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03.02.2002 16:36
Belgiens Asse auf dem Siegerpodest
Darauf hatten rund 50.000 Zuschauer bei den diesjährigen Cross-Weltmeisterschaften auf dem Autorennkurs von Zolder gewartet: auf die Entscheidung der Elite, bei der 61 Akteure aus 20 Nationen an den Start gingen. Fast wäre das ein Teilnehmerrekord gewesen, aber ausgerechnet die deutsche Mannschaft musste im letzten Moment zwei Fahrer wegen Erkrankung abmelden. Christian Wasmer vom RSV Denzlingen und Jens Reuker vom RC Olympia Emmendingen erhielten ärztliches Startverbot. Damit gingen – nachdem Vizemeister Tobias Nestle schon in der Vorbereitung ausgefallen war – nur noch zwei deutsche Fahrer in Zolder an den Start: der Deutsche Meister Jens Schwedler aus Hamburg-Harvestehude und Maik Müller von RSV Wyhl.
Mit dem Ausgang des Rennens hatten die Männer im neuen schmucken Castelli-Nationaltrikot des BDR allerdings nichts zu tun. Den bestimmten unter dem Jubel der Zuschauer die belgischen Akteure, die sich mit den Niederländern um den Weltmeister von 2000, Richard Groenendaal, einen packenden Kampf lieferten.
Bereits in der ersten der neun zu fahrenden Runden hatten die Gastgeber die Führung übernommen, nachdem es bei der Einfahrt ins Gelände wie schon bei der U 23 einen Sturz gegeben hatte, in den auch beide deutschen Fahrer verwickelt waren, die sich aus der hinteren Startreihe gerade nach vorn gearbeitet hatten. Während Jens Schwedler gleich wieder auf dem Rad war und etwa Position 25 innehatte, verlor Maik Müller, der schon 1988 Vizeweltmeister der Junioren gewesen war, durch einen Hinterraddefekt erheblich an Boden. Ein Lenkerbruch zwang ihn später noch einmal zum Radwechsel, so dass er weit zurückfiel und das Rennen als 51. mit einer Runde Rückstand beendete.
Mario Declercq aber absolvierte als der Held in der belgischen Streitmacht ein Superrennen. Er vor allem bestimmte in allen Runden auf dem gut rollenden Kurs das Tempo und ließ zwischenzeitlich nur seine Landsleute zu sich aufschließen, von denen auch Weltcupsieger Sven Nijs, Titelverteidiger Erwin Vervecken und der zweimalige Vizeweltmeister der U 23, Tom Vannoppen, immer in vorderster Front lagen. Anfangs hatten auch der Brite Roger Hammond, Ben Berden (Belgien), Kamil Ausbuher (Tschechien), der Niederländer Camiel Van den Bergh und der Italiener Luca Bramati vorn mitgehalten, doch diese Fahrer fielen angesichts des hohen Tempos alle zurück. Um so augenfälliger war, dass sich eine holländische Verfolgergruppe mit Richard Groenendaal, Gerben de Knegt und dem ebenfalls in Runde eins gestürzten Wim de Vos, der an der Hand verletzt war, formierte und gemeinsam mit dem Franzosen Dominique Arnould die führenden Belgier erreichte.
Als das Tempo wieder abflaute und Groenendaal stürzte, machten sich sofort wieder die Gastgeber ans Werk und zogen mit Vervecken, Declercq und Nijs davon. In der vierten Runde gab es durch die eifrigen Niederländer wieder den Zusammenschluß mit den Verfolgern. Der 21jährige Tom Vannoppen lag dann eine ganze Runde lang allein in Front, bevor auf der sechsten „Bahnlänge“ seine Landsleute Vervecken, Declerq und Nijs wieder herankamen. Hier hatte der Titelverteidiger Erwin Vervecken großes Pech. Nach Problemen mit der Kette, riß auch noch die Schaltung ab, so dass er aussichtslos zurückfiel und schließlich aufgab.
Unter seinen drei verbliebenen Landsleuten leistete der spätere Weltmeister die Hauptarbeit in der Führung. Das Angebot ihn zu unterstützen, erwiderte Weltcup-Sieger Sven Nijs mit einer Verlangsamung der Fahrt, so dass die Verfolger wieder Boden gut machen konnten. Als es aber auf die Zielgerade zum Schlusspurt ging, versuchte Sven Nijs mit einer Attacke alles perfekt zu machen. Declercq hatte jedoch aufgepasst und konterte so hart, dass weder Vannoppen noch Nijs, der resignierte, eine Chance blieb. Mario Declercq gewann damit nach 1998 und 1999 seinen dritten Weltmeistertitel!
Für die Holländer, die von vielen Landsleuten lautstark unterstützt wurden, blieben bei diesem belgischen Cross-Festival in Zolder nur die Plätze, die Richard Groenendaal (4.), Gerben de Knegt (5.) und Wim de Vos (7.) errangen und damit als zweitstärkste Nation auftrumpften. Der Deutsche Meister Jens Schwedler fuhr nach seinem Sturz in der ersten Runde ein gutes Rennen und verbesserte sich bis auf den 20. Platz, der im Kreis der Weltelite durchaus als realistisch anzusehen ist.
„Wir haben eine gute Standortbestimmung erhalten“, unterstrich Burckhard Bremer, der BDR-Sportdirektor. „Die Silbermedaille von Hanka Kupfernagel und gute Resultate in der Juniorenklasse sind achtbare Ergebnisse unsere Bemühungen.“ In der weiteren Arbeit im Cross wird eine intensive Nachwuchsarbeit weitergeführt, mit der Zielstellung, im Jahr 2005 bei den Cross-Weltmeisterschaften in St. Wendel in die Spitzenbereiche vorzudringen. Dafür hat auch der frühere Cross-Weltmeister Mike Kluge seine Hilfe angeboten, auf die gern zurückgegriffen wird. In der Zielrichtung auf St. Wendel wird sich der Bund Deutscher Radfahrer auch um zwei Weltcup-Veranstaltungen bemühen, um den Cross-Sport in Deutschland populärer zu machen. Die erste soll bereits im kommenden Jahr in Frankfurt/Main stattfinden, die andere 2004 als Generalprobe auf dem Kurs im Saarland ausgetragen werden.
Cross-Weltmeisterschaften Elite Männer:
1. Mario Declercq (Belgien)
2. Tom Vannoppen (Belgien)
3. Sven Nijs (Belgien)
4. Richard Groebendaal (Niederlande)
5. Gerben de Knegt (Niederlande)
6. Dominique Arnould (Frankreich)
7. Wim de Vos (Niederlande)
8. Bart Wellens (belgien)
9. Ben Berden (Belgien)
10. Thomas Frischknecht (Schweiz)
11. Kamil Ausbuher (Tschechien)
12. Roger Hammond (Großbritannien)
13. Tim Johnson (USA)
14. Beat Wabel (Schweiz)
15. Luca Bramati (Italien)
16. Arnaud Labbe (Frankreich)
17. Maarten Nijland (Niederlande)
18. Robert Glajza (Slowakei)
19. John Gadret (Frankreich)
20. Jens Schwedler (BDR)
...
51. Maik Müller (BDR)
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