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Jens Voigt posiert nach seinem Sieg bei der Deutschland-Tour mit Trophäe auf dem Podium.
09.08.2006 17:34
Voigt gewinnt Deutschland-Tour

Bad Säckingen (dpa) - Der 50. Sieg des Radprofis Jens Voigt war zugleich der wichtigste Karriere-Erfolg des 34-Jährigen: Der CSC-Profi gewann zum ersten Mal die Deutschland-Tour und glänzte dabei durch erstaunliche Vielseitigkeit.

Die Schlussetappe der Neun-Tage-Tour über insgesamt 1358 Kilometer sicherte sich nach 172,1 Kilometern in Karlsruhe im Massensprint der Australier Graeme Brown, der seinen zweiten Etappensieg feierte. Wie in Bad Tölz zog auch diesmal Erik Zabel auf Rang zwei den Kürzeren. Der 36-jährige Oldie aus Berlin konnte sich aber wenigstens mit dem zum sechsten Mal errungenen Sprinter-Trikot trösten. 162 Fahrer erreichten das Ziel.

Voigt jubelt im Ziel: «Das war einer der schönsten Tag meines Lebens. Ich habe den Enthusiasmus der Zuschauer gespürt und bin auf der Welle der Begeisterung gefahren. Besser geht es nicht.»

Voigt, der schon den Giro und die Tour de France in den Beinen hat, fuhr «in der Form seines Lebens», wie Zabel den Träger des Gelben Trikots beurteilte. Der in Berlin lebende Mecklenburger, der drei Etappen gewann, profitierte von der Verkürzung und Entschärfung der ersten Bergetappe wegen eines Unwetters. Außerdem offenbarte Voigt auf dem Weg ins Skiparadies St. Anton bei seinem überraschenden Tagessieg vor dem Vorjahres-Gewinner Levi Leipheimer (USA) die Qualitäten eines ausgemachten Berg-Spezialisten. Einen Tag später wuchs der starke Zeitfahrer auch im Kampf gegen die Uhr über sich hinaus und verwies den Experten Laszlo Bodrogi bei seinem Etappensieg Nummer drei in die Schranken.

Voigt war beim Prestige trächtigsten Rennen auf deutschem Boden der große Gewinner, T-Mobile wie im Vorjahr der große Verlierer. Die mit viel Hoffnungen gestarteten Linus Gerdemann (56.) und Patrik Sinkewitz (34.), Sieger der Deutschland-Tour vor zwei Jahren, gingen in den Bergen sang- und klanglos unter: Kein Etappensieg, kein Trikot - nichts. Der scheidende Manager Olaf Ludwig schob den Misserfolg auch auf die Stimmung in der Mannschaft. «Die Unsicherheit bei allen war sehr groß», meinte der Ex-Profi, der den Umwälzungen bei den Bonnern als Reaktion auf den Fall Ullrich am 31. Oktober durch Kündigung zum Opfer fällt.

Der nationale Konkurrent Gerolsteiner konnte dagegen zufrieden sein, obwohl der in der kommenden Saison für Discovery Channel fahrende Leipheimer diesmal in der Endabrechnung mit Rang zwei 1:38 Minuten hinter Voigt zufrieden sein musste. «Ein Etappensieg durch Levi, zweite Plätze durch Stefan Schumacher und Leipheimer, das Bergtrikot von Sebastian Lang und die Team-Wertung - das ist mehr, als nach der Tour de France zu erwarten war», freute sich Team-Manager Hans-Michael Holczer.

Eine zufrieden stellende Bilanz zogen auch die Veranstalter, deren Tour durch Fernseh-Zusagen gesichert scheint. Die D-Tour 2007 findet vom 8. bis 16. August statt und startet in Saarbrücken. Ziel ist wahrscheinlich Dresden.

Nach einer Schulter-Operation im Dezember hatte Voigt einen schwierigen Saisonstart. Trotzdem mühte er sich seit Februar redlich. Im Giro war er bereits ein wertvoller Helfer seines Kapitäns Ivan Basso, der wegen der Verstrickungen in den Doping-Skandal um den Fortbestand seiner Karriere bangt. Nachdem Voigt den Schock der Basso-Suspendierung zum Tour-Start verdaut hatte, platzte der Knoten.

Im Ziel der längsten Etappe in Montélimar feierte er den zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere und verhalf Oscar Pereiro ins Gelbe Trikot. Dem Spanier winkt nach der fälligen Disqualifikation des überführten Dopers Floyd Landis der nachträglich erklärte Gesamtsieg. «Ich könnte die gleiche Strecke wieder zurückfahren», hatte Voigt nach seinem Husarenritt über 230 Kilometer bei fast 40 Grad im Ziel in erster Euphorie herausgeprustet.

Der Satz des besonders Aufgekratzten hätte auch falsch verstanden werden können. Skeptikern bei der Deutschland-Tour, die seine außergewöhnlichen Leistungen hinterfragten, erwiderte der vierfache Familienvater: «Jeder, der jetzt eine starke Leistung bringt, muss mit der Skepsis leben. Die Leute sollen reden, was sie wollen. Ich weiß, was ich mache. Ich kann erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen.»


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