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Remco Evenepoel feiert seinen Sieg auf dem Podium von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa
25.04.2022 13:44
Evenepoels Comeback: «Ich wusste, dass der beste Remco heute auf dem Rad saß»

Lüttich (rad-net/dpa) - Nach seinem Solosieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich am gestrigen Sonntag, hat Remco Evenepoel erstmalig zu seiner Form von vor dem Horrorsturz bei Il Lombardia 2020 zurückgefunden. Der Fahrer von Quick Step-Alpha Vinyl hatte gestern 29 Kilometer vor dem Ziel, an der Côte de La Redoute, eine Attacke gesetzt und hatte anschließend den ersten Sieg für sein Team seit Kuurne-Brüssel-Kuurne im Februar eingefahren.

20 Monate ist es her, als Evenepoel reglos zwischen Ästen und Gesteinsbrocken in Italien lag. Das Ausnahmetalent auf dem Rennrad war nach einer Abfahrt bei der Lombardei-Rundfahrt über die Brüstung einer Brücke gestürzt und mehrere Meter tief gestürzt. Es musste Schlimmstes befürchtet werden. Dass im Krankenhaus Sant'Anna von Como ein Beckenbruch und eine Lungenquetschung diagnostiziert wurden, war fast schon ein glücklicher Umstand. Ein paar Meter weiter hätte ein Sturz womöglich fatale Folgen gehabt.

«Heute habe ich mich zum ersten Mal so gefühlt, als ob der beste Remco auf dem Fahrrad sitzen würde», berichtete der Belgier nach seinem Erfolg in Lüttich. Nach dem Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt habe er viel Geduld haben und viele Auf und Abs der Form ertragen müssen, wobei er nicht nur physisch, sondern auch mental beansprucht worden sei. Für einen Wunderjungen, dessen Karriere in nur eine Richtung verlief und der Vergleiche mit der belgischen Rad-Legende Eddy Merckx aushalten musste, war dies schwer zu akzeptieren. Dazu musste er sich Kritik gefallen lassen, sogar von Merckx, der dem Youngster Egoismus vorwarf. «Es war eine wirklich harte Zeit - jeder in meiner Mannschaft und meiner Familie weiß das. Es gab viele Momente, in denen ich einfach grundlos geweint habe, einfach nur, weil ich mich in so vielen Situationen nicht wiedererkannt habe», erklärte Evenepoel zu den vergangenen anderthalb Jahren weiter. Mit dem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich seien diese vielen negativen Erinnerungen nun aber in eine große positive umgewandelt worden, so der Profi weiter.

Dabei habe er schon in den vergangenen Wochen immer wieder gespürt, seine Form von vor dem Unfall 2020 zurückzuerlangen, weshalb er das gestrige Finale richtig genossen habe: «Das ist es, was ich in den letzten Wochen und Monaten gespürt habe - dass ich wirklich spüren konnte, dass der echte Remco zurückkommt, und deshalb war ich heute den ganzen Tag wirklich entspannt, nie gestresst und im Finale nicht in Panik, als sie näher kamen. Ich wusste, dass der beste Remco heute auf dem Rad saß.»

Der Schlüssel zum Erfolg gestern sei gewesen, ruhig zu bleiben und sich aus den brenzligen Situationen herauszuhalten, erklärte Evenepoel weiter. Dieses Vorhaben habe er mithilfe seiner Mannschaft perfekt bei dem Monument, das er selbst als sein Traumrennen bezeichnete, umsetzen können: «Ich bin wirklich glücklich, das Rennen auf diese Weise zu gewinnen. Es ist mein Traumrennen, ein Rennen, das ich unbedingt einmal in meinem Leben gewinnen wollte. [...] Ich habe mich den ganzen Tag über sehr gut gefühlt, und das Team hat mir sehr geholfen, vor allem auf dem Teilstück nach Bastogne. Es war wichtig, sich aus dem Wind und aus Schwierigkeiten herauszuhalten. [...] Ich denke, es war ein perfekter Tag, um so zu gewinnen.»

Insgesamt habe er seit seinem Sturz bei Il Lombardia 2020 mehr Explosivität erlangt, eine Stärke, die ihm bei dem gestrigen Rennen zusätzlich zugutegekommen sei: «Das ist etwas, was wir wirklich über mich gelernt haben - nach dem Sturz bei Il Lombardia brauchte ich eine Zeit, um mich zu erholen und die Muskeln wieder zu bekommen, die ich vorher hatte, aber ich habe eine neue Art von Muskeln bekommen, die etwas explosiver sind als vorher, aber auch die Ausdauerleistung hat nicht abgenommen. Vielleicht bin ich ein bisschen zu einem neuen Fahrertyp geworden, aber jetzt müssen wir einfach versuchen, auf diesem Niveau zu bleiben.»

Und auch Teamchef Patrick Lefevere, der schon vielen Radprofis wie Marcel Kittel oder Mark Cavendish zurück in die Erfolgsspur verholfen hat, sah sich bestätigt. «Wir haben uns nicht geirrt, weiter in ihn zu investieren», sagte Lefevere. Noch vor seinem Comeback erhielt Evenepoel im April 2021 eine Vertragsverlängerung bei Quick Step um fünf Jahre.

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