Hamburg (dpa) - Der Chef der Weltantidopingagentur WADA, Richard Pound, hat das Doping-Kontrollsystem im Radsport und den Weltverband UCI kritisiert.
«Sie testen nicht früh genug, vor allem nicht außerhalb des Wettkampfs, sie testen nicht zur rechten Zeit, und sie räumen den Fahrern bis zu einer Stunde Zeit ein, um zum Test zu erscheinen, statt sie in Begleitung hinzuführen wie im Regelwerk vorgesehen», sagte Pound in einem Interview mit der Zeitung «Welt am Sonntag».
Die jüngsten Doping-Enthüllungen und -Verdächtigungen unter anderem auch gegen Jan Ullrich bezeichnete der Kanadier als «ein Desaster für die Sportart». Der Radsport habe schon in der Vergangenheit ein Dopingproblem gehabt, «doch diese neue Dimension fügt seinem Image noch mehr ernsthaften Schaden zu».
Der Weltverband UCI habe aus der Festina-Affäre bei der Tour de France vor acht Jahren nichts gelernt. «Ich sehe keinen ernsthaften Fortschritt in den Bemühungen der UCI, der Dopingplage, die zweifelsohne existiert, Herr zu werden», sagte Pound. Es sei ein bisschen wie mit Alkoholismus. «Solange man nicht zugibt, dass man ein Problem hat, wird man unmöglich geheilt.» Oft genug seien es Behörden, die die Dopingaktivitäten am effektivsten bloßlegen, und nicht die internationalen Verbände, meinte Pound weiter.
Verantwortlich für den miserablen Zustand des Radsports sind nach Ansicht des WADA-Chefs die Fahrer selbst, «die ihre Körper manipulieren. Die Frage ist allerdings, von wo sie Unterstützung erhalten.»