Sehr geehrter Herr Winfried Hermann,
vielen Dank, dass Sie sich zum Thema Dopingkontrollen im Radsport äußern. Nur
unterliegen Sie einem kleinen Denkfehler und das ist keine gute Sache, weil Sie
ein Politiker sind. Denken braucht etwas Zeit, etwa so:
Wenn im Männer-Profi-Radsport (Strasse) Dopingfälle auftauchen und Sie deshalb
den ganzen Radsport abstrafen wollen, dann bestrafen Sie beispielsweise auch den
Nachwuchs, den Frauen-Radsport, den Mountainbike- und Bahnradsport und diverse
andere Radsportdisziplinen. "Erschieße alle, dann fällt bestimmt auch der
Schuldige", das ist kein gutes Motto für einen Politiker. Nein, Herr Hermann,
das ist auch so gar kein Motto für einen grünen Politiker, das ist eines für's
Wirtshaus. Bei näherem Nachdenken werden Sie nämlich finden, dass wir eher die
aufwändigen Anti-Dopingaktivitäten des Radsports breiter anlegen müssen, hinüber
in andere Sportarten. Erfahrungen, die wir hier im Anti-Dopingkampf machen,
können übertragen werden und so auf das Denken aller Sportler, auch der
Freizeitsportler, Einfluss nehmen. Das Finden und Aufzeigen von Übeltätern ist
zudem eine Form von Vorbeugung! Vorbeugende Instrumente sollten wir doch nicht
aus der Hand geben, nicht wahr? Das heisst, der Radsport sollte unterstützt, und
nicht bekämpft werden.
Wir im Radsport haben eine intensives, funktionierendes
Dopingkontrollsystem* und deshalb finden wir auch was, was ja gut ist. Das ist
wie mit der Polizei, die funktioniert auch, deshalb findet die auch was, nämlich
die Übeltäter und dann freuen sich alle. Also, Herr Hermann, wenn wir wieder
einen unserer Übeltäter finden, dann freuen Sie sich einfach mit uns, denn Sie
wissen dann, dass der Radsport genau das tut, was Sie und wir alle ja eigentlich
wollen: den Radsport sauber halten. Wenn aber immer wieder ein neuer Übeltäter
nachwächst, macht nichts, Herr Hermann, Sie wissen nun, wir haben eine
funktionierende Polizei, Pardon, Dopingkontrolle, deren Erfahrung wir nutzen für
alle solche Fälle, auch für zukünftige.
So, jetzt haben wir nachgedacht. Und wenn die Polizei wieder
einmal einen Kriminellen fängt, werden wir nicht gleich die Abschaffung des
ganzen Staates mit seinen öffentlichen Fördergeldern fordern, in dem diese
Menschen herangewachsen sind, oder Herr Hermann?
* nur im Radsport gehören Blutkontrollen zum Standard und nur im Radsport gibt
es für die Sportler die Pflicht zum Gesundheitspass, wo über alle wichtigen
Parameter Buch geführt wird.
Auf Ihrer Internet-Seite loben Sie die "Antidoping-Politik der
Spiele. Es habe weniger Dopingfälle gegeben, als ursprünglich befürchtet." Dazu
gebe ich Ihnen folgende interne Information: Blutkontrollen wurden in Peking
zwei Tage vorher bekannt gegeben! Und das ist nach deutschen und internationalen
Kontrollstandards eigentlich nicht zulässig. Wozu dies führen kann, überlasse
ich Ihrer Phantasie.
Zu diesem Thema könnten Sie sich am 09.11. um 16:00 Uhr auf 3Sat die
Wiederholung der Sendung, Hitec zum Thema "Manipulation der Gene" informieren.
Mike Kluge |