Berlin (dpa) - Dort, wo alles begann, dreht er bis Dienstag seine letzten Runden. Dann schließt sich für Erik Zabel, der in der Nachbarschaft zum Berliner Velodrom bei RC Rotation vor 28 Jahren seine ersten Fahr-Versuche unter Rennbedingungen unternahm, ein Kreis.
Bereits vor eineinhalb Jahren hat der inzwischen 38-Jährige die Planungen für seinen endgültigen Abschied als Aktiver im Rahmen des Jubiläums «100 Jahre Berliner Sechstagerennen» in Angriff genommen. Zum Auftakt der großen Geburtstagsfeier am Donnerstag ist die Halle voll, die Zuschauer bejubeln den Star, der sich zum ersten Mal bei den Berliner Sixdays die Ehre gibt. Seine Eltern sind auch da.
«Ein Rückblick? - eher nicht», sagte Zabel, als er in der Koje seines Konkurrenten Sebastian Siedler sitzt und in Richtung der voll besetzten Ränge blickt. Nach über 200 Siegen in 16 Profijahren, darunter 12 Tour-de-France-Etappen und viermal Mailand-San Remo hatte Zabel bei der WM im Oktober in Varese seinen Rücktritt erklärt. Jetzt in Berlin sagt er endgültig Adieu und nimmt im sofortigen Anschluss seine Berater-Tätigkeit im Columbia-Team seines alten Weggefährten Rolf Aldag auf. Er soll den Topsprinter des Teams, Mark Cavendish, wenn das überhaupt noch nötig ist, ein wenig an die Hand nehmen. Im März in San Remo will der junge Brite dank Zabels Insider-Kenntnissen vor Ort bei seiner Premiere gleich an die Spitze des Frühjahrs-Klassikers stürmen.
«Für Wehmut habe ich gar keine Zeit», sagte Zabel und hofft, dass er am Dienstag beim Schlussakkord im Velodrom - womöglich ein letztes Mal als großer Sieger an der Seite von Robert Bartko - sichtbare Rührung vermeiden kann. Seine tränenreiche TV-Soft-Beichte im Mai 2007 mit dem Eingeständnis, in den 90er Jahren eine Woche lang EPO «probiert» zu haben, markierte den Bruch in seiner einzigartigen Karriere. Das Image des besonders wegen seiner Zuverlässigkeit gefeierten Gegenpols zum anderen deutschen Radsport-Idol Jan Ullrich hatte Kratzer bekommen. Seit dieser Zeit wird Erik Zabel in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen. Vielleicht ist er sogar ein anderer geworden.
Im Anschluss an Berlin fährt er nach Katar, danach beginnen die Vorbereitungen für Mailand-San Remo, dann nimmt er seine Fahrlehrer- Tätigkeit bei der Tour de France wahr. Zabel wird die zum Teil unfallträchtigen Zielpassagen der Etappen abfahren. Mit seiner Hilfe kann Cavendish den Rekord vom Vorjahr - vier Tagessiege - vielleicht noch übertreffen.