Pau (dpa) - «Der Gewinner ist...» Die Tour-Prominenz tippt in der Mehrzahl auf Lance Armstrong als Sieger der 90. Tour de France. Die größten Gewinn-Chancen räumt dem viermaligen Toursieger Konkurrent Richard Virenque aus Frankreich ein.
«Lance hat seinen Coup von Luz Ardiden lange vorbereitet. Ich glaube nicht, dass das Zeitfahren am Samstag die Entscheidung bringen wird. Ullrichs Pech ist, dass er erneut über einen unbesiegbaren Armstrong stürzt», orakelt «Bergkönig» Virenque.
Der fünfmalige Toursieger Bernard Hinault, seit langem im Organisations-Stab der Tour, und Ullrichs ehemaliger Chef Walter Godefroot räumen beiden Spitzenreitern die gleichen Chancen auf das Gelbe Trikot in Paris ein. Eine bessere Rate als 50:50 bekam der Toursieger von 1997 in einer Umfrage der «L'Équipe» nicht. Hinault bescheinigte Ullrich zwar das größte Talent im Rennsport. Aber: «Nur wer bereit ist, auch mal ein Sauhund zu sein, kann die Tour auf Dauer gewinnen. Lance ist der größte Sauhund von allen», sagte Hinault in einem Interview mit dem am Donnerstag erscheinenden Magazin «Stern».
«Ich glaube beim Zeitfahren wird es zwischen beiden einen Abstand um die 50 Sekunden geben, wobei ich nicht sagen kann, für wen. Ich sehe Armstrong leicht im Vorteil», sagte der Ire Stephen Roche, 1987 «Grand-Slam-Sieger» im Radsport mit seinen Erfolgen im Giro d'Italia, der Tour und der WM.
«Ullrich ist auch für das zweite Zeitfahren mein Favorit. Aber ich glaube, der Armstrong-Vorsprung von jetzt 1:07 Minuten ist zu groß. Ich schätze die Chancen auf 60:40 für meinen Freund Lance», sagte der fünfmalige Toursieger und wahrscheinlich beste Radfahrer der Geschichte, Eddy Merckx aus Belgien.
«Am Morgen vor der Luz-Ardiden-Etappe hätte ich gesagt: Ullrich gewinnt die Tour. Danach: Armstrong. Es wird ein Foto-Finish geben, wobei mich schon jetzt viel an die Situation von 1989 erinnert, als LeMond in Paris Fignon noch um acht Sekunden abfing. Chancen: 55:45 für Armstrong», tippte José Miguel Echavarri, Sportchef bei iBanesto und in den 90er Jahren Patron von Miguel Indurain, der die Tour als einziger fünf Mal in Serie gewinnen konnte (1991-1995).
Laurent Fignon, nach einem fehlgeschlagenen Einsatz als Radsport-Veranstalter (Paris - Nizza) inzwischen Eurosport-Kommentator, wollte sich zum oft zitierten Vergleich mit 1989 nicht äußern: «Ich habe keine Lust mehr darauf zu antworten. Immer werde ich nach 1989 gefragt. Fragen Sie doch LeMond wie das war. Ich habe zwei Mal die Tour und andere Rennen gewonnen - fragen Sie danach.»
Der Stachel sitzt tief. Vor 14 Jahren glaubte Fignon, seinen dritten Toursieg nach 1983 und 1984 sicher zu haben. Vor dem letzten Zeitfahren über 28,5 Kilometer auf den Champs Elysées hatte er 50 Sekunden Vorsprung. Doch der dreimalige Toursieger Greg LeMond (USA) entschied den Kampf gegen die Uhr und nahm Fignon noch 58 Sekunden ab. Danach endete die «Große Schleife» nie mehr mit einem Zeitfahren.