Berlin (dpa) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) muss im kommenden Jahr keine Haushaltssperre für Mittel aus dem Etat des Bundesinnenministeriums befürchten. Der Bundestags-Sportausschuss lehnte in Berlin einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab, der eine Sperre von 50 Prozent der vorgesehenen Leistungssport-Mittel für den BDR in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro gefordert hatte. Lediglich Antragsteller Winfried Hermann stimmte der von ihm eingebrachten Drucksache zu. In der 90-minütigen Sitzung hatte BDR-Präsident Rudolf Scharping ausführlich die Antidoping-Politik seines Verbandes erläutert.
Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Scharping führte aus, das Dopingproblem reiße im ordentlichen Haushalt seines Verbandes große Lücken, weil Veranstaltungs- und Sponsoreneinnahmen erheblich zurückgegangen seien. Für den Etat 2009 des Bundesfachverbandes gebe es eine Deckungslücke in Höhe von 500.000 Euro, 25 Prozent des Volumens. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres habe der BDR 1501 Trainings- und Wettkampfkontrollen durchführen lassen, berichtete er. 2007 seien es insgesamt 653, 2006 lediglich 433 gewesen. Die nicht durchgeführten Wettkampfkontrollen bei den deutschen Mountainbike-Marathon-Meisterschaften Ende September in Singen seien fehlenden Finanzmitteln des BDR geschuldet.
Scharping erklärte: «Das war lediglich eine von 194 Meisterschaften unseres Verbandes in diesem Jahr. Die Gründe sind vertretbar, andererseits war es im Nachhinein ein Fehler, die Kontrollen dort nicht durchzuführen.» Der BDR-Präsident kündigte an, im März 2009 werde es eine neue Satzung mit strikteren Antidoping- Regeln geben. Allerdings sei schon heute die Einhaltung der Antidoping-Codes von Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA) und Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) für die 23 000 Lizenz-Sportler Bestandteil der Lizenzverträge und somit verbindlich.
«Wir können mit Steuergeldern nur einen sauberen Sport fördern», erklärte zur Antragsbegründung der Grünen-Abgeordnete Winfried Hermann. Schließlich habe der BDR in den letzten zehn Jahren aus dem Bundeshaushalt Leistungssport-Mittel in Höhe von insgesamt 25 Millionen Euro bekommen. Hermann rügte die nach seinen Worten inkonsequente Antidoping-Politik des deutschen Radsports und sagte: «Herr Scharping, Sie sind erst aktiv geworden, als das Wasser schon über ihrem Kopf stand.»
«Der BDR leistet massive Anstrengungen, das Dopingproblem in den Griff zu bekommen», bestätigte NADA-Geschäftsführer Göttrik Wewer. Der Radsport sei in der NADA in der «Risikogruppe 1» eingestuft, genau wie Schwimmen und Leichtathletik. «Im Vergleich zu anderen Verbänden ist noch Luft nach oben», forderte Wewer aber den BDR zu weiteren Anti-Doping-Anstrengungen auf.
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