Mannheim (dpa) - Der Kölner Dopingexperte Wilhelm Schänzer ist überzeugt davon, dass bei der Tour de France weiter mit unerlaubten Mitteln gearbeitet wird.
«Die Tour ist nicht sauber. Warum sollte sie das sein? Nach all den Erkenntnissen der vergangenen Wochen, Monate und Jahre sollte man nicht davon ausgehen», sagte der Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln in einem Interview des «Mannheimer Morgen». Es werde während der Frankreich-Rundfahrt sicher weniger mit Mitteln gearbeitet, die nachweisbar sind, erklärte Schänzer. «Es gibt aber immer noch Substanzen, die schwer nachweisbar sind. Das Eigenblutdoping zum Beispiel.»
Der Wissenschaftler spricht sich dafür aus, Dopingproben einfrieren zu dürfen, um sie später untersuchen zu können. «Man müsste die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, um die manipulierenden Sportler mit dieser Methode zu überführen. Das hätte eine extrem abschreckende Wirkung», sagte Schänzer der Zeitung weiter. Der Wissenschaftler forderte die C-Probe, die nach den Analysen von A- und B-Proben aufbewahrt werden könnte.
Warum es an den ersten Tagen der Tour de France zu Lücken bei den Dopingkontrollen gekommen sei, wisse er nicht. Er könne dem Weltradsportverband UCI nur dringend empfehlen, die Standards der Welt-Antidoping-Agentur WADA einzuhalten, um Manipulationen zu verhindern. «Die ständige Aufsicht einer unabhängigen Person ist unabdingbar. Erfahrungsberichte zeigen, dass Doper bei Abgabe der Probe versuchen zu manipulieren.»
Schänzer erkennt aber auch eine Aufbruchstimmung im Anti-Doping- Kampf. Die WADA tue sehr viel. «Wir in Köln spüren das sehr deutlich. Teilweise haben wir gleichzeitig drei Forschungsprojekte, die von der WADA finanziert werden. Und auch bei der Nationalen Antidoping-Agentur ist Bewegung. Die Bereitschaft, etwas für den sauberen Sport zu machen, ist so groß wie nie zuvor.»