Ferrara (dpa) - Trotz seines Freispruchs hat das Gericht in Ferrara den umstrittenen Sportmediziner Professor Conconi moralisch als Dopingsünder verurteilt.
«Conconi war schuldig», erklärte Richterin Franca Oliva in ihrer veröffentlichten Urteilsbegründung. Der 58-jährige Rektor der Universität Ferrara sei im November letztes Jahres nur freigesprochen worden, weil die Fälle von nachweisbaren Epo-Doping von Ausdauersportlern Anfang der 90er Jahre bereits verjährt waren. «Es ist offensichtlich, dass die Angeklagten über das in ihrem Institut in Ferrara durchgeführte Epo-Doping voll und ganz unterrichtet waren», schrieb die Richterin.
Damit schloss sie sich der Anklage an, die Conconi und seinen beiden damaligen Mitarbeitern Ilario Casoni und Giovanni Grazzi systematisches Epo-Doping vorgeworfen hatte. Unter den nach Meinung des Gerichts von Conconi gedopten 33 Sportlern waren nach Angaben der «La Gazzetta dello Sport» Radprofis wie der inzwischen gestorbene Marco Pantani, Claudio Chiappucci und Gianni Bugno sowie viele andere Ausdauersportler. Darunter befand sich auch die Ski-Langläuferin Manuela Di Centa, die mittlerweile Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist.
«Die Angeklagten haben über Jahre hinweg die Sportler beim Epo-Doping begleitet und sie durch diese permanente medizinische Kontrolle zum Epo-Doping auch ermuntert», stellte Richterin Oliva fest. Da sich diese Dopingförderung jedoch durch entschlüsselte Patientenakten nur für die Jahre 1992 bis 1995 nachweisen ließe, habe das Verfahren wegen Verjährung eingestellt werden müssen. Die zahlreichen mutmaßlichen Dopingverabreichungen nach 1995 seien nicht zu beweisen, weil es keine Aufzeichnungen und keine Geständnisse gab. Claudio Chiappucci widerrief mehrfach ein 1997 vor Staatsanwalt Vincenzo Scolastico abgelegtes Geständnis. Damals hatte er zugegeben, sich seit vier Jahren mit Epo zu dopen.