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Jan Ullrich steht im Mittelpunkt der Doping-Affäre.
07.08.2006 12:47
Sportrechtler: Ullrich-Anklage nicht einfach

St. Anton (dpa) - Jan Ullrichs Chancen könnten steigen, ohne Sperre aus der Doping-Affäre herauszukommen. «Da es weder eine positive A- noch B-Probe gibt, wird die Anklage nicht einfach. Es gibt einen Indizien-Prozess», sagte der Sportrechtler Michael Lehner.

Als Verteidiger von Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo ist Lehner Experte für Marathon-Prozesse in Doping-Fragen. Der für den in der Schweiz ansässigen Ullrich zuständige Swiss Cycling-Verband hat vom Weltverband UCI bisher noch nicht die Unterlagen der spanischen Ermittlungs-Behörden über das Doping-Netzwerk von Madrid erhalten. Das bestätigte auf dpa-Anfrage Verbands-Geschäftsführer Roland Schläfli.

«Wenn wir die Unterlagen vom Weltverband erhalten, geht es sehr schnell. Wir werden dann etwa eine Woche brauchen, um zu beurteilen, ob wir den Fall unserer Disziplinar-Kommission vorlegen, die dann ein Verfahren eröffnen kann. Falls es dazu käme, könnte ein Urteil innerhalb einer weiteren Woche gefällt werden. Meines Wissens wäre es der erste Fall ohne positive Doping-Proben ein Verfahren zu eröffnen», sagte Schläfli.

«Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis die Unterlagen auch den Schweizer Verband erreichen. Die Italiener haben ihre Akte bereits», sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Der nationale Verband hätte laut Carpani nach Eingang der Unterlagen einen Monat Zeit, ein mögliches Verfahren zu eröffnen. Carpani: «Dann wäre die UCI am Zug. Wenn wir mit der Entscheidung des nationalen Verbandes nicht konform gehen, können wir den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen.» Dieser Weg steht natürlich auch dem Sportler offen.

Sollte der in Doping-Fragen als konsequent bekannte Schweizer Verband entscheiden, dass die Vorwürfe für eine Anklage reichen, und die Disziplinarkammer zusammentritt, drohen dem 32-jährigen Ullrich zwei Jahre Sperre. Danach könnte das zusätzliche, zweijährige Arbeitsverbot in ProTour-Teams in Kraft treten. Kaum anzunehmen, dass Ullrich mit 36 Jahren noch einen Anlauf auf seinem zweiten Toursieg nach 1997 unternehmen würde.

Verschiedene Quellen zitierten aus den Unterlagen der spanischen Guardia Civil, wonach Ullrich Nachfragen nach Insulin, Testosteron, Wachstumshormonen und manipulierten Blutkonserven zugeschrieben werden. Sportjuristisch steht eine Anklage in Frage - zivilrechtlich hat das gefallene Idol nichts zu befürchten. Die zuständige Staatsanwaltschaft hatte schon während der Tour de France, die Ullrich nicht fahren durfte, mitgeteilt, das Profis in der Affäre höchstens als Zeugen gehört würden.


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