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Rolf Aldag beobachtet ein Radrennen.
10.07.2008 18:38
Aldag mit neuem Sponsor auf Erfolgskurs

Super-Besse (dpa) - Die Schatten der Vergangenheit hat Rolf Aldag verdrängt, dafür leuchtet die sportliche Zukunft seines Teams in den schillerndsten Farben.

Denn Columbia-Kapitän Kim Kirchen übernahm nach der ersten Berg-Ankunft im Skiort Super-Besse das Gelbe Trikot vom gestürzten Gerolsteiner-Profi Stefan Schumacher. «Ich war über die gesamte Woche gesehen der Stärkste und habe deshalb das Trikot sicher verdient», stellte der Luxemburger, der sich auch das grüne Jersey des Punktbesten überstreifen durfte, selbstbewusst fest.

Zuvor hatte bereits der Brite Mark Cavendish mit seinem Sprintsieg in Chateauroux seine Meisterprüfung abgelegt. Die «L'Équipe» titelte bereits von der «Generation Cavendish». Und nun demonstrierte auch noch Kirchen, dass er dieser Tour de France seinen Stempel aufdrücken will. «Ich habe jetzt eine großartige Form und habe den Blick auf das Gelbe Trikot gerichtet», sagte der neue Spitzenreiter.

Dabei hatte es vor 14 Monaten beileibe nicht so ausgesehen, als ob auf Columbia-Sportdirektor Aldag eine glänzende Zukunft warten würde. An der Seite seines schluchzenden Freundes Erik Zabel gab der 39- Jährige am 24. Mai 2007 in einer Beichte zu, während seiner Zeit beim Telekom-Team in den 90er Jahren mit EPO gedopt zu haben. «Mit Olaf Ludwig und den anderen T-Mobile-Dirigenten ist alles vorbei. Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit zum wirklichen Neuanfang», sagte Aldag.

Hinter der Erfolgskonstruktion Columbia steht der US-Milliardär Bob Stapleton. Das kalifornische «Cleverle» hatte schon beim Mega- Deal mit T-Mobile besonderes Verhandlungsgeschick bewiesen: Geschätzte 25 Millionen Euro blätterte der Bonner Kommunikationsriese hin, um den ständigen Doping-Skandalen vor Ablauf des Vertrags zu entfliehen. Der neue Sportbekleidungs-Hersteller Columbia, in dessen leuchtend blauen Trikots die Fahrer bis 2010 in Erscheinung treten sollen, dürfte weitere Millionen in Stapletons Team-Kasse gespült haben.

In der Post-Magenta-Ära haben Stapleton und Aldag alle Verbindungen zum deutschen Radsport-Markt, der seine Initialzündung erst durch den Telekom-Boom um Bjarne Riis und Jan Ullrich 1996 erlebt hatte, gekappt. Fernab der von Doping-Dauerdiskussionen geplagten Szenerie in Aldags Heimatland veredelt Stapleton seine Equipe in Kalifornien - mit beträchtlichem Erfolg. So war Columbia nach der 5. Etappe Zweiter in der Mannschaftswertung. «Wir haben das jüngste Team bei der Tour», verwies der Selfmade-Mann stolz auf seine juvenile Garde um Cavendish (23) und den 21 Jahre alten Pulheimer Gerald Ciolek. «Cavendish hat gezeigt, dass er dieses Jahr der Schnellste im Tour-Feld ist», meinte Altmeister Zabel.

Die US-Strategie hat für einige der acht unter Vertrag stehenden deutschen Fahrer aber zwei Seiten der Medaille. «Man kann sich mehr auf den Radsport konzentrieren, hat dafür aber auch weniger Aufmerksamkeit in Deutschland», meinte Ciolek. Rekonvaleszent Linus Gerdemann, der nach seiner schweren Knieverletzung bei Tirreno- Adriatico im März bei der Tour nur als TV- Kommentator auftritt, scheint mehr darunter zu leiden, nach seinem einen Tag in Gelb 2007 nicht mehr als strahlender Hoffnungsträger im Fokus der deutschen Öffentlichkeit zu stehen.

Im Dortmunder Milram-Team wird der Strahlemann aus Münster jedenfalls schon als heißer Kandidat gehandelt, obwohl Gerdemann bei Columbia noch bis Ende 2009 unter Kontrakt steht. «Ein Wechsel ist bei uns überhaupt nicht aktuell, Gerdemann hat noch einen gültigen Vertrag», sagte Aldag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch Stapleton sieht keinen Handlungsbedarf: «Wir sind ein multinationales Team. Egal woher die Fahrer sind, jeder hat seine Berechtigung und seinen Platz bei uns.»


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