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Tony Martin bei der Tour de France 2009.
01.02.2010 13:06
Routiniers bremsen Heißsporn Martin

Palma de Mallorca (dpa) - Schon im ersten Trainingslager auf Lanzarote hatte er sein Tour-de-France-Gewicht. Danach strampelte er in der Saison-Vorbereitung so hart weiter, dass eine Sehne im Knie schmerzte: Heißsporn Tony Martin will oft zu viel zu schnell.

Dann müssen die erfahrenen Ex-Profis Rolf Aldag und Erik Zabel, Teamchef und Berater beim Rennstall HTC Columbia, einschreiten und für den 24- Jährigen auf die Bremse treten. «Wir planen mit ihm langfristig», meint Zabel. «Wenn er bei der Tour eine Top-Ten-Platzierung im Gesamtklassement erreicht, ist das gut. Wenn er auf Platz 15 bis 20 landet, geht die Welt auch nicht unter.»

Potenzial als vielversprechender Rundfahrer hatte Martin bereits bei seinem Tour-Debüt 2009 gezeigt, als er zwölf Tage das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrer trug und die Prestige-Etappe auf den Mont Ventoux als Zweiter beendete.

Hoch hinaus will der Polizeimeister aus Eschborn auch in diesem Jahr. Dafür schuftet er mitunter aber zu verbissen. «Ich habe wahrscheinlich mit dem Wintertraining etwas übertrieben und mir eine Sehnen-Verletzung im Knie eingehandelt», sagte Martin. «Ich musste zwei Wochen aussetzen und bin jetzt gerade wieder bei einem Pensum von 100 Kilometern täglich.» In die Mallorca-Challenge will Martin deshalb «zurückhaltend» starten. Seit Wochenbeginn absolviert er auf der Mittelmeerinsel die letzten Trainingseinheiten.

«Die zwei schwarzen Tage, die er im vergangenen Jahr bei seinem Tour-Debüt hatte, kamen der Teamleitung ganz recht. Wir müssen ihn in seinem Eifer manchmal bremsen», sagte Zabel, bei Columbia eine Art «Jugendwart», der sich in erster Linie um Martin und das Sprint-Ass Mark Cavendish kümmert. Um den Briten wird sich im Team auch bei der Tour 2010 alles drehen, das weiß auch Martin: «Für ihn wird gefahren - das ist klar. Auch ich werde mich im Sprint wieder einreihen.»

Sein geringes Gewicht bereits zum Trainingsauftakt - etwa 76 Kilo bei 1,86 Meter Größe - hatte Martin schon Schlagzeilen eingehandelt, die ihn mit magersüchtigen Skispringern in eine Reihe stellten. «Das war überdramatisiert», sagte der WM-Dritte im Zeitfahren bei einem Abstecher zum Berliner Sechstagerennen. «Ich hatte gut trainiert und reduzierte mein Gewicht ohne Qual und Stress. Durch meine Zwangspause habe ich jetzt wieder zwei oder drei Kilo mehr drauf.» Das in diesem Jahr besonders heftige Berg-Profil der Tour wirft jetzt schon seine Schatten voraus und auch Martin weiß: Jedes Kilo zählt am Berg.


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