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Thomas Bach spricht bei einem Anti-Doping-Forum 2006 in Berlin.
24.05.2007 17:10
Bach: Äußerungen von Zabel und Aldag unzureichend

Frankfurt/Main (dpa) - Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, hat die Doping-Geständnisse der beiden Radsportler Erik Zabel und Rolf Aldag als «menschlich bewegend, sachlich aber unzureichend» bezeichnet.

«Zu sagen, sie hätten EPO genommen, weil es zur damaligen Zeit nicht zu entdecken gewesen sei, halte ich nicht für eine ausreichende Entschuldigung», sagte Bach in Frankfurt am Main. Der DOSB-Präsident kritisierte die Entscheidung von T-Mobile, die Zusammenarbeit mit Aldag als Teamchef fortzusetzen. «Ich halte das für nicht richtig. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen», erklärte der 53-Jährige.

Der Tauberbischofsheimer sprach sich für eine externe Überprüfung der Vorgänge im T-Mobile-Team aus. Er glaube nicht, dass es für eine glaubwürdige Aufklärung gut sei, wenn Teammanager Bob Stapleton nun die Rolle Aldags untersuchen solle. Dagegen begrüßte Bach, dass sich T-Mobile weiter als Sponsor im Radsport engagieren wolle. «Das zeigt, dass der Konzern Verantwortung übernimmt.» Dies erwarte er auch von Aldag und Zabel, indem beide zum Beispiel einen finanziellen Beitrag aus ihrer Preisgeldern für den Kampf gegen Doping leisten würden.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will unterdessen mit aller Entschiedenheit aufklären, ob beim Doping im Radsport auch Gelder der Steuerzahler missbraucht worden sind. Sollte das der Fall sein, würden sie zurückgefordert. «Ich bin erschüttert, dass in einem solchen Maß gelogen und betrogen worden ist», sagte Schäuble in München am Rande der G8-Innen- und Justizministerkonferenz. Das «Gerede über eine Amnestie» wies Schäuble als «völlig neben der Sache» zurück. Man müsse sich jetzt auf die kriminellen Strukturen konzentrieren.

Schäuble appellierte an den Bundestag, den bereits vorliegenden Anti-Doping-Gesetzentwurf so rasch wie möglich zu verabschieden, damit die Strafverfolger gegen die «mafiosen Strukturen» vorgehen könnten. An die Länder appellierte er, Schwerpunktstaatsanwaltschaften einzurichten. Schäuble sprach sich auch dafür aus, die Kronzeugenregelung zur Bekämpfung des Dopings einzusetzen. Einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung einer veränderten Kronzeugenregelung hatte das Bundeskabinett vor kurzem beschlossen.

Angesichts der gehäuften Dopingfälle hat sich der Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme nachdrücklich hinter den Radsport gestellt. «Es geht darum, diese wunderbare Sportart zu verteidigen», sagte Prudhomme in Briançon. Er träume deshalb, wenn er von Doping höre, «von einem 9. November 1989, von einem Mauerfall im Sinne des Radsports» und interessiere sich selbst dabei vor allem für die Gegenwart und die Zukunft dieser Sportart.

Zu den Doping-Affären sagte Prudhomme, es handele sich um «ein System, das sich auf einige Persönlichkeiten stützt und das zertrümmert werden muss». Es gehe nicht an, auf einige Fahrer einzuschlagen: «Im Fußball wird ein Trainer nach einer Serie von Niederlagen entlassen, im Radsport bleibt ein Manager im Amt, selbst wenn er eine ganze Batterie von Töpfen hinter sich herschleift.»

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper begrüßte, dass mit den Aussagen der beiden ehemaligen Telekom-Profis «die Mauer des Schweigens dabei ist, weiter einzufallen.» Vesper rief alle Sportler, die ebenfalls gedopt hätten, dazu auf, ihre Taten nun auch zuzugeben. Allerdings machten die beiden Sportfunktionäre erneut deutlich, dass es eine Generalamnestie für Dopinggeständnisse nicht geben werde. «Eine Generalamnestie ohne Aufklärung wäre ein Freibrief», sagte Vesper.

Bach betonte, dass wie Ex-Radprofi Bert Dietz auch allen weiteren Sportlern, die nun aus der Deckung kämen, Hilfe angeboten werde. In diesem Zusammenhang verwies er zum wiederholten Male auf die Anti-Doping-Vertrauensleute Meike Evers und Frank Busemann, die genau für die nun eingetretenen Fälle vom DOSB benannt worden seien. Zudem rief der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die internationalen Sportverbände dazu auf, vermehrt von der Kronzeugenregelung Gebrauch zu machen, die im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verankert sei.

Sowohl Bach als auch Vesper begrüßten die Ankündigung der Universitätsklinik Freiburg, die Doping-Verstrickungen ihrer Ärzte und Mitarbeiter einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Dies müsse allerdings schnell geschehen. Zudem werde die aktuelle Dopingaffäre Konsequenzen haben. «Jeder Arzt, der mit so etwas zu tun hat, kann nicht mit nach Peking fahren und Teil der Olympiamannschaft sein», erklärte Vesper.


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