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Hannah Ludwig fuhr 1000 Kilometer mit dem Rad nach Hause. Foto: Canyon-Sram/Thomas Maheux
30.10.2020 15:22
Anstatt Bretagne Ladies Tour fährt Hannah Ludwig 1000 Kilometer nach Hause

Traben-Trarbach (rad-net) - Diese Woche sollte eigentlich die Bretagne Ladies Tour (UCI 2.1) stattfinden, doch die fünftägige Rundfahrt für Frauen wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Die deutsche Nationalfahrerin und U23-Europameisterin im Einzelzeitfahren Hannah Ludwig war frühzeitig angereist, doch dann kam die Meldung über die Absage. Anstatt elf Stunden wieder mit dem Auto nach Hause zu fahren, stieg die 20-Jährige auf ihr Rad und fuhr so die 1027 Kilometer bei Regen, Wind und Kälte in ihre Heimatstadt Traben-Trarbach zurück.

«Wir sind am Freitagmorgen um 8:30 Uhr von zu Hause weggefahren und elf Stunden nach Sérent, Frankreich, gefahren», beschrieb Ludwig auf der Webseite ihres Teams Canyon-Sram, wie ihre besondere Geschichte anfing. «Ich freute mich sehr auf das Rennen und hatte die Entscheidung getroffen, früher anzureisen, um mich bestmöglich vorzubereiten und den Zeitfahr-Kurs zu sehen. Als wir auf dem Hotelparkplatz ankamen, erhielten wir vom Team die E-Mail, dass die Rundfahrt abgesagt wurde. Genau im selben Moment, als wir auf den Parkplatz fuhren und das Auto ausmachten, erhielten wir die Nachricht.»

Zunächst sei sie über die Absage traurig gewesen, doch es dauerte nicht lange, bis sie den Schluss befasste, quasi ihre «eigene Rundfahrt» zu fahren. «Ich wollte am nächsten Tag nicht mehr im Auto sitzen, also beschloss ich, mit dem Rad nach Hause zu fahren.» Begleitet wurde Hannah Ludwig dabei von ihrer Mutter Isabell.

Ihre Touren starteten jeden Tag zwischen 8 und 8:30 Uhr und gingen an den ersten vier Tagen immer über 200 Kilometer, denn sie wollte die Distanz in fünf Tagen schaffen - in derselben Zeit, wie die Bretagne Ladies Tour lang gewesen wäre. Auch wenn Ludwig jeden Abend in einem Hotel übernachten konnte und ihre Mutter hinter sich im Auto wusste, sei es immer noch eine große Herausforderung gewesen, jeden Tag acht bis neun Stunden im Sattel zu sitzen und danach am Abend noch as Rad für den nächsten Tag vorzubereiten.

Natürlich sei bei ihr auch immer wieder die Frage aufgekommen, warum sie sich das eigentlich antue. «Jeden Tag habe ich mich zu Beginn gefragt, was ich da eigentlich mache. Ich wusste, dass ich jederzeit anhalten kann, das Auto ist genau hinter mir, aber es war auch eine schöne Herausforderung und ich hatte irgendwie auch Spaß dabei», erzählt sie.

Neben der Distanz, habe die symphathische Rennfahrerin auch mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen gehabt: «Es gab Regen, Rückenwind, Gegenwind, trockene Tage und eisige Tage. Am ersten Tag traf ich nur einen einzigen anderen Radfahrer. An anderen Tagen bin ich auf mehrere gestoßen. Ich traf einen wirklich netten Kerl an einer Fahrradstation und ein anderer raste auf einem Aufstieg an mir vorbei und jubelte 'Allez, Tour de France, Tour de France', was ziemlich lustig war. Ich dachte, er tut sich sicherlich weh, wenn er so hart fährt und atmet», erinnert sich Ludwig.

Am Mittwoch stand mit 151 Kilometer der kürzeste Abschnitt an, ehe sie ihr Zuhause in Traben-Trarbach an der Mosel erreichte. Hannah Ludwig zeigte sich überrascht von den Reaktionen anderer Radsportler und Fans zu ihrer 1000-Kilometer-Radtour. Die meisten lobten sie dafür, dass sie das beste aus der Situation gemacht habe. «Um ehrlich zu sein, bin ich von der Reaktion überwältigt, weil ich nicht denke, dass es so besonders ist. Es war nur eine meiner dummen Ideen, die ich manchmal mache und manchmal nicht. Aber ich bin froh, dass es den Leuten gefällt», sagte sie.

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