Frankfurt (rad-net) - Detlef Uibels Trainingserfolge sind beinahe einzigartig:
Der Lausitzer ist seit 1996 Cheftrainer für den Kurzzeitbereich im Bund
Deutscher Radfahrer (BDR) und damit verantwortlich für drei Olympiasiege, 29
Weltmeistertitel und insgesamt über 70 WM-Medaillen. Gestern Abend wurde er vom
Deutschen Olympischen Sportbund für seine Lebensleistung im Rahmen der Ehrung
der «Sportler des Jahres» in Baden-Baden ausgezeichnet. Die Laudatio hielt einer
seiner erfolgreichsten Fahrer, Maximilian Levy (Cottbus).
Zwei WM-Bronzemedaillen im Sprint (1977 bei den Junioren, 1981 bei den
Amateuren) und zahlreiche nationale Titel konnte Detlef Uibel in seiner eigenen
Sportlerkarriere gewinnen, bevor er nach der Wende Trainer im BDR wurde.
Zunächst zeichnete er sich für die Junioren verantwortlich, seit 1996 für die
Eliteklasse. Was Uibel auszeichnet, ist sein gutes Gespür für Athleten, für die
Zusammensetzung von Sprinter-Teams, seit Jahren das Aushängeschild im
Bahnbereich des BDR. Er ist in seinem Handeln stets konsequent, manchmal hart,
aber immer gerecht. Uibel hat im BDR ein funktionierendes Trainings- und
Wettkampfsystems installiert und erfolgreich Wissenschaft und Technik
eingebunden.
Der erste Olympiasieg der Teamsprinter im Jahr 2004 in Athen (René Wolff,
Stefan Nimke, Jens Fiedler) gehört zu Uibels nachhaltigsten Erlebnissen als
Bundestrainer. Unvergessen auch der sensationelle Erfolg von Miriam Welte und
Kristina Vogel (ebenfalls im Teamsprint) bei den Spielen in London (2012) und
Vogels Goldmedaille im Sprint in Rio (2016). «Der dreifache Titelgewinn von
Kristina Vogel 2014 bei der WM ist auch ein absoluter Höhepunkt. Das sind
einmalige Ergebnisse, die sich nicht so einfach wiederholen lassen», sagt Uibel,
der in diesem Jahr miterleben musste, wie seine beste Athletin, Kristina Vogel,
bei einer Trainingseinheit in Cottbus schwer stürzte und seitdem
querschnittgelähmt ist. Das hat Uibel sehr getroffen.
Uibel ist ein Trainer mit Format, einer der von seinen Athleten alles
fordert, der aber die menschliche Komponente nie aus den Augen verliert. So ließ
er Stefan Bötticher, dem letzten deutschen Sprintweltmeister, nach dessen
Krankheit viel Zeit, zurückzukommen. Dieses Vertrauen zahlen ihm die Sportler
zurück, mit zahlreichen Erfolgen. «Er ist sehr konsequent, manchmal stur, aber
nie nachtragend», sagte Kristina Vogel einmal über ihren Bundestrainer.
Mit 13 Olympia-Medaillen (drei Olympia-Siege), 78 WM-Medaillen (darunter 29x
Gold) sowie über 100 EM-Medaillen ist Uibel der erfolgreichste Bundestrainer im
Bund Deutscher Radfahrer und einer der erfolgreichsten im gesamtdeutschen Sport.
Der 59-Jährige blickt auf eine beispielhafte Trainerkarriere zurück, die noch
lange nicht zu Ende ist.
«Ich bedanke mich sehr für diese Auszeichnung und sehe mich dabei als
Vertreter einer sogenannten Randsportart besonders geehrt! Es freut mich ganz
besonders, dass durch diese Auszeichnung auch der Bahnradsport etwas in die
Öffentlichkeit gerät», sagte Uibel nach der Preisverleihung in Baden-Baden. «Ich
hatte als Bundestrainer das Glück mit vielen herausragenden Sportlerinnen und
Sportlern arbeiten zu dürfen, denen ich an dieser Stelle ebenso danken möchte
wie all meinen Trainerkollegen, den Mitarbeitern der FES-Berlin und des
IAT-Leipzig und der BDR-Geschäftsstelle für die jahrelange gute Zusammenarbeit
und Unterstützung.»
Hintergrund
Zur Honorierung herausragender, langfristiger und nachhaltiger Leistungen
verleiht der DOSB seit 2006 den Preis «DOSB-Trainer/Trainerin des Jahres». Damit
will er die Wertschätzung von Trainerinnen und Trainern in der Öffentlichkeit
steigern. «Trainer sind entscheidende Begleiter und Wegbereiter für die
Athletinnen und Athleten», sagte Ole Bischof. «Sie haben eine Schlüsselfunktion.
Durch den Preis unterstreichen wir diese herausragende Rolle. Auch in der
Leistungssportreform, die derzeit umgesetzt wird, ist die Optimierung der
Bedingungen für Trainer einer der wichtigsten Punkte.» (Quelle DOSB)
Die Jury
Vorsitzender der Jury ist Judo-Olympiasieger Ole Bischof. Außerdem gehörten ihr
an: Dr. Petra Tzschoppe, DOSB-Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, Dirk
Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand Leistungssport, Heiner Brand,
Ex-Handball-Bundestrainer, der ehemalige Bob- und Skeleton-Bundestrainer Raimund
Bethge, Tina Theune, ehemalige Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft im
Fußball, Ulla Koch, Bundestrainerin Turnen, Jonathan Koch (Mitglied der
Athletenkommission des DOSB und DOSB-Präsidiumsmitglied) sowie Werner Klatten,
der Aufsichtsratsvorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe.