr in Paris nur um 61 Sekunden getrennt, sind gut beraten, nicht nur auf sich zu achten. Ullrich wirkt nach den überwundenen Schwierigkeiten in seiner Vorbereitung stark und motiviert wie zu allerbesten Zeiten und Armstrong aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht mehr so außerirdisch überlegen. Das Mannschafts-Zeitfahren auf der 4. Etappe, die Alpen- Abschnitte mit dem Bergzeitfahren nach L'Alpe d'Huez am 18. Tag als Höhepunkt und das Zeitfahren am vorletzten Tag in Besancon gelten als die Schlüsselstellen der Tour 04. «Die letzten acht Tage werden hammerhart», prophezeit Ullrich.

Der geheilte Krebspatient Armstrong («Verlieren ist wie Sterben») hat zuletzt viel mitmachen müssen. Das Enthüllungs-Buch «L.A. Confidential - Die Geheimnisse des Lance Armstrong», in dem seine ehemalige Pflegerin Emma O'Reilly als Doping-Kronzeugin herhalten muss, setzte dem 32-Jährigen offensichtlich arg zu. Zumal auch durch die Veröffentlichung garantiert ist, dass Armstrong das Doping-Thema auch bei dieser Tour verfolgen wird. Davor dürften ihn auch kaum die Star-Anwälte schützen können, die der Seriensieger gegen die Autoren und den Verlag eingeschaltet hat. Und wohl auch nicht die beiden vom französischen Innenministerium gestellten Bodyguards.

Als die Vorwürfe bekannt wurden, die in das trübe Frühjahr mit zahlreichen anderen Doping-Anklagen und dem Drogentod Marco Pantanis passten, offenbarte Armstrong ungeahnte Schwächen. Die Dauphiné-Rundfahrt Mitte des Monats, bei der er sich in den vergangenen beiden Jahren als Sieger letzte Sicherheiten für die Tour geholt hatte, verlor er eindeutig gegen Mayo. Ob es nur ein Bluff war, wie Ullrich meint, wird sich zeigen. Der T-Mobile-Kapitän, der den Verlust des verletzten Alexander Winokurow verkraften muss, tut jedenfalls gut daran, mit einem Armstrong der Güteklasse 1A zu rechnen.

Unterhalb der Ebene des Kampfes um das Gelbe Trikot ringen die in diesem Frühjahr so starken Jens Voigt (Berlin) im CSC-Team sowie Fabian Wegmann (Münster) bei Gerolsteiner aussichtsreich um Achtungserfolge und Etappensiege. Auf Tageserfolge spekulieren zunächst in den ersten zehn Tagen natürlich auch die Sprinter Erik Zabel (Unna) und sein früherer Team-Kollege Danilo Hondo (Cottbus/Gerolsteiner). Allerdings stehen sie vor einem schier unüberwindbaren Hindernis: Alessandro Petacchi. Der Italiener gewann beim vergangenen Giro neun Etappen, bei der letzten Tour vier.

«Wir müssen kleinere Brötchen backen», erkannte Zabel, der sich kaum berechtigte Hoffnungen auf sein siebentes Grünes Trikot machen kann, sich aber sehnlichst seinen insgesamt 13. Etappensieg wünscht. Vier Tage nach dem Tourstart, zu dem mit 15 deutschen Teilnehmern aus sechs Teams so viel wie noch nie von der Prolog-Rampe rollen werden, wird der Weltranglisten-Zweite 34.


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