Los Angeles/Berlin (dpa) - Von den angekündigten ehemaligen Tour-de-France-Siegern wird nur Greg LeMond im Doping-Prozess gegen seinen Landsmann Floyd Landis aussagen.
Die von der Landis-Verteidigung benannte Radsport-Legende Eddy Merckx verzichtet nach belgischen Agenturmeldungen auf die Reise nach Malibu. «Was soll ich dort? Ich will weder aus der Nähe noch aus der Ferne mit dieser Angelegenheit etwas zu tun haben», sagte der Belgier.
Der dreifache Tour-Sieger LeMond, der auch schon gegen Landis' ehemaligen Teamchef Lance Armstrong in Doping-Fragen eindeutig Stellung bezog, stand in der Nacht zu Freitag (MEZ) auf der Zeugenliste der Anklage. Der bis kommenden Mittwoch anberaumte Prozess unter der Ägide der American Arbitration Association (AAA) erschien Landis zum dritten Mal mit symbolträchtiger gelber Krawatte.
«Floyd ist kein schlechter Kerl. Er ist ein Opfer eines korrupten Sports. Ich wollte glauben, dass Floyd nicht einer von denen war, dass er sauber war. Ich hoffe, er hat den Mut, jetzt die Wahrheit zu sagen», kommentierte LeMond den Fall Landis. Offensichtlich erwartet sich die amerikanische Anti-Doping-Behörde USADA, eine der drei Parteien der AAA, von der Aussage des Ex-Profis belastende Elemente gegen den in zwei Proben des Testosteron-Dopings überführten Tour- Siegers von 2006.
Am dritten Tag der öffentlichen Verhandlung in der Pepperdine Universität ging die Vernehmung der Technikerin Cynthia Mongongu vom nationalen französischen Anti-Dopinglabor in Chatenay-Malabry, das die Landis-Analysen durchführte, weiter. Nächste Zeugen werden neben LeMond die Chefin des kanadischen Anti-Dopinglabors in Montréal, Christiane Ayotte, und weitere Labortechniker aus Paris sein, die mit den Analysen im Fall Landis betraut waren.
Mongongu belastete Landis, der das Geld für seine kostspieligen Anwälte mit verkauften Autogrammen und Spenden-Aktionen zusammenkratzen muss, schwer. Nach ihren Aussagen hätten zwei der sieben ursprünglich negativen Urinproben des US-Profis, die von der Tour 2006 stammten, bei verfeinerten Test-Methoden künstliches Testosteron aufgewiesen. Landis-Anwalt Maurice Suh verwies erneut auf die Inkompetenz der Labor-Angestellten und monierte Verfahrensfehler. Er nahm Mongongu ins Kreuzverhör, ohne dabei Punkte für Landis sammeln zu können.
Landis hatte während der Tour 2006 insgesamt acht Dopingproben abgeben müssen. In der Probe nach seinem Aufsehen erregenden Gewinn der 17. Etappe war der Amerikaner bereits positiv getestet worden. Die USADA hatte im April die weiteren sieben Urinproben, die zunächst negativ waren, noch einmal mit einem genaueren Verfahren testen lassen. Landis hatte immer vehement jegliches Doping bestritten. Laut Mongongu habe sie am 16. April «ohne über die Identität der Person informiert gewesen zu sein» sechs von zehn Urinproben analysiert. Dabei sei neben den zwei Proben von Landis auch in weiteren drei, die nicht dem Tour-Sieger zuzuordnen seien, künstliches Testosteron festgestellt worden.
Landis und seine Anwälte werfen der Technikerin, die als eine von 17 Zeugen aus dem Pariser Labor geladen ist, vor, dass sie sowohl bei der Analyse der positiven A- als auch der B-Probe mitgewirkt habe. Dies verstoße gegen das WADA-Reglement. Mongongu rechtfertigte sich mit den Worten, sie habe nur die A-Probe untersucht. «Die B-Probe habe ich nicht analysiert. Ich habe lediglich geholfen, die Ergebnisse einzuordnen.»
Im Fall des anzunehmenden Schuldspruchs droht Landis nicht nur die Aberkennung des Tour-Sieges - sein Name ist aus den Tour-Annalen bereits gestrichen - sondern auch eine zweijährige Dopingsperre durch den Weltverband UCI. Das Verfahren ist aber auch nach der AAA- Entscheidung höchstwahrscheinlich nicht zu Ende. Landis hat ebenso wie die Welt-Antidoping-Agentur WADA, die UCI oder die USADA die Möglichkeit, vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Berufung zu gehen. Ein rechtskräftiger Schuldspruch vor Ende 2007 wäre eine Überraschung.