Sanremo (rad-net) - Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) hat mit der 114. Auflage von Mailand-Sanremo das erste Radsportmonument des Jahres gewonnen. Nach einer späten Attacke am Poggio siegte der Niederländer als Solist vor Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) und Wout van Aert (Jumbo-Visma).
Die erste Phase des 294 Kilometer langen Klassikers wurde von einer achtköpfigen Ausreißergruppe bestimmt. Allerdings ließ das Peloton sie nie zu weit entkommen und so stieg der Abstand nie über die Vier-Minuten-Marke. Als 52 Kilometer vor dem Ziel mit dem Capo Mele der erste der Tre Capi erreicht wurde, musste ein erster Angreifer vorne reißen lassen, am dritten, dem Capo Berta, fiel die Gruppe weiter auseinander. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Cipressa erreicht wurde. Kurz vorm Fuße des legendären Anstiegs wurden die Ausreißer vom Feld eingeholt.
Dort spannte sich das UAE-Team Emirates an die Spitze des Feldes und versuchte, das Rennen schwer zu machen. Das hatte zur Folge, dass sich das Feld dezimierte. Wieder auf der Ebenen angekommen, fuhr Nils Politt (Bora-hansgrohe) aus dem Peloton heraus. Doch der Deutsche Meister wurde drei Kilometer wieder gestellt. Dann formierten sich die Mannschaften der Favoriten auf dem Weg zum Poggio, dem letzten Anstieg des Tages, wieder vorne im Feld.
Acht Kilometer vor dem Ziel kam die eigentlich schon erwartete Attacke von Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates), der gemeinsam mit seinem Teamkollegen Tim Wellens beschleunigte. Kurze Zeit später zerriss das Peloton, wodurch eine Vorentscheidung gefallen war. Nun lagen mit Pogacar, Wellens, Van der Poel, dessen Teamkollegen Søren Kragh Andersen, Van Aert, Ganna, Vorjahressieger Matej Mohoric (Bahrain-Victorious) und Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Trek-Segafredo) noch acht Fahrer vorne. Dann attackierte Pogacar noch einmal. Ganna sprang sofort an sein Hinterrad, aber auch Van der Poel und Van Aert konnten noch einmal aufschließen.
Aus dieser Vierer-Gruppe griff Van der Poel am Gipfel des Poggio, etwa 5,5 Kilometer vor dem Ziel, an und ging mit einigen Metern Vorsprung in die technische Abfahrt. Diesen Vorsprung konnte er noch etwas ausbauen und siegte mit 15 Sekunden Vorsprung vor seinen drei Verfolgern, die den zweiten Platz im Sprint unter sich ausmachten. Dort war Ganna vor Van Aert und Pogacar am schnellsten.
Damit gelang Mathieu van der Poel 62 Jahre nach dem Triumph seines Großvaters Raymond Poulidor - aufs Datum genau - ebenfalls ein Sieg bei Mailand-Sanremo. «An der Cipressa fühlte ich, dass meine Beine frisch waren. Ich wusste, dass ich am Ende des Poggio angreifen wollte. Dies ist eines der Rennen, die ich unbedingt gewinnen wollte, und die Art und Weise, wie ich gewonnen habe, ist außerhalb meiner Erwartungen. Ich brauchte einige Renntage, um mein bestes Niveau zu erreichen, und das war mein bestes Niveau, denke ich», sagte Van der Poel nach dem Rennen.