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Prominenter Corona-Fall beim Giro d'Italia: Simon Yates. Foto: Massimo Paolone/LaPresse/dpa
12.10.2020 11:33
Corona-Sorgen beim Giro: Schafft es der Tross nach Mailand?

Lanciano (dpa) - Im Corsa Rosa geht die Angst um. Mit bangem Blick verfolgt Mauro Vegni als Chef des Giro d'Italia die steigenden Corona-Zahlen in seinem Land.

Als die Rundfahrt am 3. Oktober auf Sizilien los rollte, lagen die Zahlen der täglichen Neuinfektionen knapp über der 2000er Marke, inzwischen sind es weit über 5000. Dazu gab es innerhalb der Radsportblase auch noch den ersten Positivtest durch den Briten Simon Yates. Selten hat Vegni das Finale in Mailand so sehr herbeigesehnt wie in diesem Jahr.

Aber schafft es der Tross überhaupt noch in die lombardische Metropole? «Wenn uns die Behörden verbieten weiterzufahren, haben wir uns daran zu halten. Ein kürzerer Giro ist etwas, wozu wir gezwungen werden könnten. Die Situation besorgt mich, weil die Infektionen weiter steigen. Und wir haben noch zwei Wochen», sagte Vegni.

Jeder Tag könnte der letzte sein bei dieser 103. Auflage der Traditionsrundfahrt, die durch die Corona-Krise bereits vom Mai in den Herbst verlegt werden musste. Die italienische Regierung will mit verschärften Verboten einen zweiten Lockdown des bereits mit mehr als 36.000 Corona-Toten so schwer getroffenen Landes verhindern. Seit Kurzem gilt in ganz Italien auch im Freien eine Maskenpflicht.

Kein Wunder, dass auf das Massenspektakel Giro ganz genau geschaut wird. Positive Corona-Tests wie der von Yates sind da nicht hilfreich. Rund um den ersten Ruhetag wurden alle Fahrer und Betreuer erstmals wieder getestet. Droht dann vor der Weiterfahrt am Dienstag der Corona-Schock? Man sei perplex gewesen, dass im Mitchelton-Scott-Team von Yates keine weiteren Fälle aufgetreten seien, meinte Vegna: «Es zeigt, dass die Blase funktioniert und die Kontrollen effizient sind.» Vielleicht war es aber auch nur Glück, denn Yates hatte ein Einzelzimmer.

Geholfen haben jedenfalls auch die Schnelltests, die beim Giro zum Einsatz kommen. Viele Tests, aber weniger strenge Regeln als bei der Tour, ist die Devise. So müssen die Teams nicht bei zwei positiven Kontrollen zwingend die Heimreise antreten. «Man fragt sich, ob weitere Fahrer im Peloton positiv sind. Ich habe keine Angst, aber die ganze Situation in Europa ist beängstigend», sagte Wilco Kelderman vom deutschen Sunweb-Team.

Gerade in Frankreich schießen die Infektionszahlen in die Höhe, am Samstag waren es schon fast 27.000 Positivfälle an einem Tag. Da auch in Lille die höchste Corona-Warnstufe gilt, wurde der Klassiker Paris-Roubaix gestrichen. Auch das Amstel Gold Race in den Niederlanden wurde abgesagt. Ansonsten ist der Radsport bislang glimpflich durch die Krise gekommen.

Die Tour erreichte Paris, die WM in Imola wurde ausgetragen. Auch wichtige Klassiker wie Mailand-Sanremo, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder die Lombardei-Rundfahrt gingen über die Bühne. «Wir haben die Tour, den Giro, die Spanien-Rundfahrt und fünf große Klassiker. Wenn man die irgendwie dieses Jahr unterbringt, ist das Radsport-Jahr noch gerettet», lautete stets die Rechnung von Teamchef Ralph Denk vom deutschen Bora-hansgrohe-Team. Dabei kommt der Branche zugute, dass sie nicht auf Zuschauereinnahmen angewiesen ist.

Die Flandern-Rundfahrt am nächsten Wochenende und die am 20. Oktober beginnende Vuelta sind die letzten Highlights im Radsport-Kalender. «Ich wäre besorgt, wenn ich an der Stelle meines Freundes Javier Guillen (Vuelta-Renndirektor) wäre», sagte Vegni wenig ermutigend. Am 8. November soll die Vuelta im Corona-Hotspot Madrid enden, wo gerade eine Abriegelung durch die spanische Zentralregierung angeordnet worden war.


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