Berlin/Lüttich (dpa) - «Oben ohne» ist jetzt in bei Gerolsteiner. Erst Teamchef Hans-Michael Holczer, dann der sportliche Leiter Christian Henn: Der sagenhafte Hattrick des Mannschafts-Kapitäns Davide Rebellin sorgte dafür, dass die Team-Spitze Glatze trägt.
Der zierliche Mann aus San Bonifacio, der sich vorläufig noch mit platinblond gefärbten Haaren begnügt, schulterte die schwerste Woche des Radsports, was vor ihm noch niemandem gelang. Der 32-jährige Rebellin gewann das Amstel Gold Race, drei Tage später den Flèche Wallonne und nun die 90. Ausgabe des ältesten Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich. Am 1. Mai startet er bei «Rund um den Henninger Turm» in Frankfurt/Main, wo er im Vorjahr gewann.
Der Mann - ein Wunder? Spekulationen der Manipulation etwa, wie sie nach der auffälligen Dominanz des dänischen CSC-Teams in Reihen der Konkurrenten aufgetaucht waren, seien Holczer nicht bekannt: «Ich glaube, Davide wird in dieser Weise nicht verdächtigt. Er fährt seit 2003 bei uns und hatte am Anfang gesundheitliche Schwierigkeiten mit Verdauungs-Problemen. Jetzt ist er wieder völlig gesund und steigerte seine Frühjahrs-Topform, die er schon 2001 gezeigt hatte, noch ein Mal. Außerdem hat er bei uns ein Team und eine Umgebung gefunden, die ihm hundertprozentig liegt. Seine Frau hat mit mir gestern Abend telefoniert und sich sehr emotional bei mir bedankt», erzählte der glatzköpfige Teamchef, der auch weiter auf Rebellin setzte, als der Millionen-Einkauf die Siege nicht wie ein Automat ausspuckte.
Nach der vergangenen Tour de France, die er vorzeitig beendete, wurde Rebellins Vertrag beim Team aus der Vulkan-Eifel bis 2005 verlängert. Seine außergewöhnliche Serie ist nun das beste Argument, das gesamte Engagement des Mineralwasser-Konzern im Radsport über diesen Termin hinaus zu verlängern. Signale gibt es dafür. Der mit einer Juristin verheiratete Rebellin, nach Steffen Wesemann nach den ersten von zehn Rennen jetzt Führender im Weltcup, ist im Moment die Spitze des Eisberges des Gerolsteiner-Erfolges. Acht Siege in den vergangenen neun Tagen sprechen auch für eine gewisse Breite.
Der weitere Weg Rebellins 2004 ist klar vorgezeichnet. Henninger Turm, Giro d'Italia, Weltcup und Weltmeisterschaft sind seine weiteren Stationen. Auf die Tour verzichtet er wie vereinbart. «Beim Giro spekuliere ich in den ersten zehn Tagen auf einen Etappensieg und vielleicht das Rosa Trikot. Die WM-Strecke in meiner Heimat um Verona liegt mir. Da kenne ich jede Kurve und nach meinen beiden Siegen im Weltcup ist die Gesamt-Wertung jetzt bei uns natürlich ein großes Thema», sagte Rebellin, dem auch die Herbst-Klassiker - wie schon in Hamburg, San Sebastian und Zürich bewiesen - liegen.