Kopenhagen (dpa) - André Greipel musste mit der Bronzemedaille zufrieden sein: Gegen den weltbesten Sprinter Mark Cavendish hatte auch der Hürther bei der Rad-Weltmeisterschaft in Kopenhagen keine Chance.
Der 26-jährige Brite triumphierte nach 266 Kilometern im Massensprint vor dem Australier Matthew Goss und Greipel, der Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara aus der Schweiz hauchdünn auf den vierten Platz verwies. «Das ist Weltklasse», lobte der erfahrene Danilo Hondo seinen Teamkollegen Greipel nach dem Rennen.
Mit seiner Goldfahrt von Kopenhagen unterstrich Cavendish eindrucksvoll seinen Ruf, zurzeit der schnellste Mann der Welt auf dem Rad zu sein. Bei der im Juli zu Ende gegangenen Tour de France hatte er zum Abschluss auf den Champs Elysées in Paris seinen insgesamt 20. Etappensieg gefeiert und gilt bereits jetzt als Topfavorit für das olympische Straßenrennen im kommenden Jahr in London.
Die reinen Sprinter Cavendish und Greipel, der der erste deutsche Straßen-Weltmeister seit Rudi Altig (1966) werden wollte, waren vor 250 000 Zuschauern auch von der ansteigenden Zielgeraden nicht geschockt. Sie ließen den Klassiker-Spezialisten und Mitfavoriten Edvald Boasson Hagen aus Norwegen und Philippe Gilbert aus Belgien keine Chance.
«Das ist ein tolles Ergebnis. Auf André lastete ein hoher Druck. Unter diesen Umständen Dritter zu werden - Gratulation», lobte Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin seinen Teamkollegen Greipel, der bei der Tour seine erste Etappe gewonnen hatte und damit in die absolute Weltspitze vorgestoßen war. Martin war 75 Kilometer vor dem Ziel mit Titelverteidiger Thor Hushovd aus Norwegen in einen Massensturz verwickelt. Beide verloren viel Zeit und hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun.
Noch am Donnerstag hatte Andreas Klier erklärt, das Rennen langsam machen zu wollen. Dann aber spannte sich schnell Bert Grabsch vor das Feld und organisierte die Jagd auf eine zuerst siebenköpfige Fluchtgruppe, die das Rennen bei strahlendem Sonnenschein lange bestimmt hatte. Im Gegensatz zum Frauenrennen lancierten die Männer früh Attacken - mittendrin Australier und Belgier, die das Rennen für Sprinter wie Greipel und Cavendish so schwer wie möglich machen wollten. Aber die Rechnung ging nicht auf.
Ina-Yoko Teutenberg aus Mettmann hatte am Samstag bei den Frauen Bronze gewonnen - schien nach dem Rennen aber zunächst unschlüssig, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Bei ihrer fünften WM war die 36-jährige deutsche Gold-Kandidatin im Zielsprint gegen Giorgia Bronzini aus Italien und der Niederländerin Marianne Vos aber ohne Chancen. «Ich bin schon wirklich zufrieden», sagte Teutenberg, als sie das Rennen kurz hatte sacken lassen können und dennoch mit eher langem Gesicht auf der Pressekonferenz saß. Freude sieht anders aus.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zog mit fünf WM-Medaillen eine hochzufriedene WM-Bilanz: Die Zeitfahrer holten durch den Wahlschweizer Tony Martin und die in München lebende Leipzigerin Judith Arndt jeweils Gold. Im Straßenrennen der Frauen gewann Teutenberg Bronze, genau wie die Juniorin Mieke Kröger im Zeitfahren. «Zweimal Gold und einmal Bronze im Elitebereich: So erfolgreich war der BDR noch nie. Das war ein phänomenaler Sprint von Greipel», freute sich Verbands-Vize Udo Sprenger.