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Verlor in den Pyrenäen viel Zeit: Emanuel Buchmann. Foto: Christophe Ena/AP/dpa
06.09.2020 17:22
Buchmanns Tour-Traum geplatzt - «Habe mich schlecht gefühlt»

Laruns (dpa) - Emanuel Buchmann kauerte an einem Absperrgitter im kleinen Pyrenäen-Örtchen Laruns, den Trost seiner Teamkollegen nahm der deutsche Hoffnungsträger kaum mehr war.

«Den ganzen Tag habe ich mich schlecht gefühlt. Ich war schon am ersten Berg am Limit. Ich habe mein Bestes gegeben, aber das hat nicht gereicht», sagte Buchmann, nachdem sich beim Showdown in den Bergen der Traum vom Podium in Paris erledigt hatte. Mit 4:12 Minuten Rückstand erreichte der Kletterspezialist hinter den slowenischen Stars Tadej Pogacar und Primoz Roglic am Sonntag auf der neunten Etappe der 107. Tour de France das Ziel, nachdem ihm am Vortag schon die Grenzen im Hochgebirge aufgezeigt worden waren.

Noch an Ort und Stelle erklärten seine Teamkollegen das Unternehmen Podium für beendet. «Jetzt ist das Ding durch. Ich gehe nicht davon aus, dass er noch eine Riesenchance hat», sagte Youngster Lennard Kämna und Felix Großschartner fügte hinzu: «Natürlich bricht etwas zusammen. Wir müssen etwas den Plan ändern. Man kann jetzt auch auf Etappensieg gehen.»

Beim Schlagabtausch der Favoriten stand Buchmann auf verlorenem Posten. Mit gesenktem Kopf und schwerem Tritt quälte sich der 27-Jährige die steilen Rampen in den Pyrenäen hinauf, verzweifelt blickte der deutsche Hoffnungsträger den Stars der Branche hinterher. In der Gesamtwertung hat er nun als 18. insgesamt 5:45 Minuten Rückstand.

Auch der Brite Adam Yates konnte nicht mehr folgen, als die Stars ernst machten. So verlor der 28-Jährige das Gelbe Trikot an Vuelta-Champion Primoz Roglic. Der Slowene erreichte nach 153 Kilometern und fünf Bergwertungen von Pau nach Laruns als Zweiter hinter seinem jungen Landsmann Pogacar das Ziel. Zuvor hatte er sich schon fünf Bonussekunden am Schlussanstieg geholt. Tragischer Held war der Schweizer Marc Hirschi vom deutschen Sunweb-Team, der kurz vor dem Ziel eingeholt und im Schlusssprint Dritter wurde.

Roglic liegt nun 21 Sekunden vor Titelverteidiger Egan Bernal, der sich in besserer Verfassung zeigte und erstmals Attacken lancierte. Dahinter folgen die beiden Franzosen Guillaume Martin und Romain Bardet mit knapp einer halben Minute Rückstand.

Für Buchmann war es dagegen ein bitterer Tag. Schon früh musste der Ravensburger am Schlussanstieg zum Col de Marie Blanque abreißen lassen. Eskortiert vom österreichischen Teamkollegen Gregor Mühlberger ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Den Rückstand konnte er auch auf der rasenden Abfahrt nicht mehr aufholen. «Es war erneut ein Tag, wo man gesehen hat, dass er nicht bei 100 Prozent ist», sagte Sportdirektor Enrico Poitschke mit Blick auf Buchmanns Sturz bei der Dauphiné-Rundfahrt. Das hatte sich schon am Samstag angedeutet, als er mehr als eine Minute auf Roglic und Co. verloren hatte.

Die Favoriten legten ihre Zurückhaltung ab. Am Berg holte sich Roglic vor Pogacar die Bonussekunden, im Ziel war es umgekehrt. Der junge Pogacar könnte die große Sensation der Tour werden. Schon am Samstag war der erst 21-Jährige den Favoriten davongeflogen und hatte ihnen 40 Sekunden abgeknöpft. Ohne das Malheur vom Freitag, als er durch einen gestürzten Fahrer über eine Minute verlor, wäre er jetzt in Gelb.

Für Mitfavorit Thibaut Pinot ist dagegen der Traum vom ersten französischen Toursieg seit 1985 beendet. Der 30-Jährige verlor auf beiden Bergetappen viel Zeit. «Mein Rücken tut so weh, dass ich kaum Kraft habe, um in die Pedale zu treten», berichtete Pinot, dem zum Auftakt in Nizza beim Sturz ein anderer Fahrer in den Rücken gekracht war. Der Franzose ist der große Tour-Pechvogel. Im vergangenen Jahr musste er in aussichtsreicher Position auf der drittletzten Etappe wegen einer Muskelverletzung unter Tränen aufgeben. 2013 stoppte ihn eine Angina, 2016 eine Bronchitis.

Bevor die Tour Dienstag mit der zehnten Etappe an der Atlantikküste fortgesetzt wird, stehen am Ruhetag die Corona-Tests bei allen Fahrern samt der Entourage an. Dann wird sich zeigen, ob die Tour-Blase auf dem Weg durch Südfrankreich gehalten hat. Wenn nicht, droht ein Chaos. Schon zwei Positivfälle in einem Team führen zum Ausschluss des ganzen Rennstalls. So könnten kerngesunde Fahrer nach Hause fahren, wenn der Busfahrer und der Physiotherapeut infiziert sind.

Dann würde das Peloton am Dienstag arg limitiert die Reise fortsetzen, wenn es von der Île d'Oléron Le Château-d'Oléron zur Île de Ré Saint-Martin-de-Ré über 168,5 Kilometer geht. Die Strecke ist komplett flach. Allerdings könnte der Wind eine große Rolle spielen.


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