Gossau (dpa) - Alexander Winokurow vom Telekom-Team hat den Spieß umgedreht und dem Italiener Francesco Casagrande auf der vorletzten Etappe der Tour de Suisse das Gold-Trikot entrissen.

Der Olympiazweite aus Kasachstan nahm Casagrande beim Einzelzeitfahren über 32,5 km rund um Gossau im Kanton Zürich 52 Sekunden ab und tauschte mit dem Italiener die Plätze. Der für das Zeitfahren mitfavorisierte Jan Ullrich kam mit dem unbequemen, winkligen Kurs nicht so zurecht und musste mit Rang drei 51 Sekunden hinter dem Tagessieger Bradley McGee (Australien/42:20 Minuten) zufrieden sein.

Auf der letzten Etappe von Stäfa nach Aargau über 152 km droht Winokurow, dem diesjährigen Gewinner von Paris-Nizza und dem Sieger des Weltcup-Rennens Amstel Gold Race, kaum noch Gefahr. Der Gesamtsieg ist ihm nur im Falle eines Sturzes noch zu nehmen. Eine bessere Empfehlung für die in elf Tagen beginnende Tour de France hätte sich der Kasache nicht wünschen können. Winokurow brauchte nicht einmal die Hälfte der Strecke, um den Vorsprung Casagrandes - am Start 37 Sekunden - zu egalisieren. Im Gesamtklassement hat «Wino» jetzt 15 Sekunden Vorsprung.

Ullrich konnte mit seinem letzten großen Test vor dem Start der 90. Tour de France am 5. Juli in Paris dennoch zufrieden sein. Der 29-jährige Olympiasieger fuhr in 43:11 Minuten direkt hinter dem deutschen Vizemeister Uwe Peschel (Berlin) vom Team Gerolsteiner auf den dritten Platz.

«Jan ist von seiner Erkältung noch leicht angeschlagen, außerdem war das nicht sein Kurs. Trotzdem sind wir im Hinblick auf die Tour de France weiter auf dem richtigen Weg», sagte Ullrich-Betreuer und Bianchi-Teamchef Rudy Pevenage. Vor der Reise nach Paris steht für Ullrich als letztes Rennen noch die deutsche Straßen-Meisterschaft in Spalt bei Nürnberg auf dem Programm. Allerdings liebäugelt Ullrich mit einem Verzicht, weil die Geburt seines ersten Kindes bevorsteht, und er vor dem Frankreich-Trip noch mit seiner Lebensgefährtin zusammen sein will.

Die Auswahl der Strecke wurde hart kritisiert. Enge Feldwege, von der Sonne aufgeweichter Asphalt, viele Kurven: Das war auch nichts nach dem Geschmack des zweifachen Zeitfahr-Weltmeisters Ullrich. «Das war eine unwürdige Zeitfahrstrecke für eine solche Rundfahrt. Das war so, als würden wir von Bauernhof zu Bauernhof fahren», sagte der Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer. Auch Telekom-Teamchef Mario Kummer schimpfte über den winkligen Kurs, den der Tour-Direktor, der ehemals exzellente Zeitfahrer Tony Rominger mit zu verantworten hatte.

Einzelzeitfahren (32,5 km):

Stand nach der 8. Etappe: