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Tour-Favorit Chris Froome fährt wieder in Gelb. Foto: David Stockman
15.07.2017 18:40
Froome wieder in Gelb - Kittel-Konkurrent Matthews gewinnt

Rodez (dpa) - Fabio Aru wusste gar nicht, wie ihm geschah. Der italienische Meister schaute verdutzt, als er den knackigen, aber doch nur 563 Meter langen Schlussanstieg in Rodez endlich geschafft hatte. Eine Unachtsamkeit hat den Astana-Mann das Gelbe Trikot gekostet.

An seiner Stelle ist nun Chris Froome wieder der Patron bei der 104. Tour de France. Der Brite knöpfte beim Etappensieg des Australiers Michael Matthews vom deutschen Sunweb-Team seinem Widersacher quasi im Vorbeigehen 24 Sekunden ab - und durfte nach zwei Tagen Unterbrechung wieder vom Podium strahlen.

«Ich hätte nicht gedacht, dass ich auf so einer Etappe Gelb zurückholen könnte», sagte Froome. «Ich muss mich bei meiner Mannschaft bedanken, die wieder sehr hart für mich gearbeitet hat. Man muss jeden Tag um jede Sekunde kämpfen.» Aru verschwand dagegen wortlos im Teambus, leichte Kritik gab es vom dänischen Teamkollegen Michael Valgren: «Es ist natürlich schade, dass wir das Trikot verloren haben. Fabio hatte eine schlechte Position im Feld, als vorne Vollgas gefahren wurde. Das hat sich gerächt.»

Froome liegt nun 18 Sekunden vor Aru und 23 Sekunden vor dem Franzosen Romain Bardet, der ebenfalls etwas Zeit auf den siebtplatzierten Briten verlor. Auch der Kolumbianer Rigoberto Uran ist 29 Sekunden zurück in Schlagdistanz, womit die Tour immer mehr zum Sekundenpoker wird.

Im Kampf um den Tagessieg triumphierte Matthews vor dem belgischen Olympiasieger Greg van Avermaet. Der Australier bescherte seinem deutschen Sunweb-Team den zweiten Sieg in Folge, nachdem am Vortag Warren Barguil triumphiert hatte. «Ein fantastischer Tag für uns. Diese Etappe haben wir uns angekreuzt, dafür haben wir uns einen Plan erarbeit. Man sieht, was für ein geiles Team wir sind», sagte Matthews Teamkollege Nikias Arndt.

Durch den Sieg verkürzte der Australier auch in der Punktewertung den Rückstand zu Marcel Kittel auf 99 Zähler. Durch eine heftige Tempoverschärfung des Feldes hatte der fünfmalige Etappensieger Kittel 50 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss auf dem anspruchsvollen Parcours verloren. Er war kurz in Panik, aber sein Teamkollege Fabio Sabatini half ihm, schnell wieder ins Feld zu fahren.

John Degenkolb aus Oberursel konnte sich nicht wie erwartet in Szene setzen. In Rodez, wo er vor zwei Jahren noch Platz vier belegt hatte, reichte es diesmal nur zu Rang 36 mit einer halben Minute Rückstand. «Ich konnte in der entscheidenden Phase nicht mitgehen. Ich hatte nicht die Beine dafür. Es ging einfach nicht. Bei dieser Tour musste ich viel für Contador arbeiten, dazu die vielen Stürze», haderte Degenkolb.

Nach dem taktischen Meister-Schachzug der Sky-Mannschaft, Mikel Landa in die Position eines potenziellen Siegers zu bringen, rätselt die Konkurrenz: Was hat das britische Superteam wirklich vor? Der am Donnerstag schwächelnde dreimalige Toursieger zeigte sich am Folgetag erholt und wieder angriffslustig. Am Samstag war er wieder auf Linie. Aber Arus ehemaliger Teamkollege Landa könnte zum Joker des Froome-Teams werden.

Der 27 Jahre alte Baske, vor seinem Wechsel zu Sky vor zwei Jahren bei Astana unter Vertrag, gilt als eigensinnig und nicht unbedingt bedingungslos loyaler Teamplayer. «Wir sind hier, um mit Chris die Tour zu gewinnen. Wenn das nicht geht, gewinne vielleicht ich. Das wäre der Plan B», hatte Landa am Start in Blagnac mit einem breiten Grinsen erklärt. Beim diesjährigen Giro im Mai holte er sich einen Etappensieg und das Bergtrikot. Landas Vertrag bei Sky läuft zum Ende der Saison aus.


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