Le Grand-Bornand (dpa) - Mit seinem alten Partner Johan Bruyneel und einer neuen Mannschaft plant Lance Armstrong schon jetzt den Generalangriff bei der nächsten Tour de France.
«Ich komme 100 Prozent wieder und werde stärker sein», versprach der 37-jährige. Der Texaner kündigte via Twitter für den 23. Juli eine «coole Bekanntmachung bezüglich eines neuen amerikanischen Partners für ein neues Team für 2010 und darüber hinaus» an. Der Zeitpunkt ist mal wieder optimal gewählt: Am selben Tag läuft die Doping-Sperre Alexander Winokurows aus, der mit Brachialgewalt und starken Worten («Ich oder Bruyneel») zurück in sein altes Team Astana will. Trotz nachgewiesenen Blut-Dopings bei der Tour 2007 - in Kasachstan ist und war der ehemalige Telekom-Radprofi ein Volksheld.
Sollte Armstrong ein eigenes Team auf die Beine stellen, hätte das Erfolgs-Tandem mit Bruyneel im nächsten Jahr gegen den diesjährigen Tour-Matadoren Alberto Contador taktisch völlig freie Hand. Der Spanier könnte vor einem Wechsel in ein Team seines Heimatlandes stehen, oder dem Werben Astanas nachgeben. Auch wenn Armstrong zurzeit Contadors demonstrierte Klasse anzuerkennen scheint und ihm für den Fortgang der Tour sogar seine Dienste anbot, will der Seriensieger schon wissen, wo er den Hebel ansetzen würde. «Wenn ich in einer anderen Mannschaft wäre, könnte ich seine schlechten Momente, die auch er hat, ausnutzen. Das jetzt zu tun, wäre nicht korrekt», sagte Armstrong in einem Interview mit der «L'Équipe».
Der Kuschelkurs der Astana-Geldgeber mit Winokurow, der zwei Tage vor dem Tourstart im Astana-Hotel von Monaco eine Pressekonferenz abgehalten hatte, ist zu viel für den langjährigen Armstrong-Mentor Bruyneel, der bei allen sieben Siegen des Tour-besessenen Texaners in Frankreich am Regiepult saß. Der Belgier gab am Vorabend nach Etappenende in Bourg-Saint-Maurice im belgischen Fernsehsender »Sporza» seinen bevorstehenden Abschied als Teamchef der kasachischen Equipe bekannt. Die zuletzt durch nur stotternde Zahlungen äußerst belastete Partnerschaft dürfte am Sonntag auf den Pariser Champs Elysées abrupt enden. Für Bruyneel wird sein insgesamt neuntes Gelbes Trikot durch den designierten Sieger Alberto Contador da wohl nur ein kleines Trostpflaster sein.
Bei der laufenden 96. Tour brodelt die Gerüchteküche. Armstrongs bisherige Sponsoren Trek (Fahrradhersteller) und Nike sollen bereit stehen, um ein neues Team nach dessen Gusto zu formen. Dazu könnte Geld von seiner verzweigten Anti-Krebs-Stiftung Livestrong und Computer-Hersteller Oracle kommen. «Vielleicht habe ich übermorgen schon einen neuen Vertrag», sagte Olympiasieger Wjatscheslaw Jekimow, Armstrongs langjähriger Begleiter auf dem Rad und jetzt Teamchef unter Bruyneel, der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Ich werde noch viele Jahre mit Bruyneel zusammenarbeiten», sagte Jekimow- Kollege Dirk Demol.
Andreas Klöden muss den Markt sondieren, ob er mit Contador oder Armstrong geht, falls er entsprechende Angebote erhalten sollte. Am zweiten Tour-Ruhetag in Sion in der Schweiz gab es jedenfalls schon ein Zusammentreffen von Klöden-Manager Tony Rominger mit Bruyneel im Astana-Hotel.