Novara (rad-net) - Mit dem Start des Giro d’Italia hat am Samstag der
Grand-Tour-Marathon von Thomas de Gendt begonnen. Der belgische Fahrer vom Team Lotto Soudal gab bekannt, dass er in dieser Saison an allen drei großen Landesrundfahrten
teilnehmen will und sprach jetzt im Interview mit «Cyclingnews» über mögliche
Ziele dieses Vorhabens.
De Gendt war am vergangenen Samstag in den Giro gestartet. Der 34-Jährige
wird dort in den nächsten drei Wochen für Teamkapitän Caleb Ewan arbeiten, doch
verkündete schon jetzt, auch einen eigenen Etappensieg anzustreben. Der
Ausreißer-Spezialist gab bekannt, dass das Team die Etappen zwischen beiden
Fahrern aufteilen wolle, wobei Ewan als Kapitän aber das Vorrecht habe. Bei
welchen Rennabschnitten er also sein Glück versuchen dürfe, stünde noch nicht
fest, so De Gendt: «Es könnte eine Bergetappe sein oder auch im Flachen. Die
einzige Einschränkung ist für mich, wenn ich für Caleb Ewan arbeite. An den
anderen Tagen weiß man nie.»
Der Giro 2021 markiert die insgesamt fünfte Teilnahme De Gendts an der großen
Italien-Rundfahrt. Bei seinem Debüt 2012 konnte der Profi seinen bislang ersten
Etappensieg einfahren und erzielte mit dem dritten Platz im Gesamtklassement das
bisher beste Ergebnis bei dem Rennen. 2019 konnte De Gendt ebenfalls gute
Leistungen zeigen, als er auf zwei Etappen den dritten und achten Platz belegte,
wobei er seiner Vorbereitung damals eine wichtige Rolle zuschrieb.
«Vor zwei Jahren bin ich die Tour de Romandie gefahren und das lief sehr gut,
aber ich habe mich danach ein wenig müde gefühlt, weil es nur vier oder fünf
Tage zwischen den beiden Rennen gab», erklärte De Gendt zu seiner Vorbereitung
2019. In diesem Jahr habe er das Konzept ein wenig umgestellt: «Ich will
versuchen, am Start etwas frischer zu sein. Ich habe erst kürzlich ein hartes
Trainingscamp absolviert, aber genug Zeit gehabt, um mich vor dem Giro
auszuruhen. Vielleicht ist das eine bessere Strategie, vielleicht auch nicht,
das müssen Sie mich in drei Wochen fragen.»
Mit insgesamt 20 Teilnahmen schöpft De Gendt bei seinen drei Grand Tours in
dieser Saison aus einem großen Erfahrungsschatz. Dabei erklärte der Profi jetzt,
dass es keinen großen Unterschied mache, bei welcher Landesrundfahrt man gerade
sei, wenn man in die Ausreißergruppe wolle: «(…) Mit fast identischen
Mannschaften, den gleichen Fahrern und gleichen Zielen in jedem Rennen,
verändert sich da nicht wirklich viel.»
Über konkrete Pläne während der ersten großen Rundfahrt sprach der Profi noch
nicht. Im Endeffekt könne man im Vorhinein nicht sagen, bei welchen Etappen man
angreifen wolle, sondern müsse am jeweiligen Tag in sich gehen und fragen, ob
man die Form dazu habe: «Wenn Sie zum Beispiel die Etappen 6, 12 und 15
aufschreiben und dann an diesen Tagen schlechte Beine haben, sich aber an den
Tagen davor oder danach schonen, haben Sie gerade ein paar gute Etappen und
vielleicht eine Chance auf den Sieg verschenkt.»
Wie viele Chancen auf den Sieg sich für De Gendt tatsächlich ergeben werden,
bleibt in den nächsten Wochen abzuwarten, doch der Belgier scheint seine Ziele
für die drei Grand Tours fest vor Augen zu haben.