Stuttgart (dpa) - Zwei Wochen vor den Straßenrad-Weltmeisterschaften in Stuttgart wird hinter den Kulissen mit harten Bandagen um die Vermarktung gekämpft.
Im Mittelpunkt steht die Schweizer Agentur Infront von Ex-Fußball-Nationalspieler Günter Netzer, die angesichts der Dopingskandale im Radsport über eine schwierige Sponsorensuche klagt. Nach städtischen Angaben hat sie sogar den Vertrag mit den WM-Veranstaltern gekündigt. In einer Erklärung hieß es dann jedoch: «Infront Sports & Media ist weiterhin als Vermarkter der Rad-WM 2007 in Stuttgart tätig und wird bereits existierende Verpflichtungen gegenüber Sponsoren der Veranstaltung einhalten.»
Keine Auskunft wollte das Unternehmen darüber geben, ob die Kündigung zurückgenommen wurde oder ob weiter um die finanziellen Rahmenbedingungen des Vertrags gestritten wird. «Für unsere bestehenden Sponsoren-Partner werden wir die erworbenen Sponsorenpakete bei der Veranstaltung Ende September erstklassig und professionell umsetzen», sagte Infront-Direktor Stephan Herth in der Erklärung. «Wir stehen zudem Unternehmen, die kurzfristig noch Interesse an einem werblichen Engagement im Rahmen der Rad-WM haben, als Ansprechpartner zur Verfügung.»
Ein Sprecher der für die WM (25. bis 30. September) zuständigen städtischen Veranstaltungsagentur «In Stuttgart» hatte zuvor einen entsprechenden Bericht der «Stuttgarter Zeitung» bestätigt, wonach Infront den Vertrag gekündigt hat. Dieser garantiert 1,5 Millionen Euro an Sponsoren-Einnahmen.
Dem Zeitungsbericht zufolge drängte Infront, das im vergangenen Jahr auch die Fußball-WM in Deutschland vermarktet hatte, auf eine geringere Summe. Der Grund sei die schwierige Sponsorensuche. Die Stuttgarter Veranstalter haben daraufhin einen Anwalt eingeschaltet. «Entweder gibt es einen Kompromiss oder die Sache muss vor Gericht entschieden werden», sagte ein Sprecher von «In Stuttgart».
Herth hatte bereits während der Tour de France betont, dass die Doping-Schlagzeilen «auch im Hinblick auf die Straßenrad-WM eine große Unsicherheit für die Sponsoren bringen». Falls die Sponsoreneinnahmen niedriger als erwartet ausfallen, gerät die Stadt Stuttgart erneut unter finanziellen Druck bei ihrem Vorhaben, die WM angesichts der Doping-Skandale ohne weitere Verluste über die Bühne zu bringen. Die Veranstaltung kostet insgesamt 5,3 Millionen Euro, der städtische Zuschuss beträgt jetzt schon 2,3 Millionen Euro.
Etwa 2,7 Millionen des Gesamtetats muss die Stadt mit dem Verkauf von Eintrittskarten und der - an Infront vergebenen - Vermarktung erwirtschaften.