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Berichtet für rad-net vom Giro: Christian Knees. Foto: rad-net
03.06.2007 19:17
Giro-Tagebuch von Christian Knees: „Insgesamt war der Giro eine super Rundfahrt...“

Mailand (rad-net) - Christian Knees, Radprofi beim Team Milram, fährt zum zweiten Mal beim Giro d'Italia. Während der drei Wochen des Rennens berichtet der 26-Jährige für rad-net in seinem Giro-Tagebuch von der ersten großen Landesrundfahrt dieses Jahres und erlaubt gleichzeitig einen Blick hinter die Kulissen des Teams von Alessandro Petacchi.

Für Christian Knees bildet der Giro d'Italia den dritten Start bei einer der großen Landesrundfahrten. Gleich in seinem ersten ProTour-Jahr fuhr der Milram-Profi im vergangenen Jahr zuerst erfolgreich den Giro und lieferte anschließend auch bei der Tour de France eine erstklassige Leistung ab. Der Bornheimer, zu dessen größten Erfolgen der Sieg bei Rund um Köln 2006 gehört, ist verheiratet und erwartet gemeinsam mit seiner Frau Nathalie im Juni sein erstes Kind. Primär bestreitet Knees den Giro d'Italia als Helfer an der Seite seines italienischen Kapitäns Alessandro Petacchi, hofft aber, auf der ein oder anderen Etappe auch seine eigene Chance nutzen zu können.



Mailand, 3. Juni 2007

Liebe Radsportfans,

heute war ein ganz angenehmer Tag. Ich habe zwar nachts ziemlich schlecht geschlafen, nur vier oder fünf Stunden, weil ich Husten hatte. Ich wollte die Rundfahrt heute aber auf jeden Fall zu Ende fahren, und während des Rennens gings dann auch ganz gut. 

Am Anfang ging alles ziemlich locker los, die Trikotträger haben Sekt getrunken und wir haben nur hier und da einen oder zwei wegfahren lassen, die an der Strecke wohnten. Die Fahrer sind dann nach vorn, haben bei ihren Leuten angehalten, und ab und zu sind dann auch einige von uns stehen geblieben. Dort hätten wir auch Sekt oder etwas zu essen bekommen können, das war schon eine lustige Sache. Das Rennen hat dann so richtig erst auf den Schlussrunden begonnen. Das Wetter war gut, die Straßen trocken, und es standen unglaublich viele Leute an der Strecke. Das hat super Spaß gemacht. 

Zuerst hat Liquigas kontrolliert und es ist noch ein Fahrer weggefahren. Dreieinhalb Kilometer vor dem Ziel bin ich dann nach vorne und habe bis zu Kilometer zwei angefahren, dann haben die anderen übernommen und Alessandro hat sich seinen fünften Etappensieg geholt. 

Insgesamt war der Giro eine super Rundfahrt. Mannschaftlich lief es top, wir hatten viel Spaß, waren erfolgreich und Alessandro hat sich zudem noch das violette Trikot des Punktbesten gesichert. Wir hatten zwar einiges zu tun, dadurch, dass wir den besten Sprinter im Team hatten, aber die Arbeit lief gut und ich fühle mich nicht übermäßig kaputt. Für mich selber hätte ich mir vielleicht noch ein bisschen mehr erhofft, ein paar Ausreißergruppen zum Beispiel, aber dem standen die Knieprobleme aus dem Sturz und die Erkältung im Weg. Ich bin also froh dass ich angekommen bin. So habe ich alle Kraft in die Mannschaftsarbeit gesteckt. 

Jetzt stehen wir noch im Zielbereich am Bus. Ich habe gerade schon geduscht und wir warten noch auf Alessandro. Er holt sich noch sein Trikot ab, dann geht es zur Dopingkontrolle und später im Hotel gibt es eine kleine Abschiedsfeier. Morgen geht es dann nach Hause, und dort werde ich es nächste Woche erst einmal etwas ruhiger angehen lassen. Danach hoffe ich, dass mit der Tour de France bald schon mein nächstes großes Rennen ansteht. Noch steht die Mannschaft ja nicht ganz fest, aber ich bin guter Dinge und würde mich freuen, wenn ich in diesem Jahr wieder beide großen Rundfahrten fahren könnte.

Viele Grüße aus Mailand, Euer Christian

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Verona, 2. Juni 2007

Liebe Radsportfans,

für das Zeitfahren heute war ich schon recht motiviert. Ich wollte eine gute Zeit fahren, war deswegen schon früh am Bus und habe mich gut warmgefahren. Aber eine viertel Stunde vor meinem Start fängt es natürlich wieder tierisch an zu regnen. Auf den Kopfsteinpflaster Passagen in Bardolino stand das Wasser richtig auf der Straße. Deswegen bin ich auch auf dem Unterlenker gefahren, habe erst einmal vorsichtig gemacht und so auch etwas Zeit verloren.

Nach dem ersten Berg habe ich aber einen guten Rhythmus gefunden und bin gut ins Ziel gekommen. Ich war ungefähr 4 Minuten langsamer als der Sieger, das ist ok. Eigentlich hatte ich mir als Ziel gesetzt, unter den ersten 30 anzukommen, aber bei dem Regen habe ich lieber zwischendurch in den Kurven etwas rausgenommen und bin nicht volles Risiko gefahren. Auf jeden Fall bin ich zufrieden, nach drei Wochen noch eine halbwegs gute Zeit gefahren zu sein und dass ich die Rundfahrt morgen in Mailand zu Ende fahren werde.

Jetzt freue ich mich natürlich schon riesig auf zu Hause und auf meine Frau. Am Montagmorgen geht mein Flieger. Am Sonntagabend setzten wir uns noch einmal in einer netten Runde alle zusammen, und am Montag geht’s dann nach Hause.

Bis morgen, Euer Christian

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Comano Terme, 1. Juni 2007

Liebe Radsportfans,

heute war ein richtig übler Regentag. Auf dem Weg zum Start sah es noch aus, als würde es besser werden, aber als wir im Bus saßen und uns umzogen hat es angefangen und den ganzen Tag durchgeregnet. Das Rennen heute war relativ schnell, jeder wollte in eine Gruppe und es gab viel Gespringe. Ich habe es auch ab und zu probiert, aber nicht wirklich erfolgreich. An der ersten Bergwertung griffen die Bergfahrer an und wir hatten keine Chance mehr. Wir haben uns dann dem Grupetto angeschlossen und sind 23 Minuten nach dem Gewinner ins Ziel gekommen.

Ich bin also froh, dass der Tag vorbei ist. Morgen gibt es noch ein Zeitfahren über 40 Kilometer, aber da wird bei uns nicht mehr allzu viel passieren, bei uns ist ja kein großer Zeitfahrer im Team. Wir sind alle schon auf die Schlussetappe nach Mailand eingestellt. Das ist das große Ziel, worauf man drei Wochen lang hinarbeitet: Die Rundfahrt zu Ende fahren und im Zielort ankommen. Die Letzte Etappe ist eigentlich auch kein richtiges Rennen mehr, eher ein Schaulaufen. Ich kenne das ja schon von letztem Jahr. Es geht langsam los und das Feld fährt meistens geschlossen bis zur Zielrunde, da beginnt das eigentliche Rennen erst. Wenn es regnen sollte kann es dort aber noch einmal ganz schön gefährlich sein. Es gibt dort auch einige Kopfsteinpflaster-Passagen, und da könnte es noch einmal solche Stürze geben wie ich es schon zweimal hatte. Und das muss ja nicht unbedingt sein. Hoffen wir also, dass das Wetter gut wird.

Bis morgen, Euer Christian

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Riese Pio X, 31. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

das war ein super Tag heute. Das Rennen ging schnell vorbei heute, ich bin die meiste Zeit von vorne gefahren, und am Ende hat Alessandro gewonnen. Was will man mehr?! Die Ansage heute lautete wieder „alles für Petacchi“, das ist ja logisch. Es war zwar ein bisschen schwierig, da wir nur noch zu sechst sind, aber wir haben ja alles gut umgesetzt.

Wir sind von Anfang an alle mit vorne gefahren und haben versucht zu schauen, dass keine große Gruppe weggeht, die für die Gesamtwertung gefährlich werden könnte. Zwei, dreimal ging dann zwar eine Gruppe weg, aber Mü und ich haben das Loch zugefahren und alles gut zusammengehalten. Letztendlich sind nur sieben Fahrer raus, damit können wir relativ zufrieden sein. Martin, Cortinovis und ich waren eingeteilt, die Gruppe einzuholen. Dabei bekamen wir Hilfe von Liquigas, die die Gesamtführung von Di Luca verteidigen wollten, von Credit Agricole, die auch zwei gute Sprinter im Team haben, und von Saunier Duval, die die Mannschaftswertung anführen.

Wir waren also immer zwischen fünf und sieben Mann, die hinterher gefahren sind. Die Gruppe vorn haben wir auf einem Abstand von zwei bis drei Minuten gehalten, das ist ein Abstand, den man gut kontrollieren kann. Wir haben ein bisschen zu spielen versucht, sie immer etwas davon fahren lassen und dann wieder aufgeholt. Aber wer weiß, vielleicht haben die auch mit uns gespielt. Kurz vor dem Ziel war der Abstand bei 2:30 Minuten, so dass wir die letzten 50 Kilometer auf Anschlag gefahren sind. Im Prinzip hatten wir die Gruppe also unter Kontrolle und ich bin bis fünf Kilometer vor dem Ziel vorne gefahren. Dann war auch die Gruppe eingeholt. Im Finale habe ich es dann aber nicht mehr probiert, denn wenn man 200 Kilometer voll fährt sind die Beine einfach schwer. Aber die anderen beiden waren ja noch da, und Petacchi hat gewonnen. Kurz vor dem Ziel gab es noch einen Sturz von zwei Fahrern, aber wir sind zum Glück drum herum gekommen.

Als ich über die Ziellinie gefahren bin habe ich gejubelt, denn ich hatte schon die Durchsagen gehört, dass Alessandro gewonnen hat. Es ist schön, seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Während des Rennens haben wir außerdem über Funk erfahren, dass Erik in Bayern Erster wurde. Es war also ein rundherum schöner Tag.

Jetzt haben wir noch 50 Kilometer Transfer vor uns, aber hier im Bus ist es ja gemütlich. Heute Abend werden wir beim Abendessen mit einem Glas Sekt auf den Sieg anstoßen. Das ist schon Tradition, und ich denke, wir werden sie auch heute beibehalten.

Bis morgen, Euer Christian

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Monte Zoncolan, 30. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute geht es mir wieder ganz gut. Ich hatte zwar am Anfang noch etwas Probleme mit dem atmen wegen der Erkältung. Meine Nase war verstopft und ich habe kaum Luft bekommen. Aber das ging auch bald wieder. Zuerst ging es leicht berghoch, dann bei der ersten Bergwertung wurde es etwas steiler. Aber das war ok, ich bin gut drüber gekommen. Kurz nach der Bergwertung ist mir die Speiche im Hinterrad gerissen, was nicht gut ist für die Abfahrt. Das Rad wurde dann beim Teamcar gewechselt. Das hat zwar etwas gedauert, aber gegen Ende der Abfahrt habe ich es wieder ins Hauptfeld geschafft. 

Es ist dann eine Gruppe weggefahren, aber ich habe heute gar nicht probiert mitzuspringen. Ich wollte mich regenerieren und einfach nur mitfahren, denn die Etappe morgen wird wieder wichtig. So bin ich auch in die letzten beiden Berge gegangen. Der letzte Berg hatte eine Durchschnittssteigung von zwölf Prozent, an einem Stück sogar 22 Prozent. Da haben wir das kleinste gekettet, was ging. Vorne 34, hinten 28. Das ist eigentlich keine Profiübersetzung, aber es war notwendig. Es gab sogar Fahrer, die mit Dreifachkurbeln wie beim Mountainbike fuhren. So mussten wir zwar auch noch ordentlich reintreten, aber es ging ganz gut.

Ich habe mir heute keinen großen Stress wegen meines Tempos gemacht und bin 16 Minuten nach dem Sieger im Ziel angekommen. Aber in dem Fall ist es auch egal, ob man 63., 70. oder 80. in der Gesamtwertung ist. Es ist schön, dass wir den Tag heute geschafft haben, denn er war richtig schwer.

Jetzt sitze ich im Bus und es sind noch ungefähr 90 Kilometer Transfer zum Hotel. Ich habe gerade geduscht, der Boiler geht zum Glück wieder. Die Etappe morgen wird sehr wichtig für uns. Es ist eine Flachetappe und wir sind das einzige Sprinterteam. Es wird also nicht einfach werden, das Feld zusammen zu halten.

Bis morgen, Euer Christian

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Lienz, 29. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

das war gar kein guter Tag heute. Die Schneefallgrenze lag bei unter 1.700 Metern und wir mussten bis auf einen 2.000er hoch. Direkt am Start war es noch halb trocken, aber nach ein paar Metern fing es schon an zu regnen. Dann ging es direkt den Berg hoch, und wir haben relativ ruhig hochgemacht. Die Fahrt stand zuerst sogar auf der Kippe. Die Rennfahrer hatten wegen des schlechten Wetters den Vorschlag gemacht, dass wir erst einmal im Ort starten, uns danach aber im Bus oder im Auto über den Berg fahren lassen. Starten wollten wir auf jeden Fall, denn es ist ja auch wichtig für den Ort hier, der viel Geld bezahlt hat, um Etappenort zu werden. Der Plan hat sich aber zerschlagen, und wir sind den Berg ruhig hochgefahren.

Beim Hochfahren war es schon richtig kalt, und auf der Abfahrt noch umso kälter. Es gab keinen Fahrer, der nicht gezittert hat. Wir haben sogar in einem Tunnel angehalten, um uns dort etwas aufzuwärmen und uns bei den Autos mehr anzuziehen. Hier kamen dann auch noch mal Diskussionen mit der Rennleitung auf, wieso wir bei so einem Wetter fahren. Ab der Verpflegungskontrolle, etwa auf halber Strecke, wurde es zwar trockener, mir war aber trotzdem noch kalt. Dann sind wir in die Berge rein, wo das Rennen richtig losging. Hier war mir plötzlich zu warm, weil ich zu viel angehabt habe. Da bin ich erstmal hinterher gefahren. Gegen Ende bin ich aber noch mal vor ins Feld gefahren und auch so im Ziel angekommen.

Ja, so hört sich ein schlechter Tag an. Seit der letzten Regenetappe habe ich außerdem einen richtigen Schnupfen. Das kommt wohl daher, dass es erst richtig heiß war, und dann plötzlich so kalt und regnerisch. Da ist eine solche Etappe natürlich nicht gerade gut. Ich hoffe also, morgen wird nicht wieder so ein Tag. Richtig schwer wird die Etappe aber auf jeden Fall. Die Durchschnittssteigung beträgt zwölf Prozent, die Maximalsteigung 22 Prozent. Man munkelt dass man dort gar nicht hochkommt wenn es nass ist. Lassen wir uns also mal überraschen.

Jetzt sind wir gerade im Hotel angekommen. Das liegt richtig hoch in den Bergen, ungefähr 40 Kilometer von Lienz entfernt. Zu allem Überfluss ist heute auch noch der Boiler im Bus ausgefallen, so dass wir gar nicht duschen konnten. Das muss ich jetzt gleich machen. Im Moment liegt allerdings noch Mü in der Badewanne. Ich habe ihm heute den Vortritt gelassen. Dafür habe ich das größere Bett bekommen.

Bis morgen, Euer Christian

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Drei Zinnen, 28. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute Nachmittag haben wir die Meldung bekommen, dass Fabio Sabatinis Schmerzen von einem Knochenbruch stammen. Er hat sich bei seinem Sturz auf der vierten Etappe wohl den linken Oberschenkel angebrochen – es ist schon Wahnsinn, wie lange er sich damit noch durchgekämpft und rumgequält hat. Alle Achtung!

Ich habe mir von der gestrigen Etappe eine kleine Erkältung eingefangen. Erst hatte ich noch Halsschmerzen, jetzt ist die Nase zu. Hoffentlich konnte ich den Ruhetag heute gut zum regenerieren nutzen. Es kann nur besser werden.

Hier hat es heute den ganzen Tag nur geregnet. Deshalb sind wir auch nur eine Stunde auf der Rolle gefahren. Wir haben aber auch andere Teams gesehen, die bei dem Wetter draußen gefahren sind… Mit dem Auto waren wir dann nochmal kurz im Supermarkt und das war’s auch schon an Aktivitäten heute. Ich habe mittags ein kleines Schläfchen gemacht, während Martin ferngesehen hat. Dann gab’s noch ein bisschen Stretching und Massage und jetzt geht’s gleich zum Abendessen.

Das war es eigentlich schon, was es von diesem verregneten Ruhetag zu berichten gibt. Morgen wird’s hoffentlich wieder ein bisschen mehr. Und hoffentlich auch besseres Wetter.

Bis morgen, Euer Christian

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Drei Zinnen, 27. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

wir sitzen jetzt schon eine Weile im Auto und die Kälte steckt immer noch in den Knochen. Heute war sehr schlechtes Wetter, regnerisch und kalt. Das hat nicht viel Spaß gemacht. Vor allem die Kälte war ziemlich ekelig…

Und dann diese Strecke, das war echt brutal. Am Anfang war es noch flach, aber dann ging das Gespringe ja schon los. Ich habe mich weit vorn eingereiht und mir alles angeguckt. Als ich den richtigen Moment sah, habe ich mit attackiert. Ich war dann mit in dieser 22 Mann-Gruppe. Ungefähr sieben Minuten hatten wir an Vorsprung, aber mir und vielen anderen war klar, dass wir so nicht ins Ziel kommen. Für mich sind solche Etappen ja ohnehin nichts, da bin ich einfach nicht der Typ für. Aber wenigstens über die ersten Berge kommen, dachte ich mir. Am Pellegrino kam dann plötzlich die Gruppe mit Ricco und Piepoli relativ schnell von hinten an. In den nächsten Berg sind die richtig schnell rein gefahren, auf der Abfahrt haben die auch durchgezogen, dann war’s irgendwann vorbei für mich. Ich bin mein Tempo weitergefahren und habe auch in den Abfahrt nicht zu viel riskiert. Wenn man angeschlagen ist, kann da schnell was passieren. Wir haben uns schließlich in einer kleinen Gruppe gefunden und kamen mit 24 Minuten Rückstand ins Ziel. Am letzten Berg ist die Gruppe aber noch einmal auseinander gefallen.

Das war aber auch ein fieser Anstieg. Der letzte Kilometer war die Hölle, der zog sich immer länger. Von unten konnte man das Ziel schon sehen, aber es kam einfach nicht näher. Ich war richtig froh, als ich es endlich geschafft hatte! Oben angekommen, ging’s direkt wieder runter. Regenjacke an und ab zum Bus. Angenehm war das nicht, wenn man berghoch schon friert, ist es bergab sicher nicht besser. So haben wir uns bergab durch die abwandernden Zuschauer gequält. Aber da mussten die anderen ja auch durch.

An unserem Hotel, wo wir heute und morgen sind, sind wir heute übrigens schon vorbei gefahren. Das ist an der Abfahrt vom Pellegrino. Das wird bestimmt lustig morgen am Ruhetag, so oder so müssen wir richtig berghoch fahren beim Training. Mal sehen, vielleicht fahren wir auch runter in den Ort. Dort ist es flach und wir fahren dort einfach ein Kriterium in der Fußgängerzone.

Jetzt bin ich aber erstmal froh, dass wir einen Tag Ruhe habe. Das war auch der Grund, weshalb ich es heute mal versucht habe. Ich wusste, dass ich morgen regenerieren kann. Und ich wollte mich auch mal zeigen beim Giro. Außerdem kommen ja eigentlich nur noch schwere Etappen.

Bis morgen, Euer Christian

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Bergamo, 26. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

ich habe jetzt wieder jede Menge Zeit für das Tagebuch. Wir stehen mit unserem Bus nämlich im täglichen normalen Verkehrschaos nach einer Giro-Etappe. Jetzt sind wir schon über 20 Minuten unterwegs und haben noch nicht einmal fünf Kilometer geschafft. Und 110 Kilometer haben wir wieder bis zum Hotel. Es wird also wieder 21 Uhr mit dem Abendessen.

Heute sind wir in der Nähe von Como gestartet. Die ganze Nacht hat es gewittert und geregnet. Auch heute morgen hat es noch ein wenig geregnet, die Straßen waren so nass, dass das Hinterrad zweimal durchgedreht hat. Das erste Stück sind wir eine Zeit lang am See langgefahren. Es war ganz schön windig, ich würde sogar sagen, dass es richtig stürmisch war.

Es war auch irgendwie ein komisches Wetter, das dazu verleitete, sich vielleicht zu warm anzuziehen. Den Fehler habe ich aber nicht gemacht, weil ich mir dachte, dass es gleich am Anfang richtig heiß werden könnte. In jeder Beziehung. Ich habe also nur die Weste angezogen und auch gleich hinten ins Trikot gesteckt, es war ziemlich schwül. Als ich Thomas Fothen vorm Start warm eingepackt mit einer Regenjacke gesehen habe, bin ich zu ihm hin und habe gesagt: „Zieh die am besten gleich wieder aus. Es wird gleich heiß.“ Er hat mich erst etwas ungläubig angeschaut, hat aber auf meinen Rat gehört. Und hinterher war er mir sicher dankbar.

Denn es ging wirklich gleich richtig los. Die ersten 85 Kilometer gingen immer wieder Attacken. Am ersten langen Anstieg hat sich dann bald die große Spitzengruppe gebildet, ich bin in der Gruppe mit Danilo Di Luca geblieben. Zwei Kilometer vor der Kuppe musste ich aber abreißen lassen. In der Abfahrt konnte ich jedoch wieder aufschließen. In den zweiten Berg sind die dann richtig schnell rein gefahren, da war ich dann ziemlich schnell weg. Ich bin dann mein Tempo hochgefahren und habe mir eine Gruppe gesucht. Die letzten 30 Kilometer sind wir dann noch schön bis ins Ziel gekreiselt.

Jetzt bin ich aber auch froh, dass ich im Bus ein bisschen die Beine hochlegen kann. Ich hatte zwar die Wahl, mit dem Mannschaftsauto ins Hotel zu fahren, aber im Bus ist es doch bequemer. Auch wenn’s länger dauert. So, morgen wird’s nochmal richtig schwer, dann kommt der Ruhetag.

Bis morgen, Euer Christian

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Santuario di Oropa , 25. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute sind wir schon recht früh zum Start gefahren. Wir haben dann noch ein bisschen im Bus gesessen und noch was gegessen. Dabei haben wir auch schon vorsichtshalber die Karenzzeit ausgerechnet, man weiß ja nie…

Für mich war das Zeitfahren ok. Ich habe mich eine Stunde lange auf der Rolle ordentlich warm gefahren mit zwei EB’s. Im Rennen lief es auch ganz gut, obwohl der Berg schwer einzuschätzen war. Auf jeden Fall war er sehr schwer. Ich bin nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam gefahren. Zum Schluss habe ich noch einen Euskatel-Fahrer eingeholt, der zwei Minuten vor mir gestartet war – das ist immer ein gutes Zeichen, da weiß man, dass man nicht Letzter ist. 

Die letzte Nacht allerdings war schlimm. Es war sehr heiß auf dem Zimmer und die Aircondition funktionierte nicht richtig – entweder auf Vollgas, dann war´s zu kalt, oder ganz aus. Fenster aufmachen ging auch nicht, weil wir direkt an der Hauptstraße waren. So haben wir uns heute morgen gefühlt, als hätten wir auf der Autobahn geschlafen und wären von einem Brummi überrollt worden.

Jetzt freuen wir uns aber langsam auch auf den nächsten Ruhetag. Endlich mal die Beine hochlegen im Hotel. Dazu hatten wir eigentlich kaum Zeit. Ständig dieses rumreisen, immer diese langen Transfers – da bleibt nur wenig Zeit, mal wirklich auszuspannen. Wir machen nichts anderes mehr als Radfahren, essen, Massage und schlafen. Heute haben wir beispielsweise wieder einen Transfer über 120 Kilometer. Da bleibt wieder nicht viel Zeit. Am Montag können wir uns dann hoffentlich mal richtig ausruhen.

Bis morgen, Euer Christian

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Briançon , 24. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

vom Thema des Tages hat man hier in Italien gar nichts mitbekommen. Wenn die Jungs von Gerolsteiner die Pressekonferenz nicht im Fernsehen gesehen hätten, hätte man hier im Rennen erstmal gar nichts erfahren. So viele deutsche Fahrer sind ja nicht hier. Tja, was soll ich dazu sagen. Damals als das mit Ete war, war ich 15, 16 und habe die Rennen im Fernsehen gesehen. Ja, irgendwie ist man schon ein bisschen enttäuscht, aber so wie ich Erik kennengelernt habe, glaube ich ihm. Wichtig ist, dass das jetzt alles aufgeklärt wird. Zur Pressekonferenz kann ich nichts sagen, die habe ich ja nicht sehen können, aber ich fahre jetzt im zweiten Jahr mit Erik und ich nehme ihm ab, dass er sauber fährt.

Sportlich war es für uns heute eher ruhig. Wenn ich richtig gefahren wäre, hätte ich heute vielleicht mit zehn Minuten Rückstand auf Platz 60 fahren können, aber was hätte das gebracht? Also bin ich mit der ganzen Mannschaft zusammen im Grupetto gefahren. Es ging ja heute darum, sich etwas zu erholen. Dafür hatte ich extra ein Kompaktlager mit 36 Zähnen montieren lassen. So konnte ich die Berge relativ hochpedalieren.

Morgen werde ich es ähnlich versuchen. Ein bisschen Warmfahren und dann insgesamt im Erholungstempo hoch. Aber nicht zu langsam, ich habe nämlich keine Lust, aus der Karenzzeit zu fallen.

Bis morgen, Euer Christian

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Turin, 23. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute habe ich mal was Neues ausprobiert: Ich bin auf dem Hintern ins Ziel gerutscht und das Fahrrad irgendwo hinter mir her. Hoffentlich komme ich in die Wertung, man muss ja gemeinsam mit dem Rad ins Ziel kommen... Na ja, zum Glück ist nichts passiert. Der Rücken tut etwas weh, aber die eine der beiden Schürfwunden ist genau über der, die ich sowieso schon hatte und das Knie, auf das ich auch noch gefallen bin, tut im Moment nicht mehr weh als vorher.

Im Finale war ich bis vier Kilometer vor dem Ziel im Wind, um unsere Staffel noch so lange wie möglich rauszuhalten. Dann bin ich rausgegangen und habe mich etwa an Position 20 wieder eingereiht weil ich gedacht habe, ich könnte vielleicht nochmals nach vorne fahren, um zu helfen. Aber keine Chance - und es hat ja auch so für Alessandro perfekt geklappt. Nur dahinter sind dann einige auf der Farbe von den Werbeaufschriften auf der Straße ausgerutscht. Ich habe noch versucht, fluffig zu bremsen, aber dann bin ich auch voll auf den Hintern geknallt und dann ohne Fahrrad ins Ziel gerutscht. Das erste was ich gedacht habe, als ich langsamer wurde, war nur, schnell wieder aufzuspringen. Ich habe mich erstmal an den Zaun gerettet und geschaut, was noch von hinten kommt - aber zum Glück konnten die anderen weiter hinten noch rechtzeitig bremsen, sonst wären sie noch voll in uns reingerauscht. Also Glück im Unglück. Von diesem Sturz geht die Welt nicht unter und immerhin haben wir ja auch noch gewonnen.

Ansonsten war der Tag heute ruhig. Man merkt jetzt doch schon, dass einige Fahrer mittlerweile ziemlich kaputt sind. Entsprechend locker sind wir losgerollt. An der ersten Prämie sind dann vier weg, das wäre dann die ideale Gruppe gewesen. Aber nacheinander sind drei von denen angehalten, um erstmal Pinkelpause zu machen. Von denen wollte keiner fahren... Also war Mickael Buffaz auf einmal alleine vorne. Er hat dann aber recht schnell gemerkt, dass es nichts bringt, wenn er Vollgas fährt - dann wären wir halt auch Vollgas gefahren. So hatte er hoffentlich einen schönen Tag vorne und wir hinten auch. Sozusagen ein kleiner Ruhetag. Es war eh wieder tierisch heiß. Das haben einige genutzt und erst einmal ein Eis gegessen. Einer ist vor einer Bar angehalten, und hat eingekauft und das Eis dann verteilt. Ich habe leider keins mitbekommen... Na ja, so ein Tag muss auch mal sein. Die letzten Etappen hatten 250 und 200 Kilometer, das geht schon an die Substanz. Und auch heute war nicht für alle locker, sagt Martin. Klar, er musste ja auch die letzten 50 Kilometer von vorne fahren, um Mickael Buffaz dann noch einzuholen. Na ja, so gibt es halt immer was zu tun... Außerdem, auch wenn das eine Flachetappe sein sollte heute, wir hatten am Ende 1500 Höhenmeter auf dem Tacho. Soviel zu Flachetappen.

Morgen geht’s jetzt erstmal richtig in die Berge. Ich glaube, es kommen sowieso nur noch zwei richtige Sprintetappen. Mal sehen, morgen jedenfalls nicht. Also habe ich mir schonmal eine Bergübersetzung montieren lassen und werde es erstmal locker angehen. Nur überstehen...

Bis morgen, Euer Christian

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Mediterranee Pegli, 22. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

so, jetzt sind wir auch endlich im Hotel. Eigentlich war es diesmal gar nicht so weit. Zehn Kilometer mit den Rädern den Berg wieder runter, danach so zehn zwölf Kilometer mit dem Bus. Aber bis mal alle da sind nach so einer Bergetappe... Außerdem muss Alessandro ja immer zur Siegerehrung für das Sprinttrikot, also haben wir natürlich gewartet. Wie gut, dass man im Bus schonmal duschen und was essen kann.

Ansonsten war der Tag heute nicht so gut. Ghisalberti ist in der Verpflegungszone rausgegangen. Er hatte Rückenschmerzen. Also fehlt jetzt nach Ongarato, der noch immer Knieschmerzen von dem Sturz hatte, noch einer. Und mit meinem Knie ist es auch noch nicht besser geworden. Eher im Gegenteil. Am Anfang lief es noch gut, die ersten 50 Kilometer waren flach, da sind wir mit einem 51er Schnitt immer am Meer lang und ich bin mit den Gruppen mitgesprungen. Zum Schluss mit zwei Fahrer von Saunier noch in eine größere Gruppe - aber am Berg ging dann gar nichts mehr. Zwischendurch hatte ich solche Schmerzen, dass ich gedacht habe, ich steige aus. Wobei berghoch, das ging noch gegen das, was dann bergab kam. Immer wenn man rollen gelassen hat und dann wieder antreten musste, das war Hölle. Ich bin hinterher echt zu 75 Prozent mit dem linken Bein gefahren. Und das ist natürlich nicht so prickelnd, wenn man nach 50 Kilometern schon solche Probleme hat und noch 200 Kilometer zu fahren sind. Aber ich wollte mich auf jeden Fall durchquälen. Morgen geht’s nochmal flach, da will ich nochmal für Alessandro fahren. Von der Kraft her war es sogar okay, aber die Schmerzen waren schon Hölle. In die letzten zwei Berge bin ich dann noch relativ weit vorne reingefahren und habe mich dann durchsacken lassen. Am Ende hatte ich zwölf Minuten Rückstand, aber das spielt ja keine Rolle.

Ich hoffe, dass es morgen wieder hält und es einen Sprint gibt. Aber dafür muss ich jetzt erstmal zur Massage und zur Behandlung. Wir machen Salben auf das Knie und einen Verband drum. Ich bin heute extra schon mit Verband gefahren. Ich will den Giro natürlich gerne zu Ende fahren, aber wenn es keinen Sinn macht, steige ich vorher aus. Nur so leicht bin ich nicht unterzukriegen - erstmal werde ich weiter kämpfen.

Bis morgen, Euer Christian

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Focette, 21. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

langsam geht's mir wieder besser. Heute hatte ich zwar wieder etwas Probleme mit dem rechten Knie, das hat wieder etwas gezwickt, aber das wird schon wieder. Ich glaube, ich hatte meine paar schlechten Tage für diese Rundfahrt schon. Ein paar Tage hat es sich fast wie Muskelkater angefühlt, aber jetzt geht es wieder aufwärts. Zum Glück war der Tag heute auch nicht ganz so schlimm, es war nur tierisch heiß. Ich bin extra vor dem Start noch zum Auto und habe mir das Unterhemd ausgezogen, obwohl ich nur das Sommertrikot anhatte.

Im Rennen hat dann erst T-Mobile kontrolliert und wir sind dann bei einem Abstand von zweieinhalb Minuten zur Spitze mit eingestiegen. Dummerweise musste ich dann 15 Kilometer vor dem Ziel schon mitfahren weil Müller und Ghisalberti schon ziemlich viel gearbeitet hatten. Der Rest war dann etwas chaotisch und leider hat im Finale auch noch Ongarato gefehlt. Er hat doch noch etwas mit seinen Prellungen von dem Sturz nach der Regenetappe zu kämpfen. Aber Lancaster hat als letzter Anfahrer einen perfekten Job gemacht. Nur leider sind am Ende noch zwei vorbeigefahren, das war natürlich schade, weil direkt vor seiner Haustür wäre es natürlich mit dem Sieg für Petacchi um so schöner gewesen.

Ansonsten hat sich nach einer Woche hier schon voll der Rundfahrt-Takt eingestellt. Jeden Tag ein anderes Hotel, jeden Tag die gleiche Prozedur. Manchmal nervt das schon. Und ich stelle fest, in diesem Trott werde ich noch vergesslich. Wenn ich vom Essen aufstehe, habe ich echt manchmal vergessen, auf welchem Stockwerk mein Zimmer ist - und die Zimmernummer muss ich ja dann auch noch wissen. Zum Glück gibt es dafür ja dann unsere Pläne, die am Aufzug und in den Fluren hängen... Und glücklicherweise habe ich auch noch nichts groß im Hotel vergessen. Nur ein Satz Badeschlappen ist irgendwie weg. Keine Ahnung, ob die im Hotelzimmer liegen geblieben sind oder bei der Massage, auf jeden Fall sind sie weg. Aber das werde ich hoffentlich verschmerzen - wenn ich meinen iPod vergessen würde, das wäre schlimmer...

So, jetzt muss ich aber erst einmal zu Hause anrufen. Heute hat nämlich meine Mama Geburtstag, der ich natürlich auch auf diesem Wege schöne Grüße sage und alles Gute wünsche.

Bis morgen, Euer Christian

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Modena, 20. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

die Etappe heute war nicht unbedingt etwas für mich. Gleich nach dem Start ging es 13 Kilometer berghoch. Da hat es ein wenig gedauert, bis der Dieselmotor warm gelaufen war. Ich habe mich hinten mit über den Berg gequält, die anderen von uns hatten ungefähr eine halbe Minute Rückstand, sind aber auf der Abfahrt ohne Probleme wieder herangekommen. Dann ist auf diesen ganzen Wellen unterwegs die große Spitzengruppe weggefahren. T-Mobile und Saunier Duval haben versucht, den Abstand zu kontrollieren. Aber bei so einer großen Spitzengruppe ist das natürlich nicht einfach. Von T-Mobile war das eine super Leistung, das Rosa Trikot doch noch zu verteidigen.

Wir haben schnell gemerkt, dass der Abstand heute zu groß ist, um noch einmal auf einen Massenspurt zu fahren. Das hätte zuviel Kraft gekostet. So haben wir lieber unsere Kräfte geschont, es kommen ja auch noch andere Tage und der Giro geht noch zwei Wochen. Trotzdem war der Tag sehr anstrengend und ging schnell vorbei. Wir sind ja nicht langsamer gefahren als die Spitze, deshalb war es auch heute wieder sehr schwer. Es war so schnell heute, dass nicht mal die Zeit für eine Pinkelpause blieb.

Morgen ist ein neuer Tag und es gibt eine neue Chance. Zielankunft ist morgen nur 100 Meter von Alessandro Petacchis Haustür entfernt. Da wollen wir wieder was versuchen. Aber es wird schwer, denn zu Anfang gibt’s wieder einen Berg, der uns auf über 1000 Meter Höhe bringt. Zum Schluss geht’s dafür wieder 80 Kilometer flach. Dann hoffe ich, dass es auch meinem Knie weiter besser geht. Nach diesem Massensturz vor ein paar Tagen hatte ich zuletzt ziemliche Knieschmerzen neben diversen Prellungen. Heute ging´s aber schon wieder besser. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen dann schmerzfrei bin. Drückt mal die Daumen!

Bis morgen, Euer Christian

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Campi Bisenzio, 19. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute musste es ja klappen mit einem Sieg. Gestern hatte ich nämlich was Wichtiges vergessen: Das Armband meiner Frau! Das ist so etwas wie ein Glücksbringer, hat sich heute ja gezeigt. Eine Stunde vorm Start gestern fiel mir auf, dass ich mein Armband nicht dabei habe. Es war im Koffer, und der war schon verstaut. Naja, heute hatte ich es dabei – und es geklappt.

Heute hatten wir die längste Etappe des Giro vor der Brust. T-Mobile, die seit gestern mit Marco Pinotti den Träger des Rosa Trikots in ihren Reihen haben, wollte gleich von Anfang an Präsenz zeigen und hat das Rennen gut kontrolliert. Es ist relativ langsam los gegangen. Irgendwann, so etwa nach 15 Kilometern, hatten sich dann vier Mann abgesetzt. Als sie ungefähr 100 Meter Vorsprung hatten, sind sie so eine Weile vor dem Feld hergefahren und fingen an zu diskutieren. Es ging wohl darum, weiter zu fahren oder nicht, weil die Etappe schon ziemlich lang war und abzusehen war, dass es auf einen Massensprint hinaus läuft. Von hinten sah das irgendwie lustig aus. Dann waren sie aber auf zehn Minuten weg.

T-Mobile hat dann angefangen, den Rückstand zu reduzieren. Wir sind mit eingestiegen, und ab Kilometer 150 haben wir den Rückstand dann langsam runter gefahren. An dem Berg 50 Kilometer vor dem Ziel hat dann plötzlich Quick Step draufgedrückt. Sie wollten wohl möglichst viele Sprinter loswerden an dem Anstieg. Was ja auch teilweise geklappt hat. Alessandro ist aber zusammen mit mir gut drüber gekommen im Feld. 20 Kilometer vor dem Ziel waren auch alle anderen Sprinter, wie Thor Hushovd und Robbie McEwen, wieder dran. Für uns war es gut, dass Quick Step so viel gearbeitet hat. Wir brauchten uns nur hinten drauflegen. Im Finale sind wir dann auf den letzten Kilometern richtig mit eingestiegen. Von Kilometer fünf bis drei bin ich richtig gefahren, dann haben Lorenzetto und Sabatini übernommen. Es hat alles wunderbar geklappt und die Freude nach Alessandro’s Sieg war natürlich riesig. Das war wieder ein Sieg des gesamten Teams, alle haben heute wieder dafür gearbeitet. Mal sehen, wie es morgen wird. Gleich am Anfang haben wir einen 13 Kilometer langen Anstieg. Aber mal schauen, drückt uns die Daumen.

Bis morgen, Euer Christian

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Spoleto, 18. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

das war wieder eine richtig schwere Etappe heute. Es ging über gleich drei ordentliche Berge. Vom Rennverlauf her war es wohl so, wie es sich die meisten schon gedacht hatten: Liquigas wollte nicht mit aller Macht das Rosa Trikot von Danilo Di Luca verteidigen. Auf den ersten 50 Kilometern ging es noch zur Sache mit vielen Angriffen. Dann waren aber fünf Mann vorne weg und es wurde etwas ruhiger. Liquigas hat alles ganz locker kontrolliert.

Die Wellen am Anfang taten heute schon ziemlich weh. Bei mir lief es auch nicht so richtig rund, die Beine waren nicht so gut im Rennen und ich fühlte mich auch nicht so gut. Ich hatte mir heute aber vorgenommen, in einer Gruppe mitzugehen. Hat aber nicht geklappt. Zweimal habe ich es versucht. Dann habe ich aber gemerkt, dass es nicht geht und irgendwann stand auch die Fünfer-Gruppe vorn. Die Berge sind wir dann im Feld verhalten gefahren. Am Schluss war ich mit Mirco Lorenzetto und Alessandro Petacchi in der Hauptgruppe und wir konnten den Sprint um Platz sieben vorbereiten. Für Alessandro ging es schließlich darum, seinen Vorsprung in der Punktewertung weiter auszubauen, da Robbie McEwen am letzten Berg ins Gruppetto zurück gefallen war. Ich denke, das haben wir gut hingekriegt heute. Fürs Team war es auf jeden Fall ok. Alessandro hat jetzt 13 Punkte Vorsprung.

Morgen wird es auch wieder schwer. Es wird eine lange Etappe mit einem richtigen Berg drin. Es ist schwer vorauszusagen, was passiert. Vom Berg sind es zwar noch mal über 50 Kilometer bis ins Ziel, aber wenn die Bergfahrer durchdrehen … Man muss eben sehen, wie es läuft.

Bis morgen, Euer Christian

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Tivoli Terme, 17. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

das war vielleicht ein Finale heute... Nach der letzten Bergwertung ging es ja nochmal zehn Kilometer immer runter, das war heute Mord und Totschlag. Sorry, aber das ist nicht ganz meine Welt. Und dann so ein blödes Ende: Der von Panaria hat Petacchi gleich zweimal eingebaut, was will er denn damit erreichen? Wenn er an sein Hinterrad gegangen wäre, wäre er Zweiter geworden, so ist er gar nichts geworden. Ist natürlich schon doof, weil sonst hätte Petacchi heute gewonnen. Okay, ist ja nicht schlecht, wenn ein deutscher Fahrer gewinnt, aber mich hätte natürlich gefreut, wenn einer aus unserem Team gewonnen hätte, weil das Ding hätte Petacchi heute gemacht.

Ansonsten war der Tag heute eher ruhig. Ich musste nicht zu viel machen. Wir haben von Anfang an versucht, das Rennen zu kontrollieren, keine zu große und gefährliche Gruppe wegzulassen, und das hat ja auch funktioniert. Danach haben wir den Abstand kontrolliert, das war zum Glück nicht richtig stressig heute, ich habe nämlich nicht richtig gut geschlafen. Irgendwie spüre ich meine linke Seite noch von dem Sturz gestern und der Rücken tut im unteren Bereich auch weh. Alles nicht so toll, aber wird schon. An morgen denke ich einfach mal noch nicht. Jetzt muss ich erst einmal die Etappe von heute abhaken. Wir sind gerade erst im Hotel angekommen und ich habe im Bus noch nicht geduscht. Ich dachte, wir sind schneller hier und es lohnt sich nicht, aber dann war da doch noch eine ganze Menge Verkehr. Aber dafür ist das Hotel gut, das kenne ich noch aus dem vergangenen Jahr. Da waren wir bei Tirreno-Adriatico schonmal hier - übrigens mit der gleichen Zielanfahrt wie heute.

Aber gut, jetzt erstmal duschen, dann Massage und dann Abendessen. Ich glaube, das Essen war beim letzten Mal auch sehr gut, also wird es wieder gut sein. Drückt mal die Daumen.

Bis morgen, Euer Christian

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Montevergine di Mercogliano, 16. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

so ein Mist, zwei Kilometer vor Schluss musste ich abreißen lassen. Heute habe ich mich richtig gut gefühlt. Bis drei, vier Kilometer vor Schluss war alles gut, aber dann wurde es noch einen Tick steiler und die sind vorne richtig gefahren. Da konnte ich nicht mehr ganz mit und bin mein Tempo durchgefahren. Damit kann ich auf jeden Fall zufrieden sein, ich bin ja doch nicht der typische Bergfahrer - aber zwei Kilometer vor dem Ziel lässt natürlich keiner gerne reißen...

Insgesamt war es ein chaotischer Tag heute. Dabei hatte er eigentlich so gut angefangen. Der Giro ist immer total entspannt. Eine der entspanntesten Rundfahrten, die ich kenne. Vor dem Start sind fast alle Fahrer im so genannten Giro-Dorf, da präsentieren sich die ganzen Sponsoren mit Ständen und haben Stühle und Tische draußen stehen. Wir haben uns schon gewundert, dass heute alle eine Stunde vor dem Start aus den Bussen raus sind, das gibt es sonst nie. Aber wir sind dann auch raus und haben noch in einer kleinen deutschen Runde ein bisschen geschwatzt. Mü - Martin Müller - war dabei und ein paar von Gerolsteiner. Eine richtige große deutsche Runde hat sich aber noch nicht gebildet. Aber das wird noch kommen, je länger wir von zu Hause weg sind.

Nach dem Start war es auch erst einmal ganz ruhig. Wir sind gemütlich eine Küstenstraße lang gefahren. Dann hat es irgendwann angefangen zu regnen, das war ja erst sogar ganz angenehm, eine schöne Abkühlung. Die Tage waren zuletzt schon ziemlich heiß hier. Aber gleichzeitig hat man sofort gemerkt, wie die Straße richtig glatt wurde. Berghoch ist sogar das Hinterrad durchgedreht, das war unglaublich. Und dann in einer Stadt sind auf einmal bestimmt 100 Fahrer gestürzt. Unabhängig voneinander. Sowas habe ich noch nie erlebt. Ich habe vorher noch mit Mü gequatscht und gesagt, dass es ganz schön gefährlich ist so glatt. Und dann lagen auf einmal alle. Erst dachte ich, ich könnte es noch schaffen und bin noch 30 Meter rumgeeiert. Aber dann bin ich auch noch gestürzt. Aber zum Glück ist nichts weiter passiert. Bis auf Alessandro sind alle von uns gestürzt. Etwas schlimmer hat es nur Fabio erwischt, zum Bus ist er jedenfalls etwas gehumpelt. Mü und ich haben ein bisschen Schürfwunden, aber das geht schon. Den Rest des Rennens lief dann alles gut. Saunier-Duval hat das Rennen kontrolliert und ich konnte supergut mitfahren. Die ganze Zeit am Hinterrad von Salvodelli und Co. Jetzt geht es noch etwa 70 Kilometer mit dem Bus zum Hotel. Wir sind gleich mit den Rädern wieder runter vom Berg, der Bus ist unten stehen geblieben, damit wir schneller wegkommen. Aber jetzt sind wir schonmal geduscht, die Wunden sind versorgt und man kann schonmal die Beine hochlegen. Aber jetzt muss ich erstmal Nathalie anrufen. Sie hatte gestern ihren letzten Arbeitstag und ist jetzt im Mutterschutz. Ich habe eben schon eine SMS von ihr bekommen, sie hat mich im Fernsehen gesehen und mir zu meiner Leistung gratuliert. Mal hören, wie es ihr so geht.

Bis morgen, Euer Christian

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Paestum, 15. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute ist eigentlich nicht viel passiert, wir hatten ja wegen des Transfers schon den ersten Ruhetag. Aber der Tag war trotzdem lang genug, ein richtiger Ruhetag war es eigentlich nicht. Um halb zehn sind wir vom Hotel losgefahren, um halb zwölf ging der Flug, etwa eine Stunde später waren wir dann auf dem Festland. Da mussten wir dann noch einmal gut 100 Kilometer mit dem Bus fahren, bis wir wieder im Hotel waren. Ganz schön stressig alles - da sind die kleinen Rundfahrten wie in Niedersachsen doch lieber - da gibt es so gut wie gar keine Transfers. Im Hotel hier in Paestum gab es dann erst einmal Mittagessen, danach sind wir noch eine Stunde trainieren gefahren und das war’s eigentlich. Gleich noch Massage, dann sind wir hoffentlich gut vorbereitet für morgen und dann sehen wir weiter.

Bis morgen, Euer Christian

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Cagliari, 14. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

besser als heute geht’s nicht. Wir haben gewonnen und können zufrieden sein. Heute ging am Anfang wieder alles ziemlich schnell, gleich war eine Gruppe von fünf Fahrern weg. Liquigas, die ja das Rosa Trikot haben, hat dann kontrolliert und die Ausreißer bis auf sechs Minuten weggelassen. Das ist nichts unübliches, diesen Abstand fährt man eigentlich locker wieder zu. Von uns ist dann Cortinovis nach 50 Kilometern mit eingestiegen, und Martin Müller nach 100 Kilometern. Aber die Ausreißer haben sich vorne so unglaublich gewehrt, dass sie 40 Kilometer vor dem Ziel noch immer fünf Minuten Vorsprung hatten.

Wir haben also alles gegeben, um sie wieder einholen zu können. Dadurch konnten wir dann allerdings im Sprint nicht mehr alles geben, denn das war schon anstrengend. Aber Alessandro hat es ja alleine geschafft. Nach dem Rennen mussten wir dann alle zusammen aufs Podium, weil wir als "Super-Team" geehrt wurden. Ich weiß auch nicht ganz genau, wie die Wertung zustande kommt, aber es ist eine Art Mannschaftswertung, die unsere Arbeit von gestern und heute belohnen soll. Erst kam also Alessandro aufs Podium, dann die Trikot-Fahrer, und dann wir. Das ist schon ein schönes Gefühl.

Auf dem Weg zum Hotel wurde es etwas chaotisch. Wir hatten nur einen Zettel, auf dem der Name des Hotels stand und eine Wegbeschreibung: Zwei Kilometer nach vorne, dann rechts. Was in der Stadt hier etwas schwierig war. Unterwegs haben wir einige Polizisten auf Rollern gesehen und sie nach dem Weg gefragt. Letztendlich haben uns die Polizisten den Weg gezeigt und wir wurden von einer Polizeieskorte zum Hotel gebracht. Das war schon abgefahren.

Heute Abend wird sich erst einmal ausgeruht. Wir feiern nicht mehr wirklich, weil unsere Betreuer schon mit der Fähre auf dem Weg zum Festland sind. Wir Fahrer fliegen dann morgen Mittag rüber. Die Zeit ist eigentlich ein bisschen blöd, denn so kann man am Vormittag nichts mehr machen, und wenn wir ankommen wird’s stressig. So haben wir nicht wirklich viel vom Ruhetag. Aber jetzt ist erst einmal Ruhe angesagt. Ich werde mich noch ein bisschen hinlegen, und gleich beim Essen stoßen wir mit Sekt an, wie wir das immer machen wenn jemand von uns gewonnen hat.

Bis morgen, Euer Christian

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Cannigione, 12. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

es ging heute richtig schnell auf der Etappe, morgens fuhren direkt fünf Fahrer weg. Alessandro Petacchi hatte heute seinen kleinen Computer vergessen, und ich habe ihn in meiner Tasche mitgenommen. Bis ich dann zu ihm gefahren bin um ihn ihm zu geben waren die fünf Ausreißer schon weg. Bis zur Verpflegungskontrolle war es aber eigentlich ein recht entspannter Tag. Dann wollten wir Liquigas hinterher fahren, weil sie ja das Rosa Trikot haben. Martin Müller ist mit durchgefahren und ab diesem Punkt ist der Vorsprung der Führenden geschmolzen.

Dann kamen ein langer und nicht so schwerer Berg und zwei schwere kürzere. Auf dem letzten Berg haben die Klassiker-Fahrer wie Bettini und Rebellin noch einmal attackiert und ich war vorn mit dabei. Dort habe ich dann auf die anderen Fahrer aus meiner Mannschaft gewartet und bin hinter den Teams, die das Tempo gemacht haben, hergefahren. Vier Kilometer vor dem Ziel kamen dann die anderen mit Alessandro und wir sind vorne durch gefahren. Von Kilometer zwei bis drei bin ich von vorne gefahren und die anderen fünf Mann hinter mir. Wir haben den Sprint super gut angefahren, doch Alessandro ist leider nur Dritter geworden. Aber unser Zug hat super gut gearbeitet, und wir sind auch gut über den letzen Berg gekommen. Darauf lässt sich auf jeden Fall aufbauen. Ich denke wir sind auf dem richtigen Weg. Und die Etappe morgen liegt uns wahrscheinlich ja auch wieder.

Jetzt sitze ich gerade im Bus, wir haben noch 100 Kilometer Transfer bis zu unserem neuen Hotel vor uns. Das wird also noch ein relativ langer Tag werden. Bis wir mit der Massage und dem Essen fertig sind wird es bestimmt 22 Uhr, dann fängt erst die Erholung an. Ich bin wahrscheinlich wieder mit Martin auf dem Zimmer. Normalerweise schauen wir uns abends noch einen Film auf dem Laptop an, aber heute wohl eher nicht. Sonst wird’s Mitternacht, und wir müssen morgen ja wieder fit sein, denn dort wartet wieder eine anstrengende Etappe auf uns, auf der wir es auf jeden Fall wieder probieren wollen.

Bis morgen, Euer Christian

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Cannigione, 12. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

das Ergebnis beim Zeitfahren heute war leider nicht so gut. Eigentlich hatten wir uns mehr vorgenommen für heute. Wir sind die Strecke in einer Zeit von 35:11 Minuten gefahren, die Gewinnermannschaft hat 33:35 Minuten gebraucht. Das ist schon ziemlich weit weg. Wir hatten uns zumindest vorgenommen, auf einen Platz zu fahren auf dem Alessandro in Reichweite des Rosa Trikots ist, aber davon sind wir jetzt ganz schön weit weg. Naja, die anderen waren halt schneller.

Es war sehr windig heute, und wir waren uns nicht ganz sicher bei der Auswahl der Laufräder. Wir haben dann die Laufräder ohne Hinterradscheibe genommen. Aber das haben andere auch gemacht, daran kann’s also nicht gelegen haben. Irgendwie sind wir einfach nicht in den richtigen Rhythmus gekommen, und die Strecke kam uns mit dem ständigen Auf und ab auch nicht entgegen. Aber das muss man abhaken, wir haben ja noch 20 Etappen vor uns.

Morgen geht es dann endlich richtig los. Ich habe mich heute eigentlich ganz gut gefühlt, und die Mannschaft ist fit und gut vorbereitet. Morgen gibt es die erste Sprintetappe, das heißt alles geben für Alessandro. Ich werde also versuchen, den heutigen Tag abzuhaken und an morgen zu denken. Und ich bin mir sicher, dass wir eine gute Leistung bringen können.

Bis morgen, Euer Christian

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Cannigione, 11. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

heute fand die Präsentation der Giro-Teams auf einem italienischen Flugzeugträger statt. Bevor es dort hin ging sind wir vormittags erst noch einmal ungefähr drei Stunden trainieren gefahren. Die Präsentation war dann eher eine etwas schleppende Angelegenheit. Wir sind mit dem Auto zum Hafen gefahren, von dort aus ging es auf ein Boot, das uns zum Flugzeugträger brachte.

Das Schiff selber war ganz interessant, es ist ein altes Kriegsschiff der italienischen Marine. Während wir auf die Veranstaltung warteten waren wir unten im Flugzeugträger, wo die ganzen Flugzeuge und Hubschrauber abgestellt sind. Diese konnten wir uns in der Zeit auch einmal näher anschauen. Dann wurden wir mit einer riesigen Hebebühne hochgefahren und sind dann einmal die Start- und Landebahn hoch und runter gelaufen. Links und rechts von uns standen die Journalisten Spalier, und die Mannschaften gingen den Weg nacheinander ab. Bevor es zurück ging sagte jeder seinen Namen, dann wurden wir wieder mit der Hebebühne nach unten gefahren und es ging mit Boot und Auto zurück ins Hotel.

Jetzt komme ich gerade von der Massage, und in ein paar Minuten steht auch schon eine Teambesprechung auf dem Programm. Gianluigi Stanga ist heute angekommen und möchte noch einmal mit uns allen sprechen, bevor es morgen losgeht. Vielleicht will er uns ja noch einmal auf den Giro einstimmen. Morgen Vormittag werden wir noch einmal ein bisschen trainieren, und dann geht es gegen 15 Uhr auch schon los zum Mannschaftszeitfahren. Uns wird also nicht langweilig werden.

Bis morgen, Euer Christian

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Cannigione, 10. Mai 2007

Liebe Radsportfans,

jetzt kann es dann losgehen mit dem Giro d’Italia. Ich bin gestern hier in Sardinien angereist. Zusammen mit Martin Müller war ich einer der ersten, die im Hotel angekommen sind. Ich bin von Köln aus geflogen, Martin von Berlin aus. Der Rest der Mannschaft kam erst abends an. Nachmittags sind Martin und ich erstmal trainieren gefahren. Es ist super windig hier und keinen Meter flach, so dass wir rund 90 Kilometer in drei Stunden gefahren sind. Es ist richtig schön hier, tolles Wetter und ein total blaues Meer. Da kriegt man richtig Lust auf Urlaub. Aber das gibt es jetzt erst einmal nicht für uns, jetzt wird Rad gefahren.

Heute Morgen waren wir zuerst alle bei der Blutkontrolle der UCI, danach sind wir trainieren gefahren und haben uns die Strecke für das Zeitfahren am Samstag angeschaut. Das findet nicht hier auf Sardinien statt sondern auf einer kleinen Insel vor der Küste. Wir sind also mit der Fähre rüber gefahren, haben drei Stunden lang trainiert und wollten dann wieder zurück. Die Fähre fuhr aber erstmal nicht, also mussten wir noch mal eine Runde fahren und konnten dann erst auf die Fähre. So waren wir viereinhalb Stunden unterwegs für drei Stunden Training.

Die Strecke für das Zeitfahren ist richtig schwer. Es ist sehr windig hier, die ganze Zeit geht es über eine schmale Straße mit vielen Kurven bergauf und bergab. Die Abfahrten sind auch ziemlich gefährlich, so dass man schon aufpassen muss. Am besten versucht man, ein Mittelmaß zu finden zwischen Gas geben und abbremsen.

Die Stimmung im Team ist sehr gut. Alle sind gut vorbereitet und wir freuen uns auf die Rundfahrt. Im Moment haben wir ja noch ein bisschen Zeit bis Samstag, wo ja auch nur das Zeitfahren über 24 Kilometer stattfindet. Bei dem vielen Warten kann es schon manchmal ein bisschen langweilig werden, so dass wir uns alle freuen, wenn es endlich losgeht. Ich habe mir gerade einmal richtig das Höhenprofil angeschaut, es wird schon ziemlich schwer werden. Es sind einige harte Bergetappen dabei, aber auch einige, die uns liegen. Großartig nervös bin ich eigentlich nicht, zumindest nicht mehr als bei anderen Rennen. Ich bin den Giro ja schon einmal gefahren und weiß also, was auf mich zukommt. Und, wie wir in Köln sagen, "Et kütt wie et kütt".

Bis morgen, Euer Christian

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