Berlin (rad-net) - Radprofi Jens Voigt zieht trotz seines spektakulären Sturzes bei der Tour de France eine zufriedene Saisonbilanz: «Der Sturz in der Abfahrt bei der Tour war ekelig und die meisten Sportler wissen, eine sechswöchige Pause mitten in der Saison kann einen verrückt machen», so Voigt. «Aber der Sturz hat viel tiefgreifendere Eindrücke bei mir hinterlassen. Mit all den anderen Konsequenzen, die der Sturz hätte haben können, bin ich glücklich, meine Frau und meine Kinder wiederzuerkennen, gehen zu können und ohne dauerhafte Verletzungen zu leben. Das ist das wichtigste Ergebnis für mich und meine Familie.»
Jens Voigt war am 21. Juli während seiner zwölften Teilnahme an der Tour de France bei der Abfahrt vom Kleinen Sankt Bernhard 30 Kilometer vor dem Ziel mit der Schulter und dem Kopf auf den Asphalt geknallt und einige Meter über die Straße geschlittert. Er hatte dabei einen Jochbeinbruch und eine Gehirnerschütterung erlitten und musste die Nacht auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Grenoble verbringen.
Zu den größten sportlichen Erfolgen des Routiniers gehörte in dieser Saison der Sieg beim Critérium International. Neben dem Gesamterfolg holte Voigt dort die zweite Etappe, die Punktewertung und die Bergwertung. «Ein großartiges Gefühl, dieses Rennen zum fünften Mal zu gewinnen. Bisher hat nur die französische Legende Raymond Polidour das geschafft», so Voigt. «Und ich werde natürlich angreifen, auch einen sechsten Sieg zu holen», so Voigt. Hauptziel für die Saison 2010 sei aber ein Platz im Tour-Kader seines Saxo-Bank-Teams. «Ich hoffe und glaube, dass ich in Spitzenform zurück sein werde. Ich will meine Tour-Teilnahmen nicht mit einem Crash beenden.»
Bis zur langfristigen Vorbereitung auf das wichtigste Radrennen der Welt kann der 38-Jährige aber zunächst noch ausspannen. Erst Ende des Monats soll nach Angaben seines Teams das Trainingsprogramm wieder voll starten. Unter anderem steht dann das berühmt-berüchtigte Überlebens-Training von Team-Manager Bjarne Riis auf dem Teamprogramm. «Ich freu‘ mich schon auf die Tage ohne Essen und Schlaf und dafür mit nächtlichen Wanderungen in völliger Dunkelheit. Wer würde das nicht», so Voigt mit der ihm eigenen Ironie. «Wenn man frierend, hungrig und müde mitten in einem dunklen Wald steht und keine Ahnung hat, wo man ist, ist es zwar schwer, den Sinn zu verstehen. Aber diese dummen Dinge schweißen das Team einfach zusammen», erklärt Voigt. «So eng zusammen zu arbeiten, das ist ideal, um neue Fahrer ins Team zu integrieren.»